Der Bau von Photovoltaikanlagen braucht Platz. Der wiederum fehlt Landwirten in der Region Trier für den Ackerbau. In der Eifel hat ein Verteilungskampf um die Flächen begonnen.
Stefan Fiedler ist Landwirt. Er bewirtschaftet den Hof in vierter Generation zusammen mit einem seiner Söhne. Sie erweitern den Betrieb konsequent: Aus den derzeit 150 Milchkühen werden bis zum Jahresende 200. Außerdem halten sie Rinder, Kälber und Mastbullen, insgesamt auch nochmal rund 200 Tiere.
Der Hof von Vater und Sohn liegt in Hallert im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Eine Gegend, in der viele Höfe wie der der Fiedlers zu finden sind. Nach Angaben des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum RLP werden über 50 Prozent der Milchkühe von Rheinland-Pfalz in der Region Trier gehalten.
Der Eifeler Landwirt, der auch Vorsitzender des Kreisbauernverbandes im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist, hat Angst, dass künftig viele Milchviehbetriebe aufgeben. Denn große Ackerflächen und Grünland würden immer interessanter für Investoren, die Photovoltaikfreiflächenanlagen bauen wollen, sagt Fiedler. "Es sind in unserer Region teilweise die besten Böden."
Pachtpreise steigen schnell an
Das Problem: Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in der Region Trier sind auf Pachtflächen angewiesen - besitzen laut Bauernverband nur wenig eigenes Land. Die Preise für landwirtschaftliche Flächen in der Region Trier steigen jedoch wegen der Nachfrage seit Jahren. Sie haben sich in den vergangenen 15 Jahren etwa verdreifacht. Die Pachtpreise lägen beispielsweise im Eifelkreis je nach Lage und Qualität der Böden mittlerweile bei bis zu 600 Euro pro Hektar, so der Verband.
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Höhere Einnahmen mit Photovoltaikanlagen
Die Pachteinnahmen durch Photovoltaik liegen laut Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz teilweise bei 3.000 bis 4.000 Euro pro Hektar. Für die Eigentümer sei das ausgesprochen lukrativ. Wie die Landwirtschaftskammer weiter erklärte, würden Landwirte durchaus unter Druck gesetzt, damit sie keine Einwände gegen geplante PV-Anlagen erheben. Das ist gerade für die Landwirte ein Problem, die mehrere Flächen bei einem Eigentümer gepachtet hätten. Falls sie gegen die Photovoltaikanlage seien, drohe ihnen möglicherweise der Verlust der gesamten Pachtfläche, so die Kammer.
Gemeinden verdienen Geld mit Solaranlagen
Oftmals haben die Gemeindeverwaltung und die Menschen im Dorf wenig Verständnis für die Anliegen der Landwirte. Denn für die meist klammen Gemeindekassen lohnt sich der Bau der Solaranlagen.
Dabei haben sich laut Landwirtschaftskammer einige verschätzt. Viele Gemeinden hätten sich zunächst Höchstgrenzen beim Bau von PV-Anlagen gesetzt. Nach der Priorisierung durch die Bundesregierung mussten dann aber viel mehr Flächen für Photovoltaik umgenutzt werden, als die Gemeinden dies ursprünglich geplant hatten.
850 Hektar Photovoltaikanlagen in Verbandsgemeinde Prüm möglich
In der Verbandsgemeinde Prüm sind entlang der Autobahn rund 600 Hektar Fläche für PV-Anlagen und Solarparks priorisiert. Laut Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) hat man weitere 250 Hektar für Photovoltaik ausgewiesen. Die Verbandsgemeinde Prüm hat eine Gesamtfläche von 46.500 Hektar, deswegen sieht der Verbandsbürgermeister darin auch kein Problem.
Auf die Pachtpreise, die die Eigentümer der Flächen erheben, kann die Gemeinde keinen Einfluss nehmen, so Söhngen. Allerdings habe man die Flächen für PV-Anlagen begrenzt, um dadurch eine weitere Preissteigerung der Pachten zu verhindern. Bürgermeister Söhngen weiß aber auch, dass Flächen gebraucht werden. "Wenn wir umsteigen wollen - umsteigen müssen - auf erneuerbare Energien, dann wird man auch die Flächen dafür nutzen müssen, die am besten dafür geeignet sind."
Pachtverträge enthalten oft Klauseln
Neben den gestiegenen Pachten gibt es laut Landwirt Stefan Fiedler aus Hallert noch ein weiteres Problem: Die Landwirte bekämen die Flächen von den Eigentümern nur noch unter Vorbehalt verpachtet und nur für kurze Zeit. Oftmals gäbe es eine spezielle Photovoltaik-Klausel im Pachtvertrag. Einem Landwirt kann es dann passieren, dass er seine Fläche abgeben muss, damit dort eine PV-Anlage errichtet werden kann.
Stefan Fiedler sieht deswegen immer mehr seiner Berufskollegen unter Druck, auch weil die Planungssicherheit fehle. Die Landwirte müssten rechnen und überlegten sogar, ihren Betrieb zu verkaufen, sagt er. Dies kann Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen nicht bestätigen. Davon habe er noch nichts gehört.
Stefan Fiedler findet erneuerbare Energien wichtig - er selbst betreibt eine Photovoltaik- und eine Biogasanlage, die mit eigener Gülle und Mist betrieben wird. Der Landwirt will aber auch, dass die Interessen aller landwirtschaftlichen Betriebe gewahrt werden. Wie aktuell mit ihnen umgegangen wird, sei nicht in Ordnung, sagt er. "Das macht mich ehrlich gesagt wütend, dass man so mit dem Berufsstand umgeht."
Der Eifeler Landwirt wünscht sich, dass es auch weiterhin Schweine-, Hühner- und Rindviehbetriebe in der Eifel gibt. Sie würden auch das Landschaftsbild prägen. Er sagt, dass sich nicht umsonst eine der größten Molkereien Europas in der Eifel niedergelassen hat. "In den Höhenlagen der Eifel gibt es gutes Grünland für Milchkühe."