Felder werden in der Eifel teurer und knapper. Denn Kommunen und Firmen machen Bauern das Land streitig. Landwirte wie Gerd Sohns finden kaum noch Flächen, um Getreide anzubauen.
Für Gerd Sohns ist es immer klar gewesen, dass er Bauer wird. Er ist auf einem Bauernhof in Weinsheim in der Eifel aufgewachsen. Schon sein Vater und sein Großvater haben hier gearbeitet.
Daher ist er auch stolz, dass seine Tochter den Familienbetrieb mit 130 Kühen übernehmen will. Der Vater macht sich aber auch Sorgen. Denn er sieht harte Zeiten auf die Landwirtschaft und seinen Hof zukommen.
Gewerbegebiet Weinsheim wird erweitert
Eines der Probleme ist, dass Sohns bald 15 Hektar Ackerland verlieren wird. Ein schwerer Schlag für das Unternehmen, sagt der Landwirt: "Das ist ein Zehntel unserer Felder. Das reicht dann gerade noch, um das Vieh satt zu bekommen." Daran, Getreide weiterzuverkaufen, sei nicht mehr zu denken.
Die 15 Hektar fallen dem Gewerbegebiet Weinsheim zum Opfer, das bald erweitert wird. Auf den angrenzenden Feldern, wo jetzt Weizen und Gerste wachsen, sollen bald Industriehallen stehen.
Dafür hat die Gemeinde das Land bereits zu einem lukrativen Preis gekauft. Der Besitzer kann mit seinem Feld auf diese Art mehr verdienen, als ihm die Pacht des Bauern einbringt. Und hat den Vertrag mit dem Bauern gekündigt. "Es schmerzt, dass da gutes fruchtbares Land, versiegelt wird", sagt Sohns.
Aus Ackerland werden in Bitburg Wiesen
Gutes fruchtbares Land gibt es auch rund um Bitburg, 40 Kilometer südlich von Weinsheim. Und auch hier muss es weichen. Und das sogar im Namen des Naturschutzes.
Der britische Sportwarenhersteller Frasers Group siedelt sich dort auf dem ehemaligen Flugplatz an. Und zwar genau dort, wo derzeit Magerrasen blüht. Ein kostbarer Lebensraum für geschützte Arten geht verloren.
Landwirtschaftskammer: "Das ist Irrsinn"
Deshalb muss die Kommune gemäß Naturschutzgesetz für neue Wiesen sorgen und braucht Flächen. Die Folge: Aus 65 Hektar Ackerland zwischen Scharfbillig und Röhl im Eifelkreis soll Magerrasen werden. Wieder fallen Felder weg.
Die sogenannte Ausgleichsmaßnahme dient der Artenvielfalt, argumentiert die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. "In Zeiten, in denen wir über eine heimische und regionale Lebensmittelversorgung sprechen, ist so etwas ein Irrsinn", findet hingegen Daniela Kühn von der Landwirtschaftskammer.
Jeden Tag verschwindet landwirtschaftliche Fläche
In ganz Deutschland ist ein Kampf um Grund und Boden ausgebrochen. Und die Landwirte sind dabei, ihn zu verlieren. Das belegen Zahlen des Statistischen Landesamtes in Bad Ems.
Demnach ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Rheinland-Pfalz seit 1980 um mehr als ein Zehntel geschrumpft. beim Getreide sind es sogar 40 Prozent. Gleichzeitig wachsen Industrie- und Neubaugebiete etwa in Föhren, Wittlich oder Mehring, es werden Felder mit Solarparks bestückt.
Ackerland wird in der Eifel immer teurer
Die Folge ist laut Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, dass die Preise für den Boden seit Jahren steigen. "Im Prümer Land haben sich allein in den vergangenen zehn Jahren die Pachtpreise verdoppelt", sagt Sohns. Und sie werden weiter steigen, mutmaßt er, wenn das Gewerbegebiet in Weinsheim erweitert wird.
Aloysius Söhngen (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, sieht hingegen gute Gründe für die Vergrößerung des Industriegebietes. Dort würden schließlich Arbeitsplätze geschaffen und der Wohlstand kommender Generationen gesichert.
Tochter will Betrieb in Weinsheim trotzdem übernehmen
An die Zukunft seiner Tochter und der nächsten Generation von Landwirten denke dabei niemand, glaubt der Familienvater. Die lässt sich trotzdem nicht beirren.
Die junge Frau hat in Bingen Landwirtschaft studiert und hält an ihren Plänen fest, den elterlichen Hof zu übernehmen. "Für sie kommt nichts anderes infrage. Und ich will ihr das auch nicht ausreden", sagt Sohns. Da kommt das Kind offenbar ganz nach ihrem Vater.