Auf einem See in Renchen schwimmt seit vier Jahren eine Photovoltaik-Anlage - die erste kommerzielle Anlage dieser Art in ganz Deutschland. Aber wo liegen Potenzial und Gefahren?
Seit etwa vier Jahren treiben die etwa 3.000 Photovoltaik-Paneele auf dem Baggersee in Renchen im Ortenaukreis. Sie versorgen ein Kieswerk.
Befestigt sind die dunkelblauen Felder auf einer Art grauer Plastik-Bojen, die ganze Anlage ist mit Seilen am Ufer befestigt. Alle Paneele sind in Richtung Süden ausgerichtet, um die Sonne einzufangen.
SWR-Reporterin Laura Bisch hat sich mit den Potenzialen und Gefahren schwimmender Anlagen mit Photovoltaik im nachfolgenden Beitrag beschäftigt:
Erste schwimmende Photovoltaik Deutschlands
Wenn Armin Ossola, der Betreiber des Kieswerks, auf seine Photovoltaik-Anlage blickt, dann ist er mächtig stolz. Er findet es schön, eine Art Pionier auf dem Gebiet zu sein. Das ist er auch: Seine Anlage ist die erste kommerzielle schwimmende Photovoltaik-Anlage in ganz Deutschland.
Und auch die Zahlen sprechen für die Anlage: Laut Ossola erzeugt sie etwa 800.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Zum Vergleich: Damit könnte man im gleichen Zeitraum etwa 200 Einfamilienhäuser versorgen.
Der Strom, der etwa am Wochenende und am Abend produziert und nicht für den Betrieb des Kieswerks benutzt wird, wird laut Ossola ins Stromnetz eingespeist.
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Fast die Hälfte des Stroms wird vor Ort produziert
Für das Kieswerk bedeuten die Zahlen, dass fast die Hälfte des Stroms, den es benötigt, direkt vor Ort produziert wird. Kieswerkbetreiber Ossola erklärt, er sei dadurch unabhängig, könne die teuren Stromkosten abfedern und sei gleichzeitig ökologisch.
Paneele werden durch Wasser des Sees gekühlt
Dass die Paneele schwimmen, ist dabei ein ganz entscheidender Vorteil, erklärt Ossola. Denn durch das Wasser des Sees werden die Paneele gekühlt, wodurch sie nicht so leicht überhitzen wie etwa auf einem Hausdach. Durch die ständige Kühlung ist die schwimmende Anlage laut Ossola auch etwa zehn Prozent leistungsfähiger.
Heller: Viele Seen eigenen sich für Photovoltaik
Dass so eine schwimmende Photovoltaik-Anlage Potenzial hat, glaubt auch Boris Heller. Er kümmert sich um die Projektentwicklung zum Thema Photovoltaik bei Erdgas Südwest.
Für Heller ist klar: Es gibt in der Region noch viel mehr Seen, auf denen solche Anlagen installiert werden können. Er erklärt: "Konkret haben wir sehr viele Baggerseen, die heute schon endausgekiest sind." Damit meint Heller frühere Baggerseen, in denen kein Kies mehr gefördert wird. Insgesamt spricht Heller von rund 900 künstlich entstandenen Wasserflächen in ganz Baden-Württemberg.
Photovoltaik auf See: Keine Konkurrenz für Landwirtschaft
Diese Seen sind laut Heller teilweise in privater Hand - darum gebe es für sie auch keine Nachnutzung. Außerdem böten diese Seen nicht nur Fläche, sondern stellten auch keine Konkurrenz zur Landwirtschaft dar, argumentiert Heller weiter. Damit flankiert er ein Argument des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir (Grüne), der sich unlängst für Photovoltaik auf versiegelten Flächen ausgesprochen hat.
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BUND: Noch viele offene Fragen
Nicht ganz so enthusiastisch ist Hartmut Weinrebe vom BUND mittlerer Oberrhein. Er blickt auf die schwimmenden Stromproduzenten vorsichtig optimistisch. Für ihn gibt es noch viele offene Fragen. Zum Beispiel: Inwiefern betrifft es die Erwärmung der Baggerseen? Verändert sich da die Umwälzung? Hat es Auswirkungen auf das Plankton?
Die Forderung des BUND mittlerer Oberrhein ist deshalb, fundierte Begleituntersuchungen zu machen. Dadurch soll demnach herausgefunden werden, wie groß die Anlagen bestenfalls sein dürfen. Außerdem erhofft sich Weinrebe Aufschlüsse dazu, wie die Anlagen angeordnet sein müssen, damit sie möglichst keine Nachteile für das Biotop See darstellen.
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Vorschriften für Anlagen sind streng
Einige Antworten gibt es bereits. Gesetzlich ist etwa geregelt, dass schwimmende Photovoltaik-Anlagen nur maximal 15 Prozent der Seefläche bedecken dürfen. Zum Vergleich: Die Anlage in Renchen bedeckt nach Angaben von Kieswerkbetreiber Ossola zwei Prozent der Seeoberfläche. Außerdem müssen die Anlagen laut Gesetz mindestens 40 Meter vom Ufer entfernt sein.
Trotz einiger Vorschriften gibt es gerade entlang des Rheins, wo es viele Baggerseen gibt, immer mehr Gemeinden, die solche Projekte planen. Dazu gehören zum Beispiel Bad Schönborn, Durmersheim und Waghäusel. Ob und wann die Anlagen kommen, muss sich erst noch zeigen.
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