Alle Kommunen in RLP klagen über zu wenig Geld. Alle? Eine kleine Gemeinde im südlichen Hunsrück zeigt, dass es auch anders geht.
Fohren-Linden im Kreis Birkenfeld, ganz kurz vor dem Saarland. 350 Einwohner, ein ausgeglichener Haushalt. Und genug Geld, um die Gemeinde auch für neue Einwohner attraktiv zu gestalten. Gegen den aktuellen Trend wurde sogar die Grundsteuer gesenkt.
Möglich machen das vier Windräder, die zur Gemeinde gehören und einiges verändert haben.
Mit Windrädern Einnahmen generieren
Michael Reis arbeitet beim Bauhof in Baumholder. Seit 2019 ist er ehrenamtlicher Bürgermeister von Fohren-Linden. "Amateur-Politiker", wie er selbst sagt. Er hofft, dass Fohren-Linden für andere zum Vorbild wird. "Ich würde mich für jede Gemeinde freuen, die es genehmigt bekommt, ein oder mehrere Windräder zu stellen oder auf andere Weise mit alternativen Energien Einnahmen zu generieren. Nur so kann man einen kleinen Ort mit wenig Geld attraktiv halten für die Zukunft."
Zum Beispiel mit einem neuen Spielplatz. Kostenpunkt: etwa 40.000 Euro. Er soll sogar noch erweitert werden. "So ein Spielplatz, der lockt natürlich", sagt Michael Reis. Die Gemeinde wolle ja auch neue Bürger gewinnen. "Wir haben noch zehn Bauplätze, die wollen wir natürlich verkaufen, sie sind auch nicht sehr teuer."
Neuer Spielplatz, niedrigere Grundsteuer
Mit den Einnahmen durch die Windräder sollen auch die Bushaltestellen im Ort umgebaut werden - größer und barrierefrei - das schlägt mit knapp 100.000 Euro zu Buche. Die Küche des Gemeindehauses wurde kürzlich für etwa 30.000 Euro erneuert - alles ohne Kredite. Der Etat der Gemeinde Fohren-Linden ist ausgeglichen, deshalb hat man in diesem Jahr sogar die Grundsteuer gesenkt.
"Uns geht es gut, das können wir weitergeben an die Bürger, dadurch können sie Geld sparen - und dann geht es denen auch gut", freut sich Bürgermeister Reis.
Und das alles dank der Windkraft. Die Planungen hat vor knapp 20 Jahren der ehemalige Bürgermeister Gerd Schug vorangetrieben, trotz Widerständen aus der Verbandsgemeinde. Seit 2006 haben sie dadurch zwar keinen Geldregen, aber einen konstanten Geldsegen. Schug schätzt, dass jedes Jahr etwa 90.000 Euro zusammenkommen. Durch Pachteinnahmen und Gewinnbeteiligung durch den Betreiber der Windräder. Es könnte sogar noch mehr werden, denn das erste Windrad wurde gerade erneuert und dabei vergrößert.
Eine Familie, die gerade zugezogen ist, profitiert jetzt schon von der Windkraft.
Und seine Frau Manuela Fuchs-Günther ergänzt, die Windräder um die Ecke machten ihr nichts aus. Man höre sie von ihrem Grundstück aus nicht. "Klar, man sieht sie, aber das stört uns nicht."
Vier Windräder haben das Dorfleben hier verbessert - und werden es weiter tun. In Fohren-Linden wird gemacht - statt gejammert.
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