Die Menschen in Rheinland-Pfalz stehen Erneuerbaren Energien mehrheitlich positiv gegenüber - und zwar selbst dann, wenn die Windräder oder Solaranlagen in ihrem unmittelbaren Umfeld stehen. Das hat eine Studie im Auftrag des Klimaschutzministeriums ergeben.
Grundsätzlich wünschen sich demnach etwa neun von zehn Menschen in Rheinland-Pfalz, dass Solar- und Windenergie künftig stärker genutzt werden. Dabei schneiden bei den Befragten am positivsten Solaranlagen auf Hausdächern ab, gefolgt von Windrädern und Solaranlagen auf Freiflächen.
Kaum Bedenken gegen Windräder vor "der eigenen Haustür"
Fast 80 Prozent der Befragten sagen, sie hätten "keine" oder "weniger große Bedenken", wenn die Windräder in ihrem Wohnumfeld gebaut würden. Und gut 70 Prozent finden nicht, dass Windräder Heimat und Natur "kaputt machen".
Es gebe jedoch eine Stadt-Land-Debatte, erklärte Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) in einer Pressemitteilung. Fast drei Viertel der Befragten hätten die Einschätzung geteilt, dass es einfach sei, sich als Großstadtbewohner für Windenergie stark zu machen, da die Landbevölkerung die Windräder ertragen müsse. "Wir müssen daher weiterhin dafür sorgen, dass die Menschen dort profitieren, wo die Anlagen gebaut werden." Das gehe etwa über Solidarpakte, mit denen der Landesbetrieb Landesforsten Kommunen an den Pachteinnahmen von Anlagen auf Staatsforstflächen beteilige.
Umstritten sind die Windräder vor allem im Pfälzerwald. Dort gibt es immer wieder Bürgerinitiativen, die Windkraftanlagen ablehnen, weil sie angeblich die Landschaft verschandeln oder den Tourismus beeinträchtigen könnten. Vor einem Jahr entschied das Land, im Biosphärenreservat Pfälzerwald vorerst keine Windkraftanlagen zu bauen, um den UNESCO-Welterbestatus nicht zu gefährden.
Windkraft-Ausbau kommt nur schleppend voran
Dabei hinkt das Land den eigenen Ansprüchen beim Ausbau der Windenergie noch hinterher. Ein Grund sind auch Materialengpässe aufgrund der Energiekrise. Sie bremst viele Unternehmen beim Bau neuer Anlagen aus.
SWR-Umweltexperte Werner Eckert meint, dass bis 2030 jährlich etwa 100 neue leistungsfähige Windkraftanlagen im Land gebaut werden müssen, um die Ziele der Ampel-Koalition zu erreichen. Wichtig sei, die Kommunen an den Einnahmen der Anlagen zu beteiligen und nicht nur die Eigentümer der Grundstücke, auf denen die Windräder stehen.
Eder sieht Besserung beim Ausbau der Windenergie
Klimaschutzministerin Eder erklärte, mittlerweile gebe es eine Trendwende beim Ausbau der Windenergie. "Das Lösen vieler Bremsen auf Bundes- und Landesebene zeigt langsam Wirkung. 2023 betrug der Zubau bis August diesen Jahres 24 Windenergieanlagen. Das sind 93,3 Megawatt. 2022 wurden 72 Megawatt neu installiert. Es geht also auch hier voran, wenn auch noch nicht mit dem Tempo, das wir uns wünschen", erklärte Eder.
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Im Bereich Solarenergie werde man die eigenen Zielvorgaben sogar übertreffen, so Eder. "Wir werden das – im Koalitionsvertrag gesetzte – Ziel von 500 Megawatt installierte Leistung in diesem Jahr deutlich überschreiten. Der Zubau in diesem Jahr beträgt bisher rund 540 Megawatt. Im Jahr 2022 wurden PV-Anlagen mit einer neu installierten Leistung von 358 Megawatt aufgebaut, 2021 waren es 272 Megawatt", so Katrin Eder zum Vergleich.
Unterschiedliches Tempo beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie
Im laufenden Jahr wurden nach Angaben von Umweltstaatssekretär Michael Hauer (Grüne) bislang 24 Windenergieanlagen. Insgesamt gebe es 1.776 Anlagen mit einer installierten Leistung von knapp 4.000 Megawatt in Rheinland-Pfalz. Der Ausbau der Windkraft verlaufe noch immer zäh, gehe aber mittlerweile besser voran. Die Genehmigungszeiten für die Anlagen würden durchschnittlich 24 Monate betragen, von der Genehmigung bis zum Bau vergingen dann nochmals 1,5 bis zwei Jahre.
Bei der Solarenergie seien die Genehmigungen deutlich schneller. Knapp 39.000 Anlagen seien in diesem Jahr dazugekommen. 194.000 Solaranlagen mit einer installierten Leistung von 3.650 Megawatt gebe es derzeit in Rheinland-Pfalz, berichtete Hauer. Er vertrat die erkrankte Eder bei der öffentlichen Präsentation in Mainz.
Oft positive Haltung zur Kernernergie
Ablehnung gegenüber Windrädern und Solarparks in ihrem Umfeld äußern demnach vor allem Menschen, die solchen Anlagen grundsätzlich negativ gegenüberstehen. Und: eine große Minderheit von fast 40 Prozent sagt, dass die Kernenergie künftig stärker genutzt werden sollte. Dafür hatten sich in jüngster Zeit auch immer wieder Politiker und Politikerinnen von CDU, FDP und AfD ausgesprochen. Ihr Argument: Auch die Kernenergie sei sauber und helfe, CO2 einzusparen. Für die Umfrage wurden im Mai dieses Jahres gut 2.500 Menschen im Land befragt.
Ministerin Eder begrüßte die Ergebnisse der Studie. Für die Energie- und Mobilitätswende sei ein "breiter Schulterschluss" mit der Bevölkerung erforderlich.