Frauen häufig Opfer von Gewalt und Mord

Weltfrauentag: Zahlreiche Veranstaltungen in BW - SPD fordert lebenslange Haft für Femizide

Stand

Immer wieder werden Frauen umgebracht, weil sie Frauen sind. In BW machen einige Aktionen auf Femizide und Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Auch SPD-Politiker sehen Handlungsbedarf.

SPD-Rechtspolitikerinnen und -politiker aus Bund und Ländern fordern eine härtere Bestrafung von tödlicher Gewalt gegen Frauen. Wird eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist, müsse dies künftig als Femizid anerkannt und regelmäßig als Mord aus niedrigen Beweggründen bestraft werden, heißt es in einer Erklärung, die die SPD-Rechtspolitiker bei einem Treffen in Stuttgart kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März verabschiedeten und die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Geschlechtsspezifische Motive müssen klar benannt werden und bei der Strafzumessung von Gesetzes wegen strafschärfend berücksichtigt werden", heißt es in dem Papier.

Baden-Württemberg

Einsatz gegen Gewalt an Frauen Femizide: Was Menschen in BW dagegen tun

Fast jeden Tag versucht in Deutschland ein Ehe- oder (Ex-)Partner, eine Frau zu töten. Aktivistinnen sehen ein strukturelles Problem. Härtere Strafen aber seien nicht die Lösung.

SPD: Taten richten sich gegen Selbstbestimmung der Frau

Diese Taten richteten sich gegen die Selbstbestimmung von Frauen und seien geprägt von patriarchalem Besitzdenken, betonte die stellvertretende rechtspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Carmen Wegge. "Das ist frauenfeindlich, diskriminierend und verletzt den Grundsatz der Geschlechtergleichheit." Die Zahl von Gewalttaten von Männern gegenüber ihren Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen sei leider weiterhin erschreckend hoch.

Zum Weltfrauentag hat der SWR vier junge Frauen vom Wohlfahrtswerk Heilbronn getroffen, die sich mit dem Thema "Gewalt gegen Frauen" auseinandersetzen. Sie haben ein Projekt gestartet, mit dem sie Opfern Mut machen wollen, sich professionelle Unterstützung zu holen.

Femizide werden oft nicht als Mord gewertet

Nach Erhebungen des Bundeskriminalamtes kommt es deutschlandweit etwa an jedem dritten Tag zu einem solchen Tötungsdelikt - 2015 waren es etwa 135, 2020 dann 139 Fälle. Lange wurde in solchen Fällen oft beschönigend von einem "Beziehungsdrama" oder einer "Familientragödie" gesprochen. Wenn Männer in Trennungssituationen ihre frühere Partnerin töteten, wurde das bisher vor Gericht oft lediglich als Totschlag und nicht als Mord gewertet. Die aufgewühlte emotionale Situation des Täters wurde als strafmildernd betrachtet, sein patriarchales Besitzdenken, das der Frau kein Leben ohne ihn zugestand, dagegen nicht als strafverschärfend.

Der rechtspolitische Sprecher der baden-württembergischen SPD-Landtagsfraktion, Boris Weirauch, bezeichnete Gewalt gegen Frauen in Deutschland als ein "strukturelles Problem". "Ein Femizid ist ein Femizid und darf nicht als 'Ehrenmord' oder 'Eifersuchtsdrama' verharmlost werden."

In einem Gesetzentwurf der Ampelregierung heißt es unter anderem, dass "geschlechtsspezifische" Tatmotive als weitere Beispiele für menschenverachtende Beweggründe und Ziele in die Liste der bei der Strafzumessung besonders zu berücksichtigenden Umstände aufgenommen werden sollen. Von Femizid als Mord ist in dem Entwurf allerdings nicht die Rede. Es handle sich um eine politische Forderung der SPD-Rechtspolitiker, sagte Weirauch.

Forderung: Anti-Abtreibungsproteste erschweren

Auch wollen die Sozialdemokraten sogenannte Gehsteigbelästigungen im Zusammenhang mit Schwangerschaftsabbrüchen verbieten. Vor Beratungsstellen, aber auch vor Krankenhäusern oder ärztlichen Praxen, die Schwangerschaftsabbrüche vornähmen, komme es verstärkt zu Aktionen von Abtreibungsgegnern, heißt es in dem Papier. "Dies geschieht zum Beispiel durch sogenannte Mahnwachen, durch gezielte Ansprache oder Beschimpfung der schwangeren Frauen." Diese "Gehsteigbelästigungen" stigmatisierten Ratsuchende, setzten sie massivem psychischem Druck aus und behinderten den freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen.

Symbolfoto: Gestellte Aufnahme zum Thema Hasskommentare in Sozialen Netzwerken.
Hasskommentare in Sozialen Netzwerken treffen auch Frauen (Symbolbild)

SPD-Politiker: Frauen vor digitaler Gewalt schützen

Außerdem fordern die SPD-Rechtspolitiker in der Erklärung ein gerichtliches Verfahren, um anonyme Social-Media-Accounts zügig sperren zu können und Frauen besser vor digitaler Gewalt zu schützen. Gewalt gegen Frauen müsse zudem in familienrechtlichen Verfahren stärker berücksichtigt werden, etwa bei Sorge- und Umgangsverfahren. "Das elterliche Umgangsrecht darf nicht die Sicherheit eines Elternteils oder des Kindes gefährden." Außerdem verlangen die Sozialdemokraten mehr Prävention und einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen für eine verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern.

Veranstaltungen am Weltfrauentag in Baden-Württemberg

Am internationalen Frauentag finden im ganzen Land thematische Veranstaltungen statt. Beispielsweise sind in Stuttgart zahlreiche Aktionen geplant, um auf Femizid und Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen. Die Gewerkschaft ver.di schließt sich mit einem Warnstreik den Protesten an. Viele Proteste im Land widmen sich vorwiegend von Frauen ausgeübten Berufen. In Lörrach macht das Frauenhaus auf Missstände aufmerksam. Aber auch andere Veranstaltungen stellen den weiblichen Teil der Gesellschaft in den Mittelpunkt. In Bruchsal (Kreis Karlsruhe) sollen beispielsweise Mädchen und junge Frauen mit einer Drohne für technische Berufe begeistert werden.

Mehr zum Weltfrauentag

Konstanz

Frauen im Beruf Jeder fünfte Handwerksbetrieb am Bodensee hat eine Chefin

Zwischen Bodensee und Ostalb wird laut Handwerkskammer Ulm inzwischen jeder fünfte Handwerksbetrieb von einer Frau geführt. Allein im vergangenen Jahr hätten knapp 500 Frauen einen Betrieb gegründet.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Schwerpunkt im Zeichen des Weltfrauentages Warnstreik im öffentlichen Dienst: Geschlossene Kitas in BW

Der öffentliche Dienst ist zum großen Teil weiblich - viele Frauen arbeiten in Teilzeit. Darauf hat die Gewerkschaft ver.di am Internationalen Frauentag aufmerksam gemacht.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

Stuttgart

Warnstreiks in der Region fallen mit Protesten zusammen Stuttgart: Tausende bei Kundgebung und Warnstreik zum Weltfrauentag

Am 8. März gehen weltweit Menschen auf die Straße, um für die Rechte von Frauen zu protestieren. Allein in Stuttgart haben rund 6.000 an der Kundgebung teilgenommen.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Lörrach

Unsichere Finanzierung und zu wenig Platz Frauenhaus in Lörrach beteiligt sich am bundesweiten Streik

Schutz für alle Frauen ohne Ausnahme - das forderten die Autonomen Frauenhäuser am bundesweiten Frauenhaus-Streiktag am Dienstag. Lörrach streikte vor Ort.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Gammertingen

Truckerin Marion Lux | 8.3.2023 So kämpft sich die Fernfahrerin durch eine Männer-Domäne

Klischee: Der Beruf des Truckers ist Männersache! Stimmt. Noch - denn Truckerinnen wie Marion Lux erobern sich die Sitze im Führerhaus der Lkw.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
SWR

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.