Zwischen Bodensee und Ostalb wird laut Handwerkskammer Ulm inzwischen jeder fünfte Handwerksbetrieb von einer Frau geführt. Allein im vergangenen Jahr hätten knapp 500 Frauen einen Betrieb gegründet.
Anlässlich des Internationalen Frauentags am Mittwoch hat die Handwerkskammer Ulm nun bekannt gegeben, dass jeder fünfte Handwerkbetrieb zwischen Ostalb und Bodensee in Frauenhand liegt. So hätten sich Frauen besonders häufig mit einem Kosmetiker- und Friseurhandwerk selbständig gemacht. Allein im vergangenen Jahr haben laut Handwerkskammer demnach fast 500 Frauen einen Betrieb gegründet.
Auch körperlich anstrengende Berufe für Frauen attraktiv
Mit der zunehmenden Digitalisierung und ihren Erleichterungen seien aber auch körperlich anstrengendere Handwerksberufe für Frauen attraktiver geworden. So gebe es beispielsweise im Ulmer Kammergebiet 29 Maler- und Lackierwerkstätten, 19 Metzgereien und sieben Zimmererbetriebe, die von Frauen geführt werden, heißt es in der Mitteilung. Im Kreis Ravensburg hätten insgesamt 835 Betriebe eine Chefin, im Bodenseekreis sind es 561 und im Kreis Biberach 510.
Frauen verdienen im Bodenseekreis 40 Prozent weniger als Männer
Der relative Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern ist nirgendwo in Deutschland so groß wie im Bodenseekreis. Das geht aus einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg zum Equal Pay Day am Dienstag hervor. Danach verdienten Frauen im Bodenseekreis am Stichtag 30. Juni 2021 fast 40 Prozent weniger als Männer. Pro Tag hat eine Frau hier durchschnittlich 110 Euro Bruttolohn, ein Mann 165 Euro.
Gründe: Qualifikation und Unternehmensgröße
Einer der Gründe dafür, dass Männer im Bodenseekreis besser verdienen, ist laut Studie ihre besonders hohe Qualifikation. Außerdem würden sie zumeist in Großbetrieben arbeiten. Aber auch in den anderen Kreisen der Region ist der Verdienstunterschied groß: Im Kreis Lindau beträgt er rund 32 Prozent, im Kreis Ravensburg rund 27 und im Kreis Konstanz gut 25 Prozent. Bundesweit verdienten Frauen am Stichtag knapp 19 Prozent weniger als Männer.
Wiedereinstieg nach Familienzeit: Agentur für Arbeit informiert
Die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg bietet am Dienstag einen Telefoninformationsvormittag vor allem für Frauen an, die nach einer Familien- oder Pflegezeit wieder in den Beruf einsteigen möchten. Hintergrund sei der Fachkräftemangel in der Region, so eine Pressesprecherin der Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg. Im vergangenen Monat habe es in den Kreisen Konstanz, Ravensburg und Bodenseekreis rund 1.500 offene Stellen für Ungelernte gegeben, dagegen für Fachkräfte mehr als doppelt so viele.
Telefonische Beratung soll Frauen unterstützen
Die Arbeitsagentur hofft mit dieser Aktion vor allem Frauen anzusprechen, da sie oftmals wegen der Kinder oder Pflege der Eltern eine Berufspause einlegten. Am Telefon werde unverbindlich rund um den Wiedereinstieg in den Beruf informiert - beispielsweise darüber wie eine Qualifizierung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert und wie eine Teilzeitausbildung abläuft. Denn besonders wichtig sei bei einem Wiedereinstieg eine Qualifizierung. So würden in der Region auch langfristig vor allem qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte gesucht, heißt es.
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