Der öffentliche Dienst ist zum großen Teil weiblich - viele Frauen arbeiten in Teilzeit. Darauf hat die Gewerkschaft ver.di am Internationalen Frauentag aufmerksam gemacht.
Die Gewerkschaft ver.di hat mit ihren Warnstreiks an diesem Mittwoch die Arbeit von Frauen im öffentlichen Dienst in den Mittelpunkt gestellt. Zum Internationalen Frauentag wurden bundesweit Beschäftigte im Bereich der sozialen Arbeit, in Kitas, Jugendämtern und Beratungsstellen aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Bundesweit streikten laut Gewerkschaft 70.000 Beschäftigte, 10.000 davon in Baden-Württemberg. Zahlreiche Kitas blieben in der Folge geschlossen.
Zwei Drittel Frauen im öffentlichen Dienst
ver.di fordert für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen, die Einkommen um 10,5 Prozent anzuheben - mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Das von der Gewerkschaft abgelehnte Angebot der Arbeitgeber umfasste unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt 5 Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro. Die dritte Tarifrunde findet vom 27. bis zum 29. März in Potsdam statt.
In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes 236.000 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Laut ver.di sind 67 Prozent der Beschäftigten Frauen, die Teilzeitquote beträgt rund 44 Prozent.
Warnstreiks in Baden-Württemberg
In Stuttgart kamen laut ver.di am Nachmittag 5.000 Streikende aus der Landeshauptstadt und den umliegenden Landkreisen zu einer Kundgebung und Demonstration zusammen - aus allen Branchen und Bereichen der Gesellschaft. Auch in Mannheim, Freiburg, Karlsruhe und Heilbronn legten Beschäftigte des öffentlichen Dienstes die Arbeit nieder.
In Mannheim blieben alle städtischen Kitas geschlossen, in Stuttgart zwei Drittel. Ebenfalls betroffen waren in Stuttgart Bäder sowie Kontrollen in Bussen und Straßenbahnen, in Mannheim Bibliotheken, die Musikschule sowie die Randzeitenbetreuung an Ganztagsschulen. Auch in den Krankenhäusern in Balingen und Albstadt (beide Zollernalbkreis) legten Mitarbeitende die Arbeit nieder. Nur Notfälle wurden behandelt. Operationen, die warten können, wurden nach Angaben des Klinikums verschoben.
Operationen verschoben Warnstreik im Zollernalbklinikum: Nur Notfälle werden behandelt
Mitarbeitende in den Krankenhäusern Balingen und Albstadt streiken am Mittwoch. Der Grund sind die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst.
Unverständnis für Streik-Aktionen
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) äußerte Unverständnis für die Aktionen - zumal man noch im Zeitplan der Verhandlungen liege, die Ende März fortgesetzt werden. Karin Welge, Verhandlungsführerin und VKA-Präsidentin, sagte, die Aufrufe dienten der Gewerkschaft zur Mobilisierung und Mitgliedergewinnung. ver.di trage zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate Tarifpolitik auf dem Rücken von jungen Familien aus. Doch gerade die Erzieherinnen hätten von erheblichen Verbesserungen profitiert. Seit 2009 seien ihre Verdienste bis zu 66 Prozent gestiegen. "Die Streikaufrufe insbesondere für diesen Bereich entbehren somit jeder Grundlage", sagte Welge.
ver.di-Vizelandeschefin Hanna Binder betonte: "Diese Tarifrunde ist auch die Tarifrunde der Frauen." Sie leisteten den Löwenanteil der bezahlten und unbezahlten Arbeit für Familie und Angehörige. Da Frauen in der Regel weniger verdienten als Männer, reduzierten sie die Arbeitszeit, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
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