Sexismus bei James Bond, Rassismus bei Pippi Langstrumpf, kulturelle Aneignung bei Winnetou. Viele Klassiker lesen wir heute mit anderen Augen.
Wenn problematische Begriffe verschwinden oder Übersetzungen modernisiert werden sollen, ist die Aufregung groß. Schnell steht der Verdacht der mangelnden Werktreue oder gar der Zensur im Raum.
Die Debatte wirkt sich auf die tägliche Arbeit von Büchermachern aus. Wie gehen Lektorinnen, Übersetzer und Wissenschaftlerinnen damit um? Und welche Rolle spielen sogenannte "Sensitivity Reader"? Ein aktueller Blick in die Werkstätten des Literaturbetriebs.
Stereotypische Darstellung angepasst Stuttgarter Verlag streicht N-Wort aus "Jim Knopf"-Büchern
Ab Samstag gibt es eine neue Version der "Jim Knopf"-Kinderbücher. Der Verlag hat in der kolorierten Neuauflage das sogenannte N-Wort gestrichen und das Design angepasst.
Lehrkräfte sollen selbst entscheiden "Tauben im Gras" im BW-Abi: Lehrerin findet Kompromiss annehmbar
Das Kultusministerium setzt im Streit um die Abi-Lektüre auf einen Kompromiss. Die Auslöserin der Debatte kann damit leben - das Grundproblem besteht für sie aber weiterhin.
Die Schule brennt – der Bildungspodcast mit Bob Blume Hadija Haruna-Oelker: Entkrampft mit Rassismus umgehen
"Die Schönheit der Differenz" – so heißt das Buch der Journalistin und Buchautorin Hadija Haruna-Oelker. Menschen sind unterschiedlich, in verschiedenster Hinsicht, und das ist gut so.
Was bedeutet das für den Umgang mit Rassismus in der Schule – sowohl im Unterricht als auch auf dem Schulhof? Oder mit dem viel diskutierten Buch "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen? Soll es wegen seiner vielen N-Wörter aus der Schullektüre genommen werden?
Erwähnte Bücher
Dirk von Gehlen: Das Pragmatismus-Prinzip
Rebecca Maskos/Mareice Kaiser: Bist du behindert oder was?
Weiterführende Podcast-Folgen
"Die Schule brennt" mit Aladin El-Mafaalani zu Bildung und Integration | https://www.ardaudiothek.de/episode/die-schule-brennt-der-bildungspodcast-mit-bob-blume/aladin-el-mafaalani-die-huette-brennt/swr/94714510/
Trauer und Turnschuh: "Was lernst du da? Unterricht und Gegenwartsbewältigung" | https://open.spotify.com/episode/4GgM6nDQEziEQNt6MyGAJR
Literatur und Materialien
Anti-Rassismus für Lehrkräfte. Aus der Praxis entstanden, von Lehrkräften für Lehrkräfte geschrieben | https://www.verlagruhr.de/anti-rassismus-fuer-lehrkraefte.html
Elina Marmer: Rassismuskritischer Leitfaden | https://www.elina-marmer.com/wp-content/uploads/2015/03/IMAFREDU-Rassismuskritischer-Leiftaden_Web_barrierefrei-NEU.pdf
Bundeszentrale für politische Bildung zu Antisemitismus | https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/311629/umgang-mit-antisemitismus-in-der-schule/
Kontakt: Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: dieschulebrennt@auf-die-ohren.com
Winnetou lebt nicht mehr Kendall Old Elk wehrt sich gegen Indianer-Klischees
Kendall Old Elk ist einer der wenigen Native Americans in Deutschland und wehrt sich gegen Indianer-Klischees.
Sollen wir verletzende Literatur umschreiben? Sensitivity Reading
In einem der Kinderbücher des britischen Autors Roald Dahl statt fett heißt es nun kräftig, James Bond soll in der Neuauflage der Romane nicht mehr so sexistisch sein: Ist das Zensur oder zeitgemäß? Und was macht diese Debatte mit unserem Verständnis von Literatur und Autorschaft?
“Es gibt Editionswissenschaften, wenn ich die Texte wirklich so lesen will, wie sie ursprünglich erschienen sind, kann ich das machen”, sagt Aşkın-Hayat Doğan. Er ist professioneller Sensitivity Reader, jemand der Bücher mit Blick auf Stereotype und realistische Darstellungen lektoriert - immer nur als Vorschlag, nie als Vorschrift. “Literatur darf immer noch alles.” Aber er betont auch: “Literarische Originalität ist nicht wichtiger als die Verletzung, die der Text bei anderen anrichtet.”
Wenn es um Änderungen an bereits publizierten Texten geht, ist Jens Jessen, ehemaliger Literaturchef der ZEIT, kritischer: “Natürlich dürfen scheußliche Gestalten in Romanen oder Theaterstücken auftauchen. Auf die Spitze getrieben hieße das sonst, wir landen wieder bei einer strengen Zensur wie im 17. Jahrhundert.” Die Autor*innen hätten vor 100 oder 200 Jahren eben nicht so geklungen wie wir heute.
Also alles eine aufgeblasene Debatte oder doch ein Problem für die Kunstfreiheit? Hört rein und bildet euch selbst eine Meinung!
Habt ihr weitere Themen oder Feedback?
Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de
Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak
Showrunner: Giordana Marsilio
Gesellschaft Darf man noch "Indianer" sagen?
Ja. Das mag überraschen, denn das Wort stammt aus der Kolonialzeit und ist eine Fremdbezeichnung. Doch das sind nicht die einzigen Kriterien. Von Gábor Paál | http://swr.li/indianer | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Klassiker der Literaturgeschichte Toni Morrisons Roman "Menschenkind" – Leidensweg einer Sklavin
Der berühmte Roman "Menschenkind" der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison erforscht die Vergangenheit der Afroamerikaner – und die Wurzeln rassistischer Gewalt, die bis in die Gegenwart reichen..
Gespräch Colson Whitehead: Harlem Shuffle
„Eine Ratte, die sich unter der Tür durchquetscht“ – so beschreibt sich der Möbelhändler Ray Carney. Er ist schwarz und versucht, im Harlem der späten 50er Jahre eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Mit sauberen Mitteln gelingt das nicht. Colson Whitehead, neuer Star der amerikanischen Literatur, erzählt ein weiteres Kapitel aus der schwarzen Geschichte Amerikas. | Alexander Wasner im Gespräch mit Frank Hertweck. | Hanser Verlag, 384 Seiten, 25 Euro | ISBN 978-3-446-27090-9
Buchkritik Kate Grenville: Ein Raum aus Blättern
1788: Elizabeth Macarthur kommt als Frau des englischen Offiziers John Macarthur in Sydney an. Sie lernt das Leben in der britischen Strafkolonie kennen, erkämpft sich Freiräume und trifft auf die Ureinwohner des Landes. Kate Grenvilles "Ein Raum aus Blättern" ist ein packender historischer Roman über Wahrheit und Lüge - und die Selbstbehauptung einer Frau.
Rezension von Tino Dallmann.
Aus dem Englischen von Anne Emmert
Nagel & Kimche Verlag, 368 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-312-01234-3
Porträt Tolkien und "Der Herr der Ringe" – Fantasy-Erfolg eines Sprachgenies
Er ist der Schöpfer von Mittelerde und seine Bücher zählen zu den meistgelesenen der Welt, J. R. R. Tolkien (1892 - 1973) aber sah sich nie als Schriftsteller. Was macht sein Werk so erfolgreich?
Porträt zum 50. Todestag Erich Kästner – Autor, Soldat und Friedensaktivist
Emil und die Detektive, Fabian, Das doppelte Lottchen – Erich Kästners Bücher sind bis heute sehr beliebt. Leicht und lustig im Stil, ist der Autor aber tiefsinniger als viele meinen. Seine Themen sind heute wieder besonders aktuell.