Am 16. März 1988 ließ Saddam Hussein die kurdische Stadt Halabja im Nordirak mit Giftgas bombardieren. Innerhalb weniger Stunden sterben 5.000 Menschen, Zehntausende werden verwundet.
"Anfal-Operation": Feldzug gegen die Kurden im Irak
1980 beginnt der Erste Golfkrieg zwischen Irak und Iran. 1986 startet Saddam Husseins Cousin Ali Majid die "Anfal-Operation". Einen Feldzug gegen die Kurden und andere Minderheiten im Nordirak, die sich während des Golfkriegs auf die Seite des Iran geschlagen haben. Mindestens 180.000 Menschen werden getötet.
Bei dem irakischen Giftgasangriff auf die kurdische Kleinstadt Halabja 1988 starben 5.000 Menschen. Weil deutsche Unternehmen an der irakischen Chemiewaffenproduktion beteiligt waren, seien sie mitschuldig, glauben die Überlebenden in Halabja.
Deutsche Firmen im Irak vor Gericht
Mehr als 30 Jahre nach dem Anschlag haben sie im Irak drei deutsche Firmen wegen Beihilfe zum Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verklagt.
Während der Corona-Pandemie war das Verfahren in Halabja für über eineinhalb Jahr ausgesetzt. Doch im Frühjahr 2022 wurde die Verhandlung wieder aufgenommen. Und auch wenn die angeklagten Firmen gar nicht erst vor Gericht erscheinen – für viele Überlebende bedeutet dieses Strafverfahren die Hoffnung, eines Tages doch noch Gerechtigkeit zu erfahren.
Einige europäische Länder erkennen Anfal-Operation als Genozid an
In den vergangenen Jahren haben nacheinander die Parlamente Schwedens, Norwegens und Großbritanniens Saddams Verbrechen an den Kurdinnen und Kurden im Zuge der "Anfal-Operation" als Völkermord anerkannt. Und 2021 gab es auch in Deutschland eine Debatte, ob die Anfal-Operation und das Massaker in Halabja als Völkermord anerkannt werden sollen.
SWR 2021 / 2022
Irak
2.8.1990 Beginn des Zweiten Golfkriegs
Am 2. August 1990 marschieren irakische Truppen auf Befehl von Machthaber Saddam Hussein im Nachbarland Kuwait ein. Damit beginnt eine Eskalation, die in den sogenannten Zweiten Golfkrieg mündet, der manchmal auch als Erster Irak-Krieg bezeichnet wird.
14.12.2003 Saddam Hussein ist gefasst
14.12.2003 | Nach der Eroberung Bagdads und dem Sturz Saddam Husseins durch US-amerikanische und britische Truppen versteckte sich der irakische Diktator im Untergrund. Erst neun Monate später, am 13. Dezember 2003, wird er in der Nähe seiner Heimatstadt Tikrit gefunden. Nach Darstellung der Ermittler hatte er sich in einem gemauerten Erdloch verschanzt, hatte 750.000 US-Dollar in bar und ergab sich den US-Soldaten kampflos.
Der erste der folgenden beiden Beiträge schildert die Situation im Irak, der zweite die Reaktion von US-Präsident George W. Bush.
Ein halbes Jahr später wird Saddam Hussein der irakischen Justiz übergeben. Ein weiteres Jahr später beginnt der Prozess gegen ihn. Nach einem Jahr wird Saddam Hussein zum Tod durch den Strang verurteilt und am 5. November 2006 hingerichtet.
20.3.2003 Beginn des Irak-Kriegs
20.3.2003 | Am 20. März 2003 greifen die USA unter Präsident George W. Bush den Irak an. Großbritannien wird sich kurz darauf anschließen. Die offiziellen Begründungen lauten: Der Irak unterstütze den internationalen Terrorismus und das Terrornetzwerk al-Qaida. Und der Irak habe Massenvernichtungswaffen. Beides hielten die meisten unabhängigen Fachleute damals schon für falsch, was sich später auch bestätigen sollte. Die Bundesregierung lehnte den Krieg zusammen mit Frankreich und Russland ab. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte damit im vorangegangenen Bundestagswahlkampf auch Punkte in der Bevölkerung gemacht. Das Verhältnis zum US-Präsidenten hatte darunter ziemlich gelitten, doch die USA hat es nicht vom Krieg abgehalten. In vielen Radiosendern laufen an jenem Tag Sondersendungen mit Berichten aus aller Welt. Wir hören Berichte über die Reden von US-Präsident Bush, von Iraks Diktator Saddam Hussein und US-Verteidungsminister Donald Rumsfeld. Und wir hören die kritische Stellungnahme von Bundeskanzler Gerhard Schröder und noch kritischere Reaktionen aus der deutschen Bevölkerung. Doch los geht es mit einem ersten Live-Gespräch um 4:30 Uhr mit ARD-Reporter Stephan Kloss, der die Situation in der Hauptstadt Bagdad schildert.
Giftgas
Porträt Fritz Haber – Erfinder des Gaskrieges
Erfinder des Gaskrieges ist Fritz Haber (1868 - 1934), Chemiker, Nationalist, zum Protestantismus konvertierter Jude und Nobelpreisträger. Die Einsätze an der Front überwachte er persönlich.
Porträt Clara Immerwahr – Späte Ikone für den Frieden
Die erste promovierte Chemikerin Deutschlands, Clara Immerwahr, nahm sich früh das Leben. Sie konnte nicht weiter forschen; ihr Mann, Fritz Haber, entwickelte Giftgas für den Ersten Weltkrieg. Manuskript zur Sendung: http://swr.li/clara-immerwahr
7.10.1962 Otto Hahn spricht über sein Leben – Erinnerungen eines Radiochemikers
7.10.1962 | Otto Hahn (1879 - 1968) war einer der bedeutendsten deutschen Chemiker des 20. Jahrhunderts. Sein Name ist, im Positiven wie im Negativen, eng verbunden mit den zerstörerischsten Kriegstechnologien. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er an der Entwicklung von Giftgas mit, das dann auch eingesetzt wurde. Zwischen den Weltkriegen setzte er seine Forscherkarriere fort und erbrachte den ersten direkten Nachweis der Kernspaltung. Dafür bekam er 1945 den Nobelpreis.
Völkermord
11.7.1995 Srebrenica vor dem Massaker – Serben nehmen die Stadt ein
11.7.1995 | Das Massaker von Srebrenica 1995 gehört zu den dunkelsten Momenten der Jugoslawienkriege in den 1990er-Jahren. 8.000 Bosniaken wurden ermordet. Für die ARD berichtet damals Anke Mai. Die Sorge vor einem bevorstehenden Massaker spricht sie im Gespräch mit dem SDR schon offen aus.