Selten wurde so viel über ein Gastland vor Beginn der Frankfurter Buchmesse diskutiert wie dieses Jahr: Italien präsentiert sich unter dem Motto „Verwurzelt in der Zukunft“.
Mafia-Experte Roberto Saviano im Gespräch
Prominente Autoren wie den Mafia-Experten Roberto Saviano gehörten allerdings nicht zur offiziellen Delegation. Saviano war aber trotzdem da, eingeladen von seinem deutschen Verlag Hanser. Mit dem SWR Kultur lesenswert Magazin hat er exklusiv gesprochen.
Roberto Saviano betont: „Die Deutschen müssen sehr aufmerksam die italienische Situation beobachten.“ Denn es könne durchaus sein, dass die Zukunft Deutschlands so werde wie die Gegenwart in Italien. Und die Deutschen müssten sehr aufpassen, dass sie nicht in diese Richtung gingen.
Roberto Saviano: Rechtsextreme Regierung Meloni nicht unterschätzen
Wie politisch aufgeladen war der Messe-Auftritt Italiens? Darüber sprechen wir mit der Italien-Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Karen Krüger.
Und Italien ist nicht nur das Land großer Romane, sondern hat auch eine ganz eigene Comic-Kultur. Gerade erschienen ist der Band „Die große Illusion“ von Alessandro Tota, der in Comicbildern die Comicgeschichte erzählt. Unser Buchtipp.
Friedenspreis an Anne Applebaum
Beendet wurde die Buchmesse am Sonntag mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Der geht dieses Jahr an die amerikanische Philosophin Anne Applebaum. Wofür sie steht, darüber sprechen wir mit SWR Kultur Literaturchef Frank Hertweck.
Deutscher Buchpreis an Martina Hefter
Den Auftakt zur Buchmessen-Woche bildete die Verleihung des Deutschen Buchpreises. Der geht dieses Jahr an die Leipziger Autorin Martina Hefter und ihr Buch „Hey guten Morgen, wie geht es Dir?“. Laut der Buchpreis-Jury ein „klug choreografierter Roman“ über moderne Heiratsschwindler. Wir sprechen mit der Preisträgerin.
Neu auf der Messe: eine ganze Halle für New Adult
New Adult-Bücher – also Bücher für junge Erwachsene, meist über pikante Themen wie Liebe und Sex – sind der Renner unter jungen Leser*innen. Besonders auf TikTok sprechen sie begeistert über Romanfiguren und Plots. Und dekorieren ihre Zimmer mit den farbenfrohen Covern. Ein großer Markt, das haben die Verlage erkannt und jetzt auch die Frankfurter Buchmesse. Die stellt zum ersten Mal der jungen Literatur eine eigene Halle zur Verfügung. Nina Wolf schaut sich dort um.
Fazit nach der Messe-Woche
Wie war sie nun, die 76. Frankfurter Buchmesse? Wir ziehen Bilanz mit SWR Kultur Literaturredakteur Carsten Otte.
Und wir fragen die Besucher*innen: Wann und wo lest ihr am liebsten? Denn eine neue Studie des Statistischen Bundesamts zeigt, dass wir uns weniger Zeit zum Lesen nehmen als noch vor zehn Jahren. Durchschnittlich 27 Minuten in Deutschland pro Tag. Was hingegen stieg, ist die Fernsehzeit. Die beträgt durchschnittlich zwei Stunden und vier Minuten. Das muss sich ändern, finden die Besucher*innen der Buchmesse.
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Eine debattenarme Frankfurter Buchmesse, ein wütender Schriftsteller und eine Friedenspreisträgerin, deren Werk zu wichtigen Diskussionen nicht nur im deutschen Buchbetrieb führen müsste.
Fest der Vielfalt und Debatte? Jedem seine Lieblingsblase - Die Frankfurter Buchmesse als Ort der Selbstbestätigung
Angesichts der aktuellen Kriege und gesellschaftlichen Konflikte wirkt die Frankfurter Buchmesse 2004 erstaunlich debattenarm. Das Publikum sucht und findet Bereiche zum Wohlfühlen und Entspannen. Mit Meinungsvielfalt und kritischem Diskurs hat dieses Messekonzept wenig zu tun.
Buchtipp zur Frankfurter Buchmesse 2024: Gastland Italien Ein zeitloses Meisterwerk der italienischen Literatur – Maria Messinas Roman „Das Haus in der Gasse“
Maria Messina hat mit „Das Haus in der Gasse“ einen sprachlich so makellosen Roman geschrieben, dass man mit jeder Zeile das Gefühl hat, Weltliteratur zu lesen.
Gespräch Buchmesse Frankfurt: Nachhaltigkeitspreis für Mannheimer Verlag
„Man muss ja was tun“, begründet der jetzt ausgezeichnete Mannheimer Verleger Niklas Thierfelder sein Engagement. Die Auszeichnung für Nachhaltigkeit ist beim Deutschen Verlagspreis zum ersten Mal vergeben worden und mit 30.000 Euro dotiert. Niklas Thierfelder ist Co-Gründer und Mitinhaber des Mannheimer Verlags „kunstanstifter“.
Ihm ist wichtig, dass sich sein Unternehmen schon früh damit auseinandergesetzt hat, was Nachhaltigkeit bedeutet im Verlagsgewerbe. Niklas Thierfelder sagt: „Für uns fängt es an mit der Auswahl der Texte und Bilder, ein Buch sollte nachhaltig sein, indem es lange Zeit im Regal steht.“
Wichtig sei aber auch, so der Mannheimer Verleger, dass die Druckereien einen Nachhaltigkeitsgedanken haben: „Wir haben früh angefangen, uns Gedanken über die Farben und die Transportwege zu machen“ Niklas Thierfelder erklärt, sein Verlag produziere beispielsweise nur in Deutschland, um die Wege kurz zu halten und verwende ausschließlich mineralöl-freie Farben.
Frankfurter Buchmesse Düster und reaktionär: So präsentiert sich Italien auf der Buchmesse
Der Geist des italienischen Messepavillons ist rückwärtsgewandt und reaktionär, findet SWR Literaturkritiker Carsten Otte im Gespräch von der Frankfurter Buchmesse.
Buchkritik Anne Applebaum - Die Verlockung des Autoritären. Warum antidemokratische Herrschaft so populär geworden ist
Die politische Publizistin Anne Applebaum über die wahren Gründe der autoritären Revolte.
Rezension von Konstantin Sakkas.
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Neubauer
Siedler Verlag, 208 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-8275-0143-1
Mehr zur Deutschen Buchpreisträgerin Martina Hefter:
Deutscher Buchpreis 2024 Preisträgerin Martina Hefter: „Ich möchte etwas weitergeben“
Man hat ihr die Überraschung angesehen: der Autorin Martina Hefter bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises für den besten Roman des Jahres. Kristine Harthauer im Gespräch mit Martina Hefter
Literatur Martina Hefter erhält Deutschen Buchpreis 2024 für „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“
Martina Hefter erhält für den Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ den Deutschen Buchpreis 2024. Hefters Roman übe eine ganz eigene Anziehungskraft aus, so die Jury.
Buchkritik Martina Hefter – Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Tagsüber hilft die Tänzerin Juno ihrem schwerkranken Partner, in den Nächten chattet sie mit einem Love-Scammer aus Nigeria. Martina Hefter erzählt eine Dreiecksgeschichte ganz neuer Art, in der es nicht nur viel um Tanz geht, sondern die bei aller existentiellen Schwere selbst ein leichtfüßiger Tanz mit vielen Themen und Motiven ist.
Rezension von Wolfgang Schneider