Deutschlands liebstes Weihnachtsessen

Warum wir an Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen essen

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik

Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen? Ente oder Karpfen? Nein, Deutschlands beliebtestes Weihnachtsessen sind Kartoffelsalat und Würstchen. Für mehr als ein Drittel der deutschen Haushalte gehört dieses Gericht genauso zu Heiligabend wie Christmesse und Bescherung. Doch warum ist das so?

Kartoffelsalat und Würstchen auf der Weihnachtstafel
Ungeschlagener Favorit unter den Weihnachtsgerichten: Würstchen und Kartoffelsalat – hier in der norddeutschen Variante mit Mayonnaise.

Für 36 Prozent der Deutschen ein Must zu Weihnachten

Goldgelber Kartoffelsalat, knackige Würstchen und Senf – während man sich in Frankreich mit Austern und Gänsestopfleber und in Italien mit verschiedensten Variationen von Fisch in den Heiligabend schlemmt, gehört für 36 Prozent der Deutschen diese bodenständige Kombination fest zum Fest der Feste.

Eher unwahrscheinlich ist es, dass das Gericht in Verbindung mit der Fastenzeit steht, die in vergangenen Zeiten als Vorbereitung für die Ankunft Christi zelebriert wurde. Die Kartoffel-Wurst-Kombi wird spätestens in den Jahren des Wirtschaftswunders in Deutschland populär. Üppige Salatkreationen sind nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren in Mode. Sie sind eine einfache Alternative, wenn die Küche abends kalt bleiben muss.

Vor allem deshalb ist die Mahlzeit auch für den Heiligabend geradezu ideal. Sie ist schnell vorbereitet und zwischen Christmesse und Bescherung mit wenigen Handgriffen auf den Tisch gebracht.

Der Deutschen liebste Kalorienbombe Der Nudelsalat: Delikatesse der Wirtschaftswunderzeit

Ob beim Grillen oder am Salatbuffet: Der Nudelsalat ist immer dabei. Den Weg in die Herzen der Deutschen findet er nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren und bleibt, weil sich die deutsche Gesellschaft in den 1950er-Jahren grundlegend ändert.

Immerhin ist der 24. Dezember im Gegensatz zu den Weihnachtstagen noch ziemlich umtriebig: Viele müssen noch arbeiten oder haben die Hände voll zu tun mit den Vorbereitungen der Festtage: die gute Stube putzen, den Christbaum schmücken und – nicht zu vergessen – das Festmahl für den Ersten Weihnachtstag vorbereiten.

Ein Hoch da auf ein Gericht, das auch bei den Kleinen ankommt, für die beim Warten aufs Christkind das Essen zur Nebensache wird.

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Posted by SWR Kultur on Tuesday, December 19, 2023

Kartoffeln sind von deutschen Tellern nicht wegzudenken

Dass sich die Kartoffel auf den deutschen Tellern durchsetzte, verdanken wir dem Preussenkönig Friedrich II. Die widerstandsfähige und genügsame Knolle, die im 16. Jahrhundert von den Spaniern aus Südamerika nach Europa gebracht wurde, sollte der Mangelernährung der armen Bevölkerung entgegenwirken.

Friedrich II. ließ den Anbau gesetzlich verordnen und die Kartoffelfelder angeblich durch seine Soldaten bewachen, damit die skeptischen Bauern nicht nachts heimlich die Knollen wieder aus dem Boden buddelten. Der Erfolg hält bis heute an: Rund 54 Kilogramm der Andenknolle aßen die Deutschen pro Kopf im Wirtschaftsjahr 2022/23.

Grab Friedrichs II. in Schloss Sanssouci, Potsdam
Grumbeere, Erdapfel oder doch einfach Kartoffel: Friedrich II. machte die Knolle in deutschen Landen populär. Zum Dank legen Verehrer bis heute Kartoffeln an seinem Grab im Park von Schloss Sanssouci nieder.

Wenig Diskussionen dürfte es im Südwesten darüber geben, wie man einen Kartoffelsalat richtig zubereitet: Der klassische Schwäbische Kartoffelsalat wird mit Essig, Öl, Zwiebeln und Brühe abgeschmeckt, die Kartoffeln sollten dabei unbedingt festkochend sein.

Wiener Würstchen: Früher etwas Besonderes

Ob Wiener oder Frankfurter, an Weihnachten ist die dünne Brühwurst aus feinem Schweine- und Rinderbrät der klassische Begleiter für den Kartoffelsalat.

Woher die Wurst stammt? Wahrscheinlich tatsächlich aus Frankfurt am Main. Hier wird sie angeblich bereits seit dem Mittelalter hergestellt. Als Urheber der österreichischen Variante gilt der Metzger Johann Georg Lahner (1772 – 1845). Sein Handwerk hatte dieser zuvor in der Hessenmetropole gelernt.

Frau mit Wiener Würstchen (ca. 1910)
Egal, ob man sie Wiener, Frankfurter oder einfach Saitenwürstle nennt: Die feine Brühwurst verzehrt man klassischerweise mit Senf.

Auch wenn man es heute nicht glauben mag: Noch in den 1960er-Jahren waren die Würste etwas Besonderes auf dem Speiseplan. Für das feine Brät der Würste müssen Fleisch und Speck mit Eis verkuttert werden – zu aufwändig für die gerade auf dem Land verbreitete Hausschlachtung. Nicht zuletzt auch, da die leicht geräucherten Würste vor dem flächendeckenden Einzug des Kühlschranks keiner langen Lagerung stand hielten.

Kartoffelsalat-Verschmäher greifen zu Raclettepfanne und Fonduegabel

Wem der Kartoffelsalat für Weihnachten zu simpel ist: Auch Raclette und Fondue stehen am Heiligabend hoch im Kurs und sind darüber hinaus auch ungemein gesellig. 33 Prozent der Deutschen bevorzugen daher die käsehaltigen Klassiker aus den Schweizer Alpen.

Voraussetzung für den Erfolg sind hier natürlich ein Magen, der fettigen Käse verträgt und gute Nerven für das Drama um das eine Pfännchen, das irgendjemand immer im Raclettegerät vergisst und das nun mit den eingebrannten Käseresten eine untrennbare Symbiose eingegangen ist.

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Ob es nun Kartoffelsalat, Raclette oder ganz was anderes sein darf: Völlig egal, was am Heiligabend auf den Tisch kommt, die Hauptsache ist, es schmeckt und die Gesellschaft stimmt.

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Kulinarisches zum Fest

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Kein Fest für die Leber Soviel essen und trinken wir über die Feiertage

Glühwein und Plätzchen auf dem Weihnachtsmarkt, Wein und Gänsebraten an den Feiertagen und Sekt und Raclette zu Silvester. Alkohol und fettes Essen, doch wieviel konsumieren wir?

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Gespräch Thomas Vilgis: Kochen mit Vanillearomen

Vanille kann mehr als nur Süßspeisen, weiß der Genussexperte Thomas Vilgis. Im Matinee-Gespräch öffnet er Sinne und Geschmacksrezeptoren für neuartige Aromenkombinationen: Von Weißkohl mit Vanille bis hin zu vanilliertem Olivenöl als Geschmacksbooster in der Alltagsküche. Interview: Monika Kursawe.

Matinee SWR Kultur

Gastro Jet Thymian-Tannennadel-Kipferl

Mehl, Eier, Zucker und getrockneten Thymian hat man eigentlich immer im Haus - wer also auf die Schnelle noch ein paar Plätzchen backen möchte für die Feiertage, hat nun Gelegenheit dazu. Und ungewöhnlich sind sie obendrein. Statt Vanille gibt es Thymian als Gewürznote - und wer es so richtig weihnachtlich mag, kann gerne noch ein paar Tannennadeln vom Bio-Adventskranz hineinzupfen. Harzig-holziger Nadel-Flavour, gepaart mit Mandel- und Thymianaromen - Weihnachten kann kommen!

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