Mal ehrlich – Jedes Jahr Würstchen und Kartoffelsalat oder Gänsebraten ist doch öde. Wie wäre es stattdessen mal mit einem Weihnachtsessen aus Island, Äthiopien oder Venezuela?
Was an den Feiertagen wo verspeist wird, ist ganz unterschiedlich. Allerdings gibt es fast überall einen gemeinsamen Nenner: Geflügel geht immer.
Egal ob Europa, Afrika oder Asien – fast überall, wo Weihnachten gefeiert wird, landet Geflügelfleisch auf der Festtagstafel.
- Japan: Frittiertes Junkfood
- Island: Schneeflockenbrot und Gammelfisch
- Äthiopien: Fasten vor dem Fest
- Afrika: Bunte Varianten des Festtagsschmauses
- Kanada: Vielfältige Gerichte
- Venezuela: Exotische Päckchen
- Italien: Falscher Fisch und Vieles mehr
Frittiert statt geschmort: In Japan gibt es Junkfood
In Japan zum Beispiel hat zwar nur ein Prozent der Bevölkerung den christlichen Glauben, Weihnachtsmärkte haben sich dort aber trotzdem in den vergangenen Jahren etabliert. Und den Weihnachtsabend begehen die Japaner gerne mit Geflügel. Allerdings in etwas anderer Form als in Deutschland.
Nicht nur, dass die Japaner ihr Weihnachtsfest in der Regel ausschließlich mit dem oder der Liebsten feiern, anstatt mit ihrer Familie, sie gehen dafür auch besonders gern zu einer international bekannten Fastfood-Kette, die sich auf frittiertes Hähnchen spezialisiert hat.
Grund ist eine clevere und 50 Jahre alte Marketing-Kampagne, die suggeriert: Weihnachten und Junkfood gehören untrennbar zusammen. Wer dieses Jahr also mal mit allen hiesigen Traditionen brechen will: Die Kette hat auch in unseren Breitengraden an den Feiertagen geöffnet.
In Island gibt es Brot in Schneeflockenform und Gammelfisch
Wem das dann doch zu wild ist, sei als Alternative zur traditionellen deutschen Weihnachtsgans zum Beispiel das isländische Festtagsessen empfohlen. In Island wird, wie in Deutschland, über mehrere Tage hinweg und meist mit der ganzen Familie gefeiert.
In vielen Familien ist es üblich, wenigstens an einem Tag ein spezielles Weihnachtsbuffet in einem Restaurant zu genießen. Gereicht wird dort unter anderem ein spezielles Fladenbrot in Form einer Schneeflocke, unterschiedliche Heringsvarianten, Suppen und verschiedene Fisch- und Fleischgerichte.
Gammelfisch zum Fest
Ähnlich vielfältig sind auch die Weihnachtsgerichte, die die Isländer*innen zu Hause zubereiten. Zu den traditionellen Speisen zählt unter anderem das so genannte Hängefleisch – Lammfleisch, das über Pferdemist geräuchert wird und dadurch einen unverkennbaren Geschmack erhält.
Dazu gibt es Gemüse und eine weiße Soße aus Kartoffeln. Aber auch der berühmt-berüchtigte Gammelrochen gehört in Island zu den weihnachtlichen Spezialitäten. Der fermentierte Fisch mit intensivem Geruch wird traditionell am Tag vor Heiligabend gegessen. Na dann: Gledileg jol! (Frohe Weihnachten!)
In Äthiopien wird vor dem Festtagsschmaus gefastet
Auch die Christ*innen in den afrikanischen Ländern haben ihre eigenen Traditionen und festlichen Speisen. Die Gerichte sind so unterschiedlich, wie der gesamte Kontinent.
In Äthiopien etwa wird Weihnachten erst am 7. Januar gefeiert. Zu Essen gibt es dort dann Eintopf, Gemüse und Fladenbrot aus Sauerteig. Diesem Festessen geht eine mehrwöchige Fastenzeit voran, während der viele Äthiopier*innen nur eine einfache, vegane Mahlzeit am Tag essen.
Zum Fest ist es außerdem unüblich, sich gegenseitig zu beschenken. Stattdessen machen die Menschen gemeinsam Sport oder spielen etwas zusammen.
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Bunte Traditionen in Afrika
In Ghana hingegen wird schon am 1. Dezember gefeiert. Dann kommen meist Gemüse und Ziegenfleisch mit Soße auf den Tisch. Im Anschluss geht die ganze Familie samt Nachbarschaft zum Gottesdienst, dem sich oft ein farbenfroher Festtagsumzug anschließt.
Vorbei am Marktplatz, auf dem häufig ein geschmückter Mango oder Guaven-Baum steht. In Nigeria hingegen werden die Häuser mit Palmzweigen geschmückt und als Festmahl wird ein scharfer Gemüseeintopf gereicht.
Vielfalt in Kanada
In Ländern wie Kanada, deren Bevölkerung sich aus Nachkommen der First Nations und der europäischen Siedler zusammensetzt und die durch unterschiedliche Nationen geprägt werden, ist das Weihnachtsessen entsprechend vielfältig.
Zum kanadischen Fest gehört gebratener Truthahn mit Preiselbeersauce genauso wie die französische Fleischpastete Tourtière oder der baumstammförmige Kuchen Bûche de Noël.
Die aus Osteuropa stammenden Kanadier*innen haben wiederum gefüllte Pierogi oder ukrainische Crêpes zum Weihnachtsdinner beigesteuert.
Venezuela: Exotische Päckchen
Am anderen Ende des Kontinents, im südamerikanischen Venezuela, hat sich ein ganz bestimmtes traditionelles Weihnachtsessen etabliert: Hallaca, in Bananenblätter gewickelte Teigtaschen. Das Gericht wurde schon vor Jahrhunderten von Indigenen zubereitet und über die Zeit durch die Einflüsse von Siedlern variiert.
Bananenblätter findet man hierzulande zum Beispiel im Asiamarkt, die übrigen Zutaten wie Maismehl, Gemüse und verschiedene Gewürze sowieso. Einem exotischen Weihnachtsschmaus steht also nichts im Wege.
„Falscher Fisch“ in Italien
Nein, in Italien kommt keine Pizza auf den Festtagstisch. Stattdessen sind in dem katholisch geprägten Land vor allem Fischgerichte beliebt. Allerdings gibt es einige regionale Unterschiede, aber überall gilt: die klassische italienische Speisefolge von Antipasti bis Dolce muss auch an Weihnachten sein.
Zur Vorspeise gibt es Wurst, Oliven, Käse und Vieles mehr. Auch der so genannte „Falsche Fisch“ ist an Heiligabend als erster Gang beliebt: ein in Fischform gepresstes Kartoffelpüree mit Kapern, Sardinen und Thunfisch.
Beim Süßen ist alles erlaubt
Nach Heiligabend wird es auch an den italienischen Weihnachtstagen fleischlicher. Zum Pranzo di Natale, dem traditionellen Weihnachtsessen, gibt es vorweg zum Beispiel Vitello Tonnato, also Kalbsfleisch mit Thunfischsauce, gefolgt von Tagliatelle mit Meeresfrüchten oder mediterranem Risotto.
Im Anschluss wird unter anderem gegrillte Dorade serviert oder ein zarter italienischer Schmorbraten. Und zum Dessert ist von Tiramisu über Eis in Trüffeloptik bis zur mit Pudding gefüllten „Torta della Nonna“ sowieso alles erlaubt.
Internationale Küche für die Feiertage
So bunt und aromatisch können die Weihnachtstage also auch sein. Tradition gut und schön – aber beim Blick auf ein italienisches oder kanadisches Festtagsmenü erscheint die deutsche Bockwurst mit Kartoffelsalat dann doch etwas trist.
Höchste Zeit also, dass die internationale Küche auch an den Feiertagen bei uns Einzug hält.
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Weitere Infos und Studien gibt’s hier:
https://parcocolosseo.it/evento/idraulica-colosseo-presentazione-nuovi-dati-ricerche-archeologiche-collettori-fognari-2022/
https://olympics.com/de/olympic-games/munich-1972/mascot
https://www.wdrmaus.de/filme/sachgeschichten/pups_im_winter.php5
https://arxiv.org/abs/2112.12898
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0950329318302489
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