Künstliche Intelligenz (KI) wird die Arbeitswelt verändern. In Rheinland-Pfalz nutzen viele Unternehmen schon jetzt KI. Damit wollen sie in erster Linie Fachkräfte entlasten.
In Frankfurt am Main war Anfang der Woche der Digitalgipfel der Bundesregierung. 1.900 Teilnehmende diskutierten dort über innovative Projekte mit Künstlicher Intelligenz. Auch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Sitz in Kaiserslautern und einem Standort in Trier präsentierte sich auf dem zweitägigen Digitalgipfel.
KI - Lösungen maßgeschneidert
In Rheinland-Pfalz ist das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz die Anlaufstelle für viele mittelständische Unternehmen, die für ihre Bedürfnisse maßgeschneiderte KI-Lösungen entwickeln wollen. Das Institut unterstützt die Unternehmen dabei.
So ist das DFKI zum Beispiel Partner der Initiative "Eifelkreis digital" in Bitburg. Dazu gehören ganz unterschiedliche Unternehmen wie beispielsweise die Bitburger Brauerei, Tesla mit seinem Werk in Prüm und die Westeifelwerke, eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Sie alle suchen für sich maßgeschneiderte KI-Lösungen.
Wie KI Integration verbessern kann
Die Westeifelwerke in Gerolstein wollen mit KI Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung langfristig sichern. Die Werkstatt macht unter anderem die Qualitätskontrolle für verschiedene Unternehmen in der Eifel. Maschinen mit KI sollen es auch Menschen mit Behinderung ermöglichen, so eine Qualitätskontrolle durchzuführen, die bisher von Beschäftigten ohne Behinderung gemacht wird.
Die neue KI-Technik soll in ein paar Monaten genutzt werden können. Werden Schrauben für einen Autozulieferer geprüft, erkennt die mit KI ausgestattete Maschine, in der zuvor hunderte Fotos der Schrauben gespeichert wurden, Produktionsfehler zuverlässig. Menschen mit Behinderung können mit KI dann auch solche Aufgaben übernehmen.
Roboter im Handwerk
Im Handwerk wird Künstliche Intelligenz bereits in vielen Bereichen genutzt. So werden zum Beispiel Roboter eingesetzt, um Räume schnell und zuverlässig auszumessen. Mal-Roboter können ganze Wände anstreichen. Dabei geht es nicht darum, Fachkräfte zu ersetzen, sagt Christoph Krause von der Handwerkskammer (HWK) Koblenz. Es gehe darum, sie zu entlasten, so dass sie sich mit kreativeren Aufgaben beschäftigen könnten. Handwerksunternehmen, die KI nutzen, hätten teils weniger Probleme, Auszubildende zu finden, so die HWK Koblenz.
KI-Hund soll Arbeit auf Baustellen erleichtern
Im rheinhessischen Ingelheim forscht derzeit das Bauunternehmen Gemünden zusammen mit der Hochschule Darmstadt und weiteren Partnern an einem Roboterhund. Der KI-Hund soll zukünftig vor allem die leichteren Arbeiten des Bauleiters auf einer Baustelle übernehmen. Bisher muss der Bauleiter immer wieder alle Räume eines Rohbaus auf mögliche Fehler überprüfen. Zukünftig soll das alles von dem KI-Hund gemacht werden.
Der Roboterhund soll sich eigenständig auf der Baustelle bewegen können. Findet er einen Mangel, markiert er ihn und leitet das Problem direkt an den entsprechenden Facharbeiter weiter. Dieser behebt den Mangel dann und gibt dem Bauleiter anschließend Bescheid. Anders als bisher müsse der Bauleiter dann nur noch die Abnahme machen, sagt Geschäftsführer Tim Gemünden. Alle anderen vorangegangenen Schritte würden entfallen. Dadurch habe der Bauleiter mehr Zeit, sich um die wichtigeren Aufgaben zu kümmern. Mit der neuen Technik will die Baufirma so auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Smarter Weinberg - KI in der Steillage
Auch im Steillagenweinbau an der Mosel nutzen Winzer Roboter mit KI. Das Projekt ist gerade in Bernkastel-Kues vorgestellt worden. Der Roboter kann im Weinberg den Boden bearbeiten, Unkraut entfernen oder mulchen. Mit einem angebauten Entlaubungsgerät kann der KI-gestützte Roboter auch überflüssige Blätter an den Weinstöcken entfernen, damit die Trauben mehr Sonnenlicht abbekommen.
Mit KI gegen Betrug in der Pflege
Künstliche Intelligenz könnte in Zukunft auch bald Polizei und Staatsanwaltschaft dabei helfen, Betrug in der Pflege aufzudecken. Die Software dazu haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik aus Kaiserslautern entwickelt. Die KI soll dabei helfen, falsche Angaben in den Abrechnungen der Pflegedienste leichter und schneller festzustellen. Beispielsweise wenn Pflegedienste Patienten gar nicht besuchen, dafür aber Geld von den Versicherungen abkassieren.
Das sei für die Polizei bisher eine langwierige Handarbeit, erklärt die Leiterin des Forschungsprojekts. Denn welcher Pfleger wann welchen Patienten besucht hat, wird sehr oft noch handschriftlich in ein Abrechnungsdokument eingetragen. Die entwickelte KI kann die Pflegedokumente scannen und dann beispielsweise feststellen, ob ein Pfleger laut dem Dokument bei unterschiedlichen Patienten zur gleichen Zeit gewesen sein soll. Dafür haben die Forscher der KI auch beigebracht, gefälschte Unterschriften zu erkennen.
KI verbessert Hochwasserprognosen
Auch für bessere Wettervorhersagen und rechtzeitige Warnung vor Überflutungen kommt KI zum Einsatz. KI-gestützte Pegel auch an kleineren Flüssen sollen die Vorhersagen präziser machen und Hochwasserprognosen verbessern. Solche Systeme sind zum Beispiel an kleinen Flüssen in der Eifel installiert worden.
Mehr Sicherheit im Schwimmbad durch KI
Im Moselbad in Koblenz und zukünftig auch im Vitelliusbad in Wittlich soll KI mehr Sicherheit für Badegäste bringen. Wenn es im Schwimmbecken zu einer gefährlichen Situation komme, erkenne das die KI, sagt der Sprecher der Stadt Wittlich. Dann schlage sie über die Smartwatch des Bademeisters Alarm. Der Bademeister überprüfe die Lage und gebe anschließend ein, ob es sich tatsächlich um eine Gefahrensituation gehandelt hat. Das lernende System soll so dazu beitragen, dass es weniger Badeunfälle gibt.
KI in der Hausarztpraxis
Jeder kennt es - oft kommt man in der Hausarztpraxis nicht durch, wenn man anruft. Es gibt schon Arztpraxen, die eine KI-gestützte Telefonzentrale nutzen. So wie die Praxis von Werner Leibig in Dannstadt-Schauernheim. Die KI nimmt Anrufe entgegen und leitet sie je nach Anliegen weiter. Das entlastet auch die Beschäftigten am Empfang der Arztpraxis.
KI soll Kosten senken und Fachkräfte entlasten
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gibt es in Rheinland-Pfalz über 300 Unternehmen, die KI-Methoden entwickeln bzw. sie anwenden - in Industrie, Medizin, Umwelttechnik, Verwaltung oder Handwerk. Sie alle beschäftigen sich damit, wie sie Künstliche Intelligenz einsetzen können. Zusammen mit Hochschulen und Universitäten im Land forschen sie an innovativen Projekten in den verschiedensten Bereichen.
Die Gründe, warum so viele Unternehmen in Rheinland-Pfalz Künstliche Intelligenz nutzen, sind vielfältig. So können mithilfe der KI Kosten und Energie gespart werden. Außerdem können damit Produktionsabläufe verbessert werden. Auch der Aspekt Fachkräftemangel spielt eine Rolle, denn die KI soll dabei helfen, in Zukunft nicht nur Fachkräfte zu entlasten, sondern auch den Personalmangel besser aufzufangen.
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