Tag des Schlaganfalls am 10. Mai

KI spart wertvolle Zeit bei Schlaganfall-Diagnose

Stand
Autor/in
Stefan Troendle
Onlinefassung
Leila Boucheligua

"Time is brain" – Bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Sekunde an, denn es gilt das Absterben von Hirnzellen zu verhindern. An der Mainzer Uniklinik gibt es jetzt ein neues Diagnoseverfahren, das durch den Einsatz von KI jede Menge Zeit spart.

Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln gefragt. Verstopft ein Blutgerinsel eine Arterien, dann kommt es zu einem Hirninfarkt. Dabei kommt es darauf an, den Schaden möglichst klein zu halten und das Absterben der Hirnzellen zu verhindern.

Das Ziel vieler Studien und neuer Therapieversuche ist es deshalb, das Zeitfenster zwischen medizinischem Notfall, Diagnose und Behandlung weiter zu verkürzen. Die Uniklinik Mainz setzt jetzt auf ein neues Diagnoseverfahren, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) jede Menge Zeit spart.

MRT ist mit Einsatz von KI schneller

Die Standarduntersuchung bei einem Verdacht auf Schlaganfall ist normalerweise eine Computertomografie (CT) – eine Röntgenschichtaufnahme des Gehirns. Das geht einfach und schnell, ist allerdings nicht so aussagefähig wie eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT). Professor Ahmed Othman, Geschäftsführender Oberarzt in der Neuroradiologie der Uni Mainz, erklärt:  

Die MRT ist deutlich besser als die CT, insbesondere für die Erkennung von kleinen strategischen, aber klinisch sehr schwerwiegenden Schlaganfällen. 

Doch ein MRT, auch Kernspin genannt, dauert deutlich länger als eine Röntgenaufnahme. Genau hier setzt die Mainzer Methode an: Sie verkürzt die Untersuchungszeit massiv durch den Einsatz von KI: 

Wir müssen den Schlaganfall sehr schnell detektieren. Die Untersuchungszeit können wir soweit senken, dass wir in einer MRT in kürzester Zeit einen Schlaganfall sehen können. So können wir den Patienten dann viel schneller behandeln. 

Der Check dauert nur etwa drei Minuten

Im Vergleich zur klassischen Kernspin-Untersuchung können die MRT-Bilder mithilfe von KI viermal schneller rekonstruiert werden. Auch die Qualität ist so besser.

Die kurze Dauer ist ein Riesenvorteil – nicht nur wegen der schnelleren Ergebnisse. Die teuren MRT-Geräte sind grundsätzlich überbelegt und oft schon über Monate im Voraus ausgebucht. Eine lebensrettende Drei-Minuten-Untersuchung lässt sich aber immer dazwischen schieben, ohne den Betrieb zu blockieren.

Frau in einer MRT-Untersuchung, tags: Schlaganfall, Diagnose, KI
Mithilfe von KI wird an der Uniklinik in Mainz die Schlaganfall-Diagnose beschleunigt. Bei einem Notfall wie einem Schlaganfall spart das wertvolle Zeit.

So kann ohne lange Wartepausen entschieden werden, ob und welche Sofortbehandlung am erfolgversprechendsten ist, sagt Neuroradiologe Othman: 

Für die großen Schlaganfällen gibt es zum Beispiel die Lyse und die Katheterbehandlung, die bei großen Gefäßverschlüssen meistens Hand in Hand gehen. Manchmal ist die Lyse die Methode der Wahl, weil wir keine Gefäße sehen, die verschlossen sind und sie dennoch so öffnen können.

Bei einer Lyse wird den Betroffenen ein gerinnungshemmendes Medikament gegeben, das das Blutgerinnsel auflöst. Bei einer Katheterbehandlung wird versucht, den Pfropf aus der Arterie zu ziehen.

Die Mainzer Uniklinik hat ihr Diagnose-Verfahren inzwischen an mehreren tausend Patienten erprobt. Für die im Radiology-Journal veröffentlichte Studie waren es zunächst weniger Probanden: 

Um die Effektivität von Methoden festzustellen, bevor sie bei Patienten eingesetzt werden, muss man vorher sauber planen, wie viele Patienten gebraucht werden, um zu einem Ergebnis zu kommen. Wir haben 320 Personen untersucht und das hat bestätigt, dass die KI-Beschleunigung die Diagnose gleich gut oder vielleicht einen Ticken besser macht.  

FAST-Test kann Leben retten

Damit diese Untersuchung vielleicht gar nicht nötig wird, rät Ahmed Othman zu regelmäßigen Kontrollen – hohe Werte bei Blutfett und Blutdruck, sagt er, sind die gefährlichsten Treiber für Schlaganfälle. Und bei einem Notfall müssen auch die Angehörigen schnell reagieren.

Dafür sollte man sich das Wort FAST merken. F steht für Face: Ein Schlaganfall kann sich in einem schief hängenden Gesicht oder auch nur Mundwinkel äußern. A steht für Arms: Bei einer Lähmung ist es dem Betroffenen nicht möglich beide Arme anzuheben. S steht für Speech: Ein Schlaganfall kann Sprachstörungen verursachen.

Das T im FAST-Test steht für Time – Zeit – um die sich beim Schlaganfall alles dreht. Weist jemand Anzeichen eines Schlaganfalls auf, ist ohne Verzüge die 112 zu wählen.

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