Was würde zwei Jahre nach der Flutkatastrophe 2021 bei einer erneuten Flut im Kreis Vulkaneifel ablaufen? SWR Aktuell geht mit den Verantwortlichen ein realistisches Szenario durch.
Triggerwarnung: Im Folgenden wird der Ablauf einer Flut in der Vulkaneifel realistisch dargestellt. Wenn Sie selbst von den Ereignissen der Flut 2021 betroffen waren und traumatisiert sind, dann lesen Sie den Text besser nicht oder nicht allein.
Es ist der 12. Juli 2023 - eine Jahrhundertflut bricht über die kleinen Flüsse der Eifel herein. Wie reagiert der Kreis Vulkaneifel darauf? Was läuft im Krisenstab genau ab, welche Geräte oder Fahrzeuge wurden seit der Flut 2021 angeschafft, was haben die Verantwortlichen dazu gelernt?
SWR Aktuell hat zusammen mit der Landrätin des Kreises Vulkaneifel, Julia Gieseking (SPD), dem Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI), Harald Schmitz, und dem Zuständigen für Sicherheit im Kreis, Klaus Benz, ein realistisches Szenario erarbeitet. Das erste Ergebnis: Die eigentliche Arbeit des Krisenstabs beginnt schon zwei Tage vor der Flut.
10. Juli 2023, 11:33 Uhr
Das Europäische Flutwarnsystem EFAS warnt vor möglichen Überschwemmungen in der Eifel in zwei Tagen, auch der Deutsche Wetterdienst kündigt ergiebigen Dauerregen an, der kein Ende nehmen wird, die Wetterkarten sind tief violett. Die Hochwasserzentralen der Länder werden informiert.
Flutkatastrophe 2021 Meteorologe erkannte früh Hochwassergefahr in der Eifel und an der Ahr
Meteorologe Stefan Bender war einer der ersten, der 2021 vor dem Hochwasser an der Ahr und in der Eifel gewarnt hat. Wir haben mit ihm über diese Tage gesprochen.
Die Warnmeldungen laufen auch bei Landrätin Gieseking ein. Sie telefoniert mit Harald Schmitz und Klaus Benz. Sie sind auf Habachtstellung. Gemeinsam überlegen sie, was auf den Kreis zukommen könnte und ab wann sie die Einsatzzentrale in Hillesheim besetzen.
"Das ist eigentlich genau wie bei der Flut 2021, genauso machen wir das bei einem neuen Flutereignis", sagt Gieseking. BKI Schmitz informiert die Wehrleitungen im Kreis, damit die ihre Kräfte auf das vorbereiten können, was in zwei Tagen kommen wird. Schon jetzt arbeitet das Presseteam intensiv und gibt Unwetterwarnungen an die Bevölkerung heraus.
12. Juli 2023, 8:13 Uhr
Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz gibt seine tägliche Frühwarnkarte heraus. Der Pegel der Kyll wird demnach signifikant steigen. Bei diesen verschärften Warnungen wird die Technische Einsatzleitung (TEL) in Hillesheim besetzt. Die Feuerwehren in den Orten beginnen erste Maßnahmen, teilen zum Beispiel Sandsäcke aus. Harald Schmitz beobachtet von Hillesheim aus die Lage. Noch ist der Kreis aber nicht zuständig.
"Wir haben unsere Funker dabei, die teilen uns schon die Lage mit, die die ausrückenden Feuerwehrleute ihnen melden." Schmitz und seine Kollegen bewerten die Lage permanent und beraten die Wehrleiter der Verbandsgemeinden, die zu diesem Zeitpunkt noch zuständig sind.
Rund zehn Leute sitzen im Moment in der TEL, alle ausgebildet an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie in Koblenz und an der Bundesakademie. "Die Leute, die die Lage mit uns bewerten sind seit Jahren, um nicht zu sagen, Jahrzehnten bei uns tätig und haben das richtige Fingerspitzengefühl, um zu sagen, wann und wo wir welchen Schritt gehen." Jeder weiß genau, was er zu tun hat.
In den Funkräumen herrscht angespanntes Treiben, weil dort die ersten Einsätze per Funk auflaufen und eingeordnet werden müssen. Auch in den Stabsräumen ist die Stimmung angespannt: Man schaut permanent aus dem Fenster und beobachtet den Regen, der unerbittlich herabgeht. Leute aus dem Pressebereich der TEL werden zu den Einsätzen geschickt, damit sie von dort Bilder schicken können.
Der Verwaltungsstab in der Kreisverwaltung wird einberufen und berät unter anderem darüber, wie Kindergartenkinder sowie Schülerinnen und Schüler noch sicher nach Hause kommen können. Das Presseteam versucht, die Menschen im Kreis auf dem Laufenden zu halten, zum Beispiel über die sozialen Netzwerke. Medien werden per E-Mail informiert.
12. Juli 2023, 12:24 Uhr
Der Hochwassermeldedienst meldet die zweithöchste Warnstufe für Rheinland-Pfalz. Es regnet unaufhörlich, die Böden können das Wasser nicht mehr halten. Es gibt erste Hangrutsche in der Verbandsgemeinde Gerolstein. Der dortige Wehrleiter hat die Einsatzleitung übernommen.
Schmitz analysiert die Lage und steht mit dem Gerolsteiner Wehrleiter in Kontakt. Er bietet ihm Unterstützung an. Schmitz muss sich entscheiden, wie viele Kräfte er Richtung Gerolstein schickt und wie viele weiter anderweitig zur Verfügung stehen müssen, wenn andere Verbandsgemeinden in Not geraten. Der Regen prasselt derweil weiter gegen die Fensterscheiben in Hillesheim.
12. Juli 2023, 12:36 Uhr
Die Katastrophenschutz-App Katwarn warnt vor Überflutungen in der Eifel. Für den Kreis ändert das erst einmal nichts. Dass es jetzt auch in der Verbandsgemeinde Daun Einsätze durch den Dauerregen gibt, aber schon: Die "Stufe 4" ist erreicht, womit die Technische Einsatzleitung in Hillesheim die Führung im Kreis übernimmt.
Landrätin Gieseking übernimmt die Einsatzleitung und ist politisch verantwortlich für das, was ab jetzt passiert. Für die unmittelbaren Maßnahmen im Kreis ist nun Harald Schmitz zuständig. Die Wehrleiter werden zu sogenannten Abschnittsleitern. Schmitz tauscht sich mit den Verbindungspersonen im Verwaltungsstab aus.
12. Juli 2023, 14:01 Uhr
Das Wasser ist rasch gestiegen. Der offizielle Messpegel in Jünkerath und der zweite Pegel des Campus Birkenfeld an der Glaadter Brücke, die normalerweise um die 30 Zentimeter anzeigen, sind jetzt schon auf 98 Zentimeter gestiegen. "Wir analysieren: Wie wird sich dieser Pegelstand auf die folgenden Orte an der Kyll auswirken?", sagt Schmitz. Diese Informationen gibt er auch an die umliegenden Kreise weiter: "Achtung, es könnte auch in deinem Bereich zu Überflutungen kommen!"
Betriebe, die mit Baustoff handeln und dem Katastrophenschutz im Kreis nahestehen, füllen Sandsäcke aus ihren Vorräten ab. In der TEL gehen die Anfragen danach ein und Schmitz und seine Kollegen entscheiden, wohin wie viele Sandsäcke gehen. Der Kreis hat mittlerweile mehr eigene watfähige Fahrzeuge, mit denen die Sandsäcke auch noch in überflutete Straßen ausgeliefert werden können. Schmitz sieht noch die Chance, mit den Sandsäcken Häuser und die Werte darin vor der Flut bewahren zu können.
12. Juli 2023, 17:24 Uhr
Das rheinland-pfälzische Landesamt für Umwelt ruft die höchste Warnstufe aus. In Stadtkyll, Jünkerath, Birgel und Lissendorf tritt die Kyll über die Ufer, erste Keller laufen voll. Die Menschen vor Ort sind in Sorge.
Der Abschnittsleiter vor Ort entscheidet, ob er die Keller auspumpt oder andere Einsätze wichtiger sind: "Unsere oberste Prämisse ist die Personenrettung. Schützenswerte Personen, Tiere und Sachwerte sind unser Hauptaugenmerk zu diesem Zeitpunkt", sagt Schmitz. Vor allem, weil er davon ausgeht, dass die Pegel noch steigen werden.
Das Problem sind aber nicht nur die kleinen Flüsse, sondern auch Bereiche im Kreis, die gar nicht am Wasser liegen, sich aber dennoch mit Wasser füllen, sagt Gieseking: "Zum Beispiel Senken. Die Menschen fahren mit ihren Autos dort hindurch, kommen in Schwierigkeiten und müssen gerettet werden."
Straßen sind teilweise nicht mehr befahrbar. Rettungswagen müssen von der TEL aus umgeleitet werden, um auch Notfälle zu versorgen, die nicht durch die Flut ausgelöst wurden. Deshalb wird in Abstimmung mit den Verbands- und Ortsgemeinden auch entschieden, den Schulunterricht am nächsten Tag ausfallen zu lassen. "Wichtig ist jetzt eine gute Kommunikation zu allen Seiten", sagt Gieseking.
Deshalb spielt jetzt auch die Presseabteilung im Verwaltungsstab eine große Rolle: Ihre Warnungen über die Sozialen Medien werden bereits tausendfach geteilt. Der Kreis beruft kurzfristig eine Pressekonferenz in der TEL in Hillesheim ein. Auch die überörtliche Presse kann daran digital teilnehmen, denn es schüttet weiter vom Himmel. Wer nicht unbedingt muss, sollte das Haus nicht mehr verlassen. SWR, Trierischer Volksfreund und andere Medien berichten über die Lage in der Vulkaneifel.
Auch in der TEL ist man auf Informationen angewiesen. Auf diejenigen, die über Funk von den Einsatzorten hereinkommen, sagt Schmitz: "Die Stimmung wird immer angespannter, die wird immer nachdenklicher. Die Informationen arbeiten wir in unsere Karten ein, um entscheiden zu können, wo ist ein Schwerpunkt und wo nicht?"
Immer wichtiger werden deshalb auch die Fotos des Presseteams von vor Ort, sagt Gieseking: "In so einer Situation, in der alle Informationen auf einen einprasseln, ist es immer noch mal was anderes, wenn man ein Bild gesehen hat." Fotos machen den Menschen in der TEL die Lage vor Ort viel deutlicher als eine Info per Telefon oder SMS.
12. Juli 2023, 18:58 Uhr
Der Himmel ist weiter von schweren Regenwolken verdunkelt. Erste Orte in der nördlichen Vulkaneifel sind durch das Wasser von der Außenwelt abgeschnitten. Der Landkreis ruft den Katastrophenfall aus. Der Katastrophenschutz des Kreises hat zwar Boote, mit denen beispielsweise Einsätze auf Seen gefahren werden können - in den überfluteten Straßen bringen sie aber nicht viel: "Wir befinden uns an den Oberläufen von Flüssen und die Fließgeschwindigkeit ist im Moment schon sehr hoch", sagt Schmitz.
Im Gegensatz zu Einsätzen mit dem Boot an Rhein und Mosel können die kleinen Flüsse in der Eifel zu solch reißenden Flüssen werden, dass die Einsatzkräfte sich selbst gefährden würden, wenn sie darauf mit dem Boot Menschen retten würden. Die watfähigen Fahrzeuge sind daher umso wichtiger, weil die Einsatzkräfte damit auch noch durch tiefes Wasser fahren können. Auch einer der Rettungswagen im Kreis ist mittlerweile watfähig, sagt Gieseking. Diesen anzuschaffen, sei schon vor der Flut 2021 geplant gewesen.
Dadurch, dass die Landrätin den Katastrophenfall ausgerufen hat, dürfen Bundeswehr und Polizei nun auch mit ihren Fahrzeugen helfen. Der Kreis meldet seinen Bedarf an und Kräfte und Fahrzeuge werden im gesamten Kreis verteilt. Notärzte sind damit zu Einsätzen unterwegs.
12. Juli 2023, 20:11 Uhr
Auch in Hillesheim, Pelm und Gerolstein tritt die Kyll über die Ufer. Partiell fällt der Strom in der Vulkaneifel aus. Der Digitalfunk fällt flächendeckend aus. Menschen sind nicht mehr per Festnetz und teilweise auch nicht mehr per Handy zu erreichen.
In der TEL hat man die Pegelstände im Blick, entscheidend sind aber immer noch die Fotos aus den betroffenen Orten und die Informationen der Einsatzkräfte, die im Kreis unterwegs sind. Die große Gefahr sind nämlich an diesem Abend sogenannte Verklausungen an Brücken, sagt Schmitz: "Gegenstände werden bis zu einer Brücke geschwemmt und verschließen alles." Äste, Geröll, kleinere Gegenstände, aber auch Campingwagen, Autos und Transporter. All das kann mitgeschwemmt werden.
"Wenn sich eine Verklausung an einer Brücke löst, und das Wasser plötzlich hindurchströmt, zieht das eine Welle nach sich, die ein Pegel womöglich gar nicht erfassen kann. Dann kommt das Wasser mit Macht." Dann ändert sich die Fließgeschwindigkeit der Kyll schlagartig, Orte weiter unten am Fluss können stärker von der Flut betroffen sein, als es der Pegelstand vermuten ließ.
Um also diese Verklausungen beobachten zu können, hat der Kreis eine Drohne mithilfe von Spenden angeschafft. Diese kann auch jetzt bei den widrigen Bedingungen draußen rausgeschickt werden, um Bilder zu liefern, erklärt Gieseking: "Denn Aufklärung ist das A und O."
Ein weiteres Problem an diesem Abend kurz nach 20 Uhr: Viele Häuser sind ohne Strom, allerdings nicht alle, denn der Kreis wird von verschiedenen Stationen mit Strom versorgt. Aber auch der Digitalfunk ist ausgefallen: "Unsere Kommunikation mit den Einheiten draußen ist gerade erst einmal unterbrochen." Aber Schmitz hat eine Lösung: Der Analogfunk funktioniert noch, in der TEL werden jetzt die entsprechenden Geräte eingesetzt.
Nach 2021, als der Digitalfunk auch ausgefallen war, hat man noch einmal vorgesorgt: Eine zweite Relaisstelle ist im Kreis eingerichtet worden, die die Signale der analogen Funkgeräte über weite Strecken verstärkt. Über einen eigenen Kanal kommunizieren nur die Führungskräfte im Kreis.
Ein weiterer Vorteil in dieser Misere: Die Einsatzkräfte draußen haben ihre privaten Handys dabei. Bei manchen Mobilfunkanbietern ist das Netz ausgefallen. Bei anderen aber nicht. Fotos, Videos und Nachrichten können so immer noch nach Hillesheim geschickt werden.
12. Juli 2023, 21:44 Uhr
Das Wasser steigt stetig an. Das Seniorenheim in Hillesheim muss evakuiert werden. "Beim aktuellen Wasserstand haben wir dort massive Probleme. Strom und Heizung sind ausgefallen. Wir müssen jetzt Fahrzeuge nach Hillesheim schaffen und Mitarbeitende organisieren, die die Bewohner zu den Wagen bringen", beschreibt Schmitz, was er gerade koordiniert.
Der Verwaltungsstab hat gute Kenntnisse der Gebäude im Kreis und klärt, wohin die Menschen gebracht werden können und wie sie verpflegt werden, erklärt Gieseking: "Wir haben für eine der Turnhallen im Kreis, die wir auch länger belegen können, einen Plan. Je nachdem, wo wir evakuieren, müssen wir uns aber eine Turnhalle oder ein anderes Gebäude in der Nähe suchen."
Zuständig dafür ist Klaus Benz, der gerade nach dem bestmöglichen Gebäude sucht: "Das können auch Gemeindehäuser oder Schulen sein. Ich würde die Menschen auch in die Maschinenhalle eines Bauernhofes setzen, wenn es da sicher ist." Das Rauschen des Regens draußen bildet einen permanenten Soundtrack des geschäftigen Treibens in der TEL.
Wie viele Menschen gerade draußen im Regen und in den steigenden Fluten im Einsatz sind, kann Gieseking nicht genau sagen: "Es sind unendlich viele. Nicht nur Feuerwehrleute und DRKler, die alle auf den Beinen sind. Sondern auch viele Freiwillige." Privatleute also, die zum Beispiel mit Transportern aushelfen. In den Katastrophenschutzeinheiten, wie Feuerwehren, Deutschem Roten Kreuz und THW, gibt es etwa 3.800 Kräfte, berichtet Schmitz.
12. Juli 2023, 22:36 Uhr
Die Kyll ist ein reißender Fluss und tritt jetzt auch weiter unten in Birresborn über die Ufer. Viele Orte und Straßen in der Vulkaneifel sind von der Außenwelt abgeschnitten. Benz überlegt jetzt, welche Straßenzüge evakuiert werden müssen. Noch am frühen Abend hatte der Kreis in seiner Pressekonferenz den Menschen geraten, in ihren Häusern zu bleiben, um nicht mit dem Auto in gefährliche Situationen zu geraten.
Dieser Rat gilt jetzt nicht mehr, die Verantwortlichen im Kreis müssen sich an die neue Situation anpassen: Die Menschen müssen jetzt über die Evakuierung informiert werden. Dazu gibt es Warnfahrzeuge, Sirenen und eine Drohne. "Bestimmte Stellen können wir mit Sirenen erreichen. Hoffentlich in ein paar Jahren mit Durchsagemöglichkeit." Im Moment ertönt noch ein Signal.
Durchsagen kommen über die Warnfahrzeuge. Wo diese nicht durchkommen, wird die Drohne eingesetzt. Sie ist aus zwei Kilometern Entfernung steuerbar und kann ebenfalls Durchsagen abspielen. Menschen werden mit den watfähigen Fahrzeugen aus ihren Häusern rausgeholt und in Gebäuden mit Betten, Essen und Trinken untergebracht.
"Je mehr es um die Personenrettung geht, desto ruhiger wird es bei uns in der Einsatzleitung. Weil jeder von uns Bilder im Hinterkopf hat, wo Familie, Freunde und Bekannte gerade sein können", sagt Schmitz angespannt. Deshalb werde aber umso konzentrierter gearbeitet.
13. Juli 2023, 00:25 Uhr
Endlich: Es hört auf zu regnen, aber auch Mürlenbach und Densborn werden überschwemmt. Die Kyll in Jünkerath erreicht in der Folge ihren Höchststand.
"Zuerst hört der Regen auf, dann wird der Peak erreicht. Aber gerade haben wir gesehen, dass es weniger wird mit dem Regen. Wir sind nicht entspannt, aber wir haben schon aufgeatmet", sagt Julia Gieseking, während sie den Regenradar beobachtet. Die Einsatzkräfte können bald die meisten Orte wieder erreichen.
Nach der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 2023
"Das Ganze ist jetzt noch lange nicht zu Ende. 2021 waren die Kräfte der Bundeswehr noch einige Tage im Einsatz. Wir sind auch durch den ganzen Landkreis gefahren und haben geguckt, was wir machen müssen", resümiert Landrätin Gieseking.
Jetzt geht es an die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau: Müll muss abtransportiert, Straßen und Gewässer wiederhergestellt werden. Wie lange das dauern wird, kann niemand voraussehen.
Hundertprozentige Planung geht nicht
Solche Szenarien, wie sie die Kreisverwaltung mit SWR Aktuell durchgespielt hat, probt sie auch intern regelmäßig. Der komplette Verwaltungsstab habe im vergangenen Herbst nochmals eine Schulung gemacht.
Die TEL übt alle zwei Monate, sagt Julia Gieseking: "Das ist ein Work in Progress. Immer wieder holen wir uns Fachexpertise und, was noch wichtiger ist: regelmäßig üben. Wenn man das alles im Katastrophenfall zum ersten Mal machen muss, ist das schwierig."
Dennoch: Es gibt keine hundertprozentige Gewissheit, dass bei einer erneuten Flut im Kreis Vulkaneifel alle Abläufe funktionieren und man so glimpflich wie möglich davonkommt. Das weiß auch Julia Gieseking: "Ich bin überzeugt, dass man auch improvisieren muss. Denn es kommt immer anders, als man denkt."
Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz Hochwasser 2021: Auf einer Karte die aktuelle Lage in allen Orten
Unvorstellbare Regenmengen haben am 14. und 15. Juli 2021 zur größten Naturkatastrophe in der Geschichte von Rheinland-Pfalz geführt. Auf unserer Karte zeigen wir die betroffenen Orte.