Die Flut im Juli 2021 riss die alte Holzbrücke an den Irreler Wasserfällen einfach mit sich. Jetzt gibt es eine Hängebrücke. Die soll auch einem neuen Hochwasser trotzen können.
Welche Wassermassen in der Nacht zum 15. Juli 2021 durch das Tal rasten, lässt sich an den Irreler Wasserfällen auch zwei Jahre danach noch gut erkennen. Ganze Bereiche der Uferböschung wurden weggerissen, die Felsbrocken, die die Stromschnellen ausmachen, zum Teil fortgespült. Auch die weit über Irrel hinaus bekannte Holzbrücke über die Irreler Wasserfälle fiel der Flut zum Opfer. Nun gibt es eine neue Brücke - eine Hängebrücke. Die Bodenelemente dafür wurden am Freitagmorgen eingebaut.
Wiederaufbau eines Irreler Wahrzeichens
"Es war natürlich ein Riesenschock nach der Flut, dass die ganze Brücke weg war. Das ist schließlich unser Wahrzeichen gewesen", erzählt Irrels Ortsbürgermeister Herbert Theis. "Umso schöner ist es, dass wir hier jetzt diese Hängebrücke verwirklichen können". Viele Irreler, aber auch Wanderer und Radfahrer kommen hierher, um zu sehen, wie die Arbeiten an der neuen Brücke vorangehen. Seit 1959 gab es die überdachte Holzbrücke über die Irreler Wasserfälle. Durch die Flut 2021 war es also erstmals seit mehr als 40 Jahren nicht möglich, die Stromschnellen zu überqueren. Auch für den Tourismus war das ein Problem.
Hängebrücke soll erneutem Hochwasser trotzen
Die Brücke über die Wasserfälle ist ein wichtiges Drehkreuz für den Tourismus in der Region, so Claudia Torgau, Geschäftsführerin des Zweckverbands Naturpark Südeifel. "Der Besucherstrom hier an den Wasserfällen hat eigentlich nie wirklich aufgehört, aber viele haben natürlich gefragt, wie sie jetzt auf die andere Seite zur Teufelsschlucht kommen", berichtet Torgau.
Die neue Konstruktion, eine Hängebrücke, soll auch einem erneuten Hochwasser trotzen können, denn sie kommt ohne Mittelpfeiler aus. Dieser war der alten Brücke zum Verhängnis geworden als sich bei der Flut 2021 Treibgut darin verkeilte und schließlich den ganzen Bau mit sich riss.
Barrierefrei und mit Sitzgelegenheiten in 16 Metern Höhe
Zudem wird die Hängebrücke fast 100 Meter vom alten Standort entfernt aufgebaut. Im Bereich der alten Brücke sei die Uferböschung durch die Wassermassen weggerissen worden und nun zu instabil, so Torgau. Die Hängebrücke wird in 16 Metern Höhe bei einer Länge von 110 Metern über den Fluss ragen. Damit sollte auch ein erneutes Jahrhunderthochwasser der Brücke nichts anhaben können. Zum Vergleich: Am 15. Juli 2021 stand das Wasser sieben Meter hoch in der Schlucht. Am selben Tag ein Jahr zuvor waren es gerade einmal 26 Zentimeter. "Da muss also schon einiges passieren, um eine 16 Meter hohe Brücke mitzureißen", meint Torgau.
Die neue Brücke ist barrierefrei. Zudem gibt es auf der Brücke auch Sitzgelegenheiten. "Das war ein ausdrücklicher Wunsch der Ortsgemeinde", betont Ortsbürgermeister Herbert Theis. Zwei insgesamt sechs Meter lange Bänke werden auf der Brücke Besuchern einen Platz zum Verweilen anbieten. Herbert Theis ist zufrieden: "Jetzt kann man sich einfach hier hinsetzen, ein Buch lesen und die Landschaft auf sich wirken lassen."
Zwei Jahre nach der Flut Irrel: Ein Haus auf Stelzen soll vor Hochwasser schützen
Rund 120 Häuser sind bei der Juli-Flut 2021 in Irrel beschädigt oder zerstört worden. Fast alle konnten wieder saniert oder neu aufgebaut werden, wenn auch anders als zuvor.
Um die Besucherströme zu lenken, wurde parallel zum Bau der Hängebrücke auch ein neues Parkleitsystem entwickelt. Dieses wird später auf der Webseite des Naturparks und der Tourist-Informationen zu finden sein. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gibt es extra ausgewiesene Parkplätze ganz in der Nähe der Irreler Wasserfälle.
Alte Brückenteile als Ausstellungsstücke
Jetzt sollen die Teile der alten Brücke, die zwei Kilometer von ihrem ursprünglichen Standort entfernt angespült wurden, für eine Aussichtsplattform genutzt werden. Der Rest soll als Erinnerungsstücke mit Informationstafeln versehen rund um die Irreler Wasserfälle aufgestellt werden . Auch die weiter unten gelegene Brücke "auf der Fischerei", die ebenfalls über die Prüm führt und bei der Flut zerstört wurde, soll demnächst wieder aufgebaut werden. "Wir haben inzwischen für alle Wanderbrücken in der Verbandsgemeinde die wasserrechtlichen Genehmigungen erhalten und können mit dem Wiederaufbau loslegen", erklärt Christian Wagner, Bautechniker bei der Verbandsgemeinde Südeifel.
Brücke voraussichtlich Ende September für Besucher geöffnet
Finanziert wird der Bau der Hängebrücke durch eine Förderung mit 1,15 Millionen Euro aus dem Sondervermögen des Landes Rheinland-Pfalz zum Wiederaufbau nach der Flut. Einen entsprechenden Antrag hatte der Zweckverband Naturpark Südeifel bereits im Juni 2022 gestellt. Bis Ende September 2023 sollen die Arbeiten an der neuen Hängebrücke abgeschlossen sein. Dann ist sie auch für Besucher zugänglich.