Vor zwei Jahren wurde das Krankenhaus in Trier-Ehrang von der Flut zerstört. Jetzt soll es als "vertikales Dorf" wieder aufgebaut werden - mit Wohnungen und medizinischen Angeboten.
Kabel hängen von der Decke. Stahltüren sind eingedrückt. Und an der Wand sieht man noch, wie die Kyll das Untergeschoss des Krankenhauses in Trier-Ehrang meterhoch geflutet hatte. Ein Totalschaden für den damaligen Klinikbetreiber.
Und doch soll der Rohbau genutzt werden, um etwas ganz Neues entstehen zu lassen: Ein Dorf auf fünf Etagen am Rande des ländlich geprägten Trier-Ehrang.
"Vertikales Dorf" nennt der Trierer Immobilienentwickler "Quartiersmanufaktur" seine Idee. Er hat das Gebäude gekauft. "Wir haben uns angeschaut, was zeichnet ein Dorf aus? Das ist das Nebeneinander und Miteinander von verschiedenen Nutzungen. Ähnlich wie es im Dorf ist, versuchen wir es auch hier unterzubekommen, indem wir die Nutzungen übereinander anordnen und kombinieren mit vielen Gemeinschaftseinrichtungen", sagt Projektleiter Tobias Schumacher.
Konkret könnte das so aussehen: Auf zwei Etagen wäre Platz für Ärzte und andere medizinische Angebote wie Praxen für Physiotherapie. Ein Schwerpunkt liegt auf verschiedenen Formen des Wohnens: So sollen bezahlbare Wohnungen für Familien und Alleinerziehende entstehen. Und auch unterschiedliche Wohn-Konzepte für inklusives und betreutes Wohnen. In Gemeinschaftsräumen könnten Kinder Hausaufgaben machen und sich alle Bewohner treffen. Auch draußen soll es Plätze geben, wo alle zusammenkommen.
Vom früheren Krankenhaus wird nicht mehr viel zu sehen sein. Nur ein paar markante Gegenstände wie OP-Lampen haben die Projektentwickler gesichert. Sie sollen später an die frühere Klinik erinnern, vielleicht werden sie im Treppenhaus eingebaut. Ansonsten kommt alles raus. Nur der Rohbau bleibt stehen. Der aber soll auf jeden Fall erhalten bleiben.
Es gehe darum, nachhaltig zu bauen, auch wenn es einfacher und günstiger wäre, den Gebäudekomplex abzureißen, sagt Jan Eitel, Gesellschafter des Immobilienentwicklers: "Wir sparen kein Geld, indem wir die Substanz nochmal nutzen. Im Gegenteil. Aber wir verhindern, dass wir unglaublich viel Beton, kleinhacken und entsorgen müssen. Vor allem vermeiden wir, nochmal neuen Beton nutzen zu müssen, was ja bekanntermaßen auch ein CO2-Killer ist."
Um vor Hochwasser sicher zu sein, soll das Untergeschoss nicht mehr genutzt werden. Die Etage könnte vielleicht noch als Lager genutzt werden. Die gesamte Elektro-, Heizungs- und Lüftungstechnik wird in höhere Stockwerke verlegt.
Projekt kostet 50 Millionen Euro
50 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Ende des Jahres soll der Bauantrag gestellt werden. Wenn alles gut läuft, könnte das "vertikale Dorf" dann in vier Jahren stehen.