Vor drei Jahren tötete ein Amokfahrer in Trier fünf Menschen und verletzte viele schwer. Auf Wunsch der Angehörigen der Todesopfer gab es am Freitag ein stilles Gedenken.
Drei Jahre nach der Amokfahrt gedachten die Trierer der Opfer jener Gewalttat, die sich in das kollektive Bewusstsein der Stadt gebrannt hat. Am 1. Dezember 2020 raste ein Mann mit seinem SUV durch die Fußgängerzone. Um 13:46 Uhr begann die Amokfahrt in Trier, bei der fünf Menschen starben und viele zum Teil schwer verletzt wurden.
Die Angehörigen standen still im Halbkreis um den vorläufigen Gedenkort für die Opfer der Amokfahrt an der Porta Nigra. Etwa 50 Menschen waren gekommen. Triers Oberbürgermeister Leibe legte einen Kranz nieder. Auch Mitglieder des Stadtvorstands waren dabei. Angehörige brachten einen Kranz mit weißen Rosen und legten weiße Rosen ab.
Kränze für die Opfer der Amokfahrt an der Porta Nigra
Die Betroffenen und Angehörigen der Opfer wollten ein stilles Gedenken, ohne Reden oder andere Feierlichkeiten. Wie ein Sprecher der Stadt mitteilte, wünschten sie sich keine größere Veranstaltung an der Porta Nigra, weil es ihnen im vergangenen Jahr dort zu unruhig war. Die Angehörigen der Todesopfer sind eine Art Schicksalsgemeinschaft. Sie stützten sich gegenseitig, umarmten sich, wenn es zu schwer wurde, gaben sich gegenseitig Halt.
Gang zu den Gedenkplaketten in der Innenstadt
Von der Porta Nigra ging die Gruppe still zu den Gedenkplaketten für die Menschen, die bei der Amokfahrt ums Leben gekommen sind. Sie wurden vor kurzem an den Stellen ins Pflaster gelegt, an denen die Menschen gestorben sind. Heute liegt ein Teil dieser Orte direkt am Weihnachtsmarkt, der vor drei Jahren wegen Corona abgesagt worden war. Die trauernden Angehörigen stellten sich still im Kreis um die Plaketten. Einige brachen in Tränen aus. Um sie herum das Treiben des Weihnachtsmarktes, Menschen mit Glühweintassen in der Hand, Touristen mit rotweißen Nikolausmützen und Selfiesticks.
Glocken des Trierer Doms läuten
Auch im Dom wurde erinnert. Hier konnten die Angehörigen abgeschirmt in einer Kapelle sitzen. Um 13:46 Uhr läutete vier Minuten lang eine Domglocke. Zu dieser Zeit hatte die Amokfahrt in Trier begonnen. Sie dauerte vier Minuten. Domorganist Still spielte auf der Orgel. Um 14 Uhr war das stille Gedenken vorbei. Einige Angehörige gingen still aus dem Dom, andere blieben noch etwas in der Kapelle zusammen. Auch Notfallseelsorger waren für sie da. Im Hauptschiff des Trierer Doms saßen auch einige Menschen aus Trier, denen es ein Bedürfnis gewesen war, an dem stillen Gedenken für die Opfer der Amokfahrt teilzunehmen.
Der Ablauf des Gedenktages war von den Angehörigen und den Betroffenen so gewünscht worden, sagte der Sprecher der Stadt. Das sei mit ihnen in den Nachsorgerunden, die es seit der Amokfahrt für sie gibt, besprochen worden.
Für jedes Todesopfer eine Plakette Drei Jahre nach Amokfahrt: Gedenkplaketten für Opfer verlegt
In der Fußgängerzone in Trier sind fünf Gedenkplaketten im Boden eingelassen worden. Sie sollen an die Menschen erinnern, die bei der Amokfahrt ums Leben gekommen sind.
Gedenkstätte für die Opfer der Amokfahrt erst im Frühjahr fertig
Die Bronze-Stelen, die die Todesopfer der Trierer Amokfahrt symbolisieren sollen, werden voraussichtlich erst im nächsten Frühjahr aufgestellt. Grund sei, dass die für die Stelen benötigte Bronze erst im neuen Jahr an den Künstler geliefert werden könne. Danach muss das Material bearbeitet werden.
Revisionsverfahren nach Urteil im Amokprozess
Der Amokfahrer war im August vergangenen Jahres wegen mehrfachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Zudem hatte das Gericht die besondere Schwere der Schuld festgestellt und wegen einer psychischen Erkrankung des 53-jährigen Angeklagten dessen Unterbringung in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
Die Anwälte des Amokfahrers hatten gegen das Urteil Revision eingelegt. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hat das Urteil gegen den Amokfahrer am Freitag teilweise aufgehoben. In dem 17-seitigen Dokument des BGH heißt es unter anderem zum Trierer Verfahren: Die Prüfung und Beurteilung der Schuldfähigkeit des Angeklagten, "erweist sich als durchgreifend rechtsfehlerhaft". Der Fahrer habe an einer paranoiden Schizophrenie gelitten. Nun muss neu verhandelt werden.
Schreiben des Generalbundesanwalts Prozess um Trierer Amokfahrt könnte in Teilen neu aufgerollt werden
Der Prozess um die Trierer Amokfahrt muss möglicherweise in Teilen neu aufgerollt werden. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof hat beantragt, das Verfahren an eine andere Kammer des Trierer Landgerichtes zurückzuverweisen.