Gedenken nach der Amokfahrt in Trier

OB Wolfram Leibe: "Wir werden diese Amokfahrt verarbeiten!"

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Autor/in
Solveig Naber

Am 1. Dezember 2020 rast ein Autofahrer durch die Trierer Fußgängerzone. Er reißt fünf Menschen in den Tod, es gibt viele Verletzte. Ein Jahr danach blickt Oberbürgermeister Wolfram Leibe zurück auf diesen Tag.

In der Stadt sind Polizeisirenen zu hören. Ein Anruf wird direkt in das Büro von Wolfram Leibe durchgestellt. Es ist der 1. Dezember 2020, kurz nach Beginn der Tat. Am anderen Ende ist der Feuerwehrchef der Stadt Trier. Eine Amokfahrt in der Innenstadt, sagt er. Mehr Informationen gibt es nicht, erinnert sich Wolfram Leibe.

Nur wenige Minuten von seinem Büro entfernt beginnt die Innenstadt. Leibe läuft sofort los und ist mittendrin im Chaos und dem Grauen, das der Amokfahrer hinterlassen hat.

"Ich sehe einen erfahrenen Arzt, der kniete am Boden und hat ein Baby im Arm und weint. Eine Polizistin mit einem Maschinengewehr kommt und sagt: 'Ich muss Sie beschützen, wir wissen nicht, ob es ein Terrorangriff ist.'"

Tote, Schwerverletzte, Blutlachen auf den Gehwegen

Da sei ihm klar geworden, dass sich hier gerade Katastrophe abgespielt hat, erinnert sich Leibe. Dann geht er durch die Fußgängerzone, sieht Tote und Schwerverletzte, Blutlachen auf dem Pflaster.

An der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der Stadt, gibt er kurz nach der Amokfahrt schon erste Interviews, informiert die Menschen über das, was passiert ist. Leibe reagiert angemessen, aber nicht routiniert. Findet die richtigen Worte, sagen die Trierer später.

"Wir sehen solche Bilder im Fernsehen und denken, so was kann bei uns nicht passieren. Jetzt ist es auch in Trier passiert."

Leibe ist wie alle Trierer tief erschüttert. Mit zitternder Stimme spricht er vor den Kameras über einen Turnschuh, den er gesehen hat. Das Mädchen, dem der Schuh gehört, ist tot. Als er das erzählt, versagt dem zwei Meter großen Mann die Stimme. Auch heute noch hat er diese Szene vor Augen. Dieser Schuh - ins Gedächtnis eingebrannt.

Große Solidarität in Trier nach der Amokfahrt

Es sind Bilder wie diese, die Leibe mit vielen anderen Bewohnern teilt. Wie viele von ihnen hat er über das Grauen gesprochen, sich auch professionelle Unterstützung geholt. Was ihn durch diese Zeit getragen hat, ist die große Solidarität der Menschen. Leibe ist überzeugt, die Amokfahrt hat trotz ihres Schreckens die Menschen in der Stadt zusammenwachsen lassen.

Gedenkgottesdienst und Requiem im Trierer Dom

Am 1. Dezember werden um 13:46 Uhr - zum Zeitpunkt der Amokfahrt - die Glocken des Trierer Doms läuten. Oberbürgermeister Leibe hat die Trierer gebeten, in diesen Minuten schweigend der Opfer der Amokfahrt zu gedenken. Im Dom wird es am 1. Dezember einen ökumenischen Gedenk-Gottesdienst geben und ein Requiem am Abend.

"Wir haben in dieser Stadt alles überstanden. Große Krisen, große Kriege. Wir werden auch diese Amokfahrt emotional verarbeiten."

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Solveig Naber