Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken haben im vergangenen mehr als 100 Geldautomaten in Rheinland-Pfalz dicht gemacht - auch wegen Sprengungen. Das ergab eine Recherche des SWR.
Die Sparkassen im Land haben im vergangenen Jahr 56 ihrer Geldautomaten außer Betrieb genommen, die Volks-und Raiffeisenbanken 47. Das sind insgesamt 103 Automaten weniger, an denen sich Kundinnen und Kunden mit Bargeld versorgen können. Die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken stellen in Rheinland-Pfalz die mit Abstand meisten Geldautomaten bereit. Der Bestand sank von 1.882 im Jahr 2022 auf 1.779 Ende 2023. Das ist ein Rückgang um etwa 5,5 Prozent.
Auch Geldautomaten-Sprengungen führten zu Schließungen
Für die Schließung von Geldautomaten-Standorten wie Filialen und SB-Geschäftsstellen gebe es verschiedene Ursachen, teilte der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz auf Anfrage des SWR mit. Dazu gehörten Sicherheitsrisiken durch Sprengungen und Lieferengpässe bei Geldautomaten oder Sicherheitstechnik. "Einige Standorte wurden temporär geschlossen, insbesondere wenn sie auf Grund von Sprengungen nicht mehr genutzt werden konnten", so der Verband. In Fällen von Mehrfachsprengungen verzögere sich die Wiedereröffnung oft, weil die Sicherheitstechnik dann auf einen neuen Stand gebracht werden müsse.
Polizei registriert 50 Fälle Gesprengte Geldautomaten in RLP: Rekordschäden im Jahr 2023
Durch gesprengte Geldautomaten ist in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Das Innenministerium spricht von 50 Fällen im ganzen Jahr.
Als Grund für die Schließung von Geldautomaten gab der für die Volks- und Raiffeisenbanken zuständige Genoverband auch die sinkende Nachfrage an, weil immer mehr Kundinnen und Kunden Kartenzahlung nutzten. "Dort wo weniger Bargeld nachgefragt wird, braucht es weniger Automaten."
Wie gut ist die Bargeld-Versorgung in RLP noch?
Der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz versichert, für die meisten Sparkassenkunden seien Geldautomaten weiterhin schnell zu erreichen. "Für die Hälfte unserer Kundinnen und Kunden ist der nächste Geldautomat nie weiter weg als zweieinhalb Minuten." Das belege eine Studie mit dem Institut der deutsche Wirtschaft in Köln. Die beste Erreichbarkeit gebe es zwar in Großstädten und deren Umland. Aber auch in ländlichen Gebieten sei ein Sparkassen-Geldautomat in durchschnittlich knapp vier Minuten zu erreichen.
Von Seiten der Politik in Rheinland-Pfalz gibt es zudem die klare Erwartungshaltung, dass die flächendeckende Versorgung mit Bargeld auch in Zukunft sichergestellt wird. Aus der SPD-Landtagsfraktion heißt es, die Anzahl der Geldautomaten dürfe nicht merklich weniger werden. Die Banken dürften sich nicht weiter aus der Fläche zurückziehen.
Sparda-Bank Südwest: "Alle unsere Geldautomaten haben Einfärbesysteme"
Die Sparda-Bank Südwest teilte mit, ihr Bestand an Geldautomaten in Rheinland-Pfalz sei seit 2022 stabil geblieben - er liege weiterhin bei 64. Die Sparda-Bank war wie andere Kreditinstitute mehrfach von Geldautomaten-Sprengungen betroffen. Deshalb seien inzwischen alle in Betrieb befindlichen Geldautomaten mit Einfärbesystemen ausgestattet.
Die Systeme sollen mögliche Täter abschrecken, beziehungsweise Angriffe auf die Automaten unattraktiv machen, weil das Geld bei einer Sprengung durch Farbe unbrauchbar wird. "Unsere Geldautomaten sind auf dem bestmöglichen Sicherheitsstandard", sagte ein Sprecher der Sparda-Bank Südwest dem SWR.
Landtag stimmt Antrag für mehr Schutz zu Ebling: Erste Erfolge gegen Geldautomaten-Sprengungen in RLP
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) sieht erste Erfolge im Kampf gegen Geldautomaten-Sprenger. Im Landtag sagte er, die Dynamik dieser Straftaten in Rheinland-Pfalz sei gebrochen worden.
Sparkassenverband: Maßnahmen gegen Sprengungen zeigen Wirkung
Andere Bankenverbände zeigen sich - auch aus Sicherheitsgründen - bezüglich der Standards ihre Geldautomaten weniger transparent. Wie viele Geräte mit Einfärbe- oder anderen Schutzvorkehrungen ausgestattet sind, geben sie nicht preis. Die Sparkassen in Rheinland-Pfalz haben nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, um Geldautomaten besser zu sichern.
Laut Sparkassenverband zeigen die ergriffenen Maßnahmen Wirkung. Vor mehr als einem halben Jahr habe es den "letzten aus Sicht der Täter erfolgreichen Angriff auf einen Geldautomaten" der Sparkassen im Land gegeben. Seit diesem Angriff Ende Juli 2023 sei "die Häufigkeit von Sprengungen hier in Rheinland-Pfalz zurückgegangen", so der Verband.
Innenminister Ebling kritisiert Haltung der Privatbanken in RLP
Vom Verband der privaten Banken in Rheinland-Pfalz gab es keine Auskunft darüber, wie der Bestand an Geldautomaten aktuell aussieht oder welche Vorkehrungen gegen Geldautomaten-Sprengungen ergriffen werden. Die privaten Banken wollten sich laut Innenminister Michael Ebling (SPD) auch nicht der Kooperationsvereinbarung anschließen, die das Land mit dem Sparkassenverband, den Genossenschaftsbanken und der Sparda-Bank Südwest geschlossen hat.
Die Vereinbarung sieht unter anderem das Angebot vor, dass das Landeskriminalamt den Kreditinstituten individuelle Risikoanalysen für Geldautomaten-Standorte erstellt, damit diese dann passende Sicherheitsvorkehrungen treffen können. Dass Privatbanken daran wenig Interesse zeigten, halte er für "zu kurz gedacht", so Ebling. Deren Anteil an Geldautomaten in Rheinland-Pfalz falle aber kaum ins Gewicht.