Durch gesprengte Geldautomaten ist in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Das Innenministerium spricht von 50 Fällen im ganzen Jahr.
In dieser Bilanz steckt auch schon die Sprengung in Bundenthal in der Südwestpfalz am Silvestermorgen. Allein hier entstand Schaden in Millionenhöhe, das Gebäude der Volksbank wurde komplett zerstört. Ob die flüchtigen Täter Geld erbeuteten, ist noch nicht klar.
Erst kurz vor Weihnachten hatten Unbekannte - laut Zeugenaussagen vier Männer - ein freistehendes Geldautomaten-Häuschen in Essenheim gesprengt. Dieses wurde schwer beschädigt und zwei Autos durch die Detonation demoliert.
Schaden durch gesprengte Geldautomaten so hoch wie nie
Nur zwei Fälle von vielen in Rheinland-Pfalz im Jahr 2023. Mit 50 Fällen ging die Zahl der gesprengten Geldautomaten im vergangenen Jahr zwar leicht zurück im Vergleich zum Vorjahr. Der Schaden an Automaten und Gebäuden lag nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministeriums aber mit mindestens 8,8 Millionen Euro so hoch wie nie.
Im Vorjahr lag diese Summe laut Landeskriminalamt (LKA) bei 8,4 Millionen Euro - 2019 waren es noch "nur" 1,1 Millionen Euro gewesen. Erbeutetes Geld ist in dieser Statistik nicht berücksichtigt. Knapp ein Drittel der Taten im Jahr 2023 hätten bisher aufgeklärt werden können, so das Ministerium. 14 Verdächtige seien ermittelt worden.
Täter bringen Unbeteiligte bei Tat und Flucht in Gefahr
Innenminister Michael Ebling (SPD) sagte, die Täter gefährdeten Menschenleben, sowohl bei der Sprengung als auch bei der Flucht. Da die Täter auch in Rheinland-Pfalz mittlerweile fast ausschließlich Festsprengstoffe verwendeten, seien sie eine Gefahr für Unbeteiligte und Einsatzkräfte, so Ebling. Das habe auch die Sprengung in Bundenthal an Silvester noch einmal bewiesen. Laut Innenministerium wurde 2023 eine Person im Zusammenhang mit einer Sprengung schwer verletzt.
Sprengungen häufig nahe Fernstraßen
Die Polizei habe vergangenes Jahr zwar Erfolge erzielt, man könne aber keine Entwarnung geben. Vier Festnahmen auf frischer Tat gab es laut Ministerium 2023. Zur Flucht nutzten die Täter meist hochmotorisierte Fahrzeuge, und sie würden entsprechend rücksichtslos unterwegs sein. Die Tatorte lägen häufig in der Nähe von Fernstraßen oder Autobahnen.
Täter oft aus den Niederlanden nach Rheinland-Pfalz
Bei Ermittlungen gegen die meist professionell agierenden ausländischen Tätergruppen haben sich laut LKA oft Bezüge zu weiteren Taten in anderen Bundesländern ergeben. Die Tatverdächtigen kommen den Angaben zufolge oft aus den Niederlanden oder aus Osteuropa nach Rheinland-Pfalz.
Warum sind Geldautomaten hierzulande so ein leichtes Ziel?
Die Niederlande kündigten bereits vor Jahren an, verschiedene Geldautomaten großflächig außer Betrieb zu nehmen oder nachts zu schließen. Das ist zum Teil auch schon geschehen. Das LKA rechnet deshalb damit, dass sich die Tatorte verstärkt nach Deutschland verlagern. Deutschland biete mit einer vergleichsweise hohen Verfügbarkeit von Geldausgabeautomaten und hohen Füllsummen eine für die Tätergruppierungen "höchst attraktive Tatgelegenheitsstruktur", so das LKA.
Mögliche Schutzmaßnahmen gegen Automatensprengungen
Innenminister Ebling erwartet von den Banken, dass sie weiter Geldautomaten nachrüsten, um das Sprengen unattraktiv zu machen. Dem SWR sagte Ebling, die Banken hätten eine Verantwortung. Viele Automaten in Rheinland-Pfalz seien technisch noch nicht auf dem neusten Stand, der Kriminelle abschrecken könnte.
Das soll sich ändern. "Ich konnte Ende letzten Jahres mit dem Sparkassenverband auch neue Maßnahmen vorstellen. Der Sparkassenverband nimmt mehrere Millionen in die Hand", sagte Ebling dem SWR. Die Sparkassen rüsteten ihre Geldautomaten technisch nach, insbesondere mit sogenannten Einfärbetechniken. Das heißt, das Geld ist in dem Moment wertlos, wo es dem Automaten unrechtmäßig entnommen wird.
Gewerkschaft der Polizei kritisiert Freiwilligkeit
Der Gewerkschaft der Polizei (GdP) geht diese Sicherheitspartnerschaft zwischen Innenministerium und den Banken nicht weit genug. Die GdP-Landesvorsitzende, Stefanie Loth, forderte im SWR eine gesetzliche Vorschrift zum Schutz von Geldautomaten. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten, die dringend umgesetzt werden müssten.
So nannte Loth neben Techniken, die bei einer Geldautomaten-Sprengung das Geld sofort verkleben oder einfärben, auch, dass die Anreize für Sprengungen verringert werden müssten. In Frankreich beispielsweise würden maximal 25.000 Euro in Geldautomaten liegen - wesentlich weniger als in deutschen Automaten.
Reaktionen der Geldinstitute
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Im Prozess um die Geldautomaten-Sprengung in Ludwighafen ist am Mittwoch das Urteil gesprochen worden. Die beiden jungen Männer aus den Niederlanden müssen jeweils knapp vier Jahr in Haft.
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Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass wieder ein Geldautomat gesprengt wurde. Die Polizeigewerkschaft sieht die Politik in der Pflicht – und empfiehlt die Niederlande als Vorbild.