Die Zahl der Straftaten in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen - um fast 6 Prozent auf knapp 256.000. So gab es unter anderem mehr Schockanrufe, Cyberangriffe und Diebstähle.
"Die Kriminalität bewegt sich wieder auf dem vorpandemischen Niveau", sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023. Schon 2022 gab es wieder mehr Straftaten als während der Corona-Jahre. Aufgeklärt wurden laut Ebling im vergangenen Jahr 64,5 Prozent der Straftaten - die Zahl sei damit unverändert. Rheinland-Pfalz sei weiterhin eines der sichersten Bundesländer.
Strukturreform bis 2025 geplant Polizei in RLP rückt Cyberkriminalität und Hass in den Fokus
Auch in Rheinland-Pfalz beschäftigen Cyberkriminalität und Hass im Netz zunehmend die Polizei. Darauf reagiert die Landesregierung nun - und strukturiert die Polizei um.
Zahl der Cyberattacken in RLP nimmt weiter zu
Hohe Steigerungsraten gibt es weiterhin bei Straftaten im digitalen Raum. Bei der Cyberkriminalität verzeichnet die rheinland-pfälzische Polizei einen Anstieg um fast 20 Prozent. Dabei geht es um Delikte wie Computersabotage, Ausspähen oder das Abfangen von Daten. "Ein Beispiel dafür ist der Cyberangriff auf den Rhein-Hunsrück-Kreis im vergangenen Oktober", so Ebling. Die Fälle von Cybercrime seien zwar im Vergleich zu anderen Arten von Straftaten noch vergleichsweise gering, der angerichtete Schaden könne jedoch immens sein.
Weniger Fälle von Mord und Totschlag
Auch die Zahl der Diebstähle nahm im vergangenen Jahr im Land zu - und zwar um 7,5 Prozent. Damit sei wieder ein vergleichbares Niveau wie im Jahr 2019 erreicht - also vor Corona. Bei Diebstählen gebe es aber mit 37,5 Prozent die höchste Aufklärungsquote der vergangenen zehn Jahre, sagte Ebling.
Gesunken sei dagegen die Zahl der "Straftaten gegen das Leben" wie Mord, Totschlag oder Fahrlässige Tötung. Die Zahl sank im Vergleich zu 2022 um 21 auf 78 Fälle.
Ebling: Geldautomatensprengungen machen mir am meisten Sorge
"Am meisten Sorge macht mir die Sprengung von Geldautomaten", erklärte der Innenminister. Insbesondere wegen der Brutalität mit der die Täter vorgingen. Trotz eines leichten Rückgangs in Rheinland-Pfalz rechnet das Landeskriminalamt (LKA) auch in diesem Jahr mit weiteren Sprengungen. Im vergangenen Jahr waren es 50 Fälle, in diesem bisher vier. Die Sparkassen, die die allermeisten Geldautomaten im Land bereitstellen, hätten die Geräte inzwischen aber so präpariert, dass die Täter häufig leer ausgingen, so Ebling.
Millionenschaden durch Schockanrufe und falsche Gewinnversprechen
Ein weiterer Bereich, der der Polizei zunehmend zu schaffen macht, ist der Callcenter-Betrug. Darunter führt das LKA unter anderem so genannte Schockanrufe, bei denen sich Anrufer etwa als Enkel ausgeben, die gerade in Geldnot sind, oder als Polizisten, Staatsanwälte oder Bankbeschäftigte. "Callcenter-Betrug beschäftigt uns in besonderer Weise, weil er insbesondere ältere Menschen zum Ziel hat, besonders perfide ist und zu hohen Schadenssummen führt", sagte LKA-Präsident Mario Germano.
Betroffene berichtet bei Infoveranstaltung Polizei Koblenz klärt auf: So funktioniert die kriminelle Masche "Schockanruf"
Laut der bundesweiten Kriminalstatistik für 2022 erbeuteten Telefonbetrüger rund 20 Millionen Euro von ihren Opfern. Die Polizei Koblenz hat bei einer Infoveranstaltung erklärt, wie man sich schützen kann.
Im vergangenen Jahr habe es insgesamt 12.958 Fälle in dem Bereich gegeben. Dabei sei für die Betroffenen 10, 6 Millionen Euro Schaden entstanden. Bei Enkeltrick-Anrufen gab es laut Germano 2023 einen Anstieg von 19 Prozent, bei Anrufen von angeblichen Amtsträgern sogar um 28 Prozent. Auch die Anrufe, in denen falsche Gewinnversprechen gemacht werden, sind demnach deutlich gestiegen.
CDU: Polizei für Kriminalitätsbekämpfung weiter stärken
Als Reaktion auf die aktuelle Kriminalstatistik fordert die CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag, die Polizei im Land weiter zu stärken. Der weitere Anstieg der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr komme nach den pandemiebedingten Bewegungseinschränkungen nicht unerwartet.
"Ich warne davor, diese Entwicklung als schicksalhaft zu akzeptieren", so Dirk Herber, der Sicherheitsexperte der CDU-Fraktion. Die Polizei müsse in die Lage versetzt werden, "Kriminalität effektiver bekämpfen zu können". Dazu gehöre eine bessere Personalausstattung und die verstärkte Nutzung moderner technischer Möglichkeiten wie der Bodycam.