Auf dem Flugplatz Mendig findet ab Freitag das jährliche Treffen der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland statt. Es ist die größte muslimische Versammlung in Europa. Und doch ist die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde vielen unbekannt. Wir liefern die wichtigsten Infos.
Einmal im Jahr hält die Ahmadiyya Muslim Jamaat, das bedeutet muslimische Ahmadiyya Gemeinde oder Gemeinschaft, ihre Jahresversammlung ab - ihre "Jalsa Salana". Letztes Jahr fand dieses Treffen auf dem Stuttgarter Messegelände statt. In diesem Jahr hat sich die muslimische Gemeinschaft den Flugplatz Mendig ausgesucht. Das Treffen dauert vom 23. bis 25. August.
Was man sonst noch zu der Gemeinde und dem Treffen wissen sollte:
- Was ist die Ahmadiyya-Gemeinde?
- Welche Kritik gibt es an der Ahmadiyya-Gemeinschaft?
- Was ist der Anlass für das Treffen in Mendig?
- Was steht auf der Tagesordnung für das Treffen?
- Wie viele Menschen werden zu dem Treffen erwartet?
- Wann beginnt die Veranstaltung offiziell?
- Warum gerade der Flugplatz Mendig?
- Wie wird die An- und Abreise organisiert?
- Gibt es ein besonderes Sicherheitskonzept der Polizei?
- Wie wird das Ahmadiyya-Treffen finanziert?
- Dürfen auch Zuschauer bzw. Nicht-Ahmadiyya-Mitglieder zu dem Treffen?
Was ist die Ahmadiyya-Gemeinde?
Ziel der Ahmadiyya Muslim Jamaat - oder kurz AMJ - ist es, einen reformierten Islam mit friedlichen Mitteln zu verbreiten. Die AMJ vertritt nach eigenen Angaben eine zeitgemäße Auslegung des Korans, die jegliche Gewalt in Glaubensfragen ablehnt und für eine strikte Trennung von Religion und Staat ist.
Die AMJ ist die einzige islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland mit Körperschaftsstatus in Hamburg und Hessen. Dort ist sie den Kirchen organisatorisch und rechtlich gleichgestellt. In Hessen etwa gibt die AMJ eigenverantwortlichen Religionsunterricht. In Rheinland-Pfalz ist das seit längerer Zeit in der Klärung.
Wie viele Anhänger es weltweit gibt, ist nicht genau bekannt. Die Religionsgemeinschaft nennt die Zahl von etwa zehn Millionen Anhänger, in Deutschland sind es nach eigenen Angaben 55.000 bis 60.000 Mitglieder. Wenn man bedenkt, dass in Deutschland rund 5,5 Millionen Muslime leben, ist der Anteil der Ahmadis darunter also sehr gering - gerade mal ein Prozent.
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat wird nicht von allen islamischen Gruppierungen anerkannt. In Pakistan etwa wird sie seit mehr als 100 Jahren verfolgt. Nicht zuletzt deshalb tritt die Ahmadiyya-Gemeinschaft in Deutschland für Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein.
Welche Kritik gibt es an den Ahmadiyya-Muslimen?
Ganz unumstritten ist die Ahmadiyya-Gemeinde aber auch in Deutschland nicht. Kritiker werfen ihr vor, zu konservativ zu sein, etwa dass Männer und Frauen nicht gleichgestellt seien. Die Soziologin Necla Kelek kritisiert, dass der Koran und die Sunna wortwörtlich genommen würden. Männer entschieden über das Leben von Frauen und Ältere über das von Jüngeren. Außerdem lebe die Gemeinschaft abgeschottet und Verwandschaftsehen seien häufig.
Kritisiert wird generell auch, dass die konservativen Ethik der Gemeinschaft Homosexualität ablehnt.
Tausende Helfer im Einsatz Zeltstadt in der Eifel: Großes Muslimtreffen auf dem Flugplatz in Mendig
Rund 50.000 Gläubige sind in Mendig zum jährlichen Treffen der deutschen Ahmadiyya-Gemeinde zusammengekommen. Tausende Helfer waren dafür im Einsatz.
Was ist der Anlass für das Treffen in Mendig?
Einmal im Jahr kommen Gläubige zur Hauptversammlung der Deutschen Ahmadiyya-Gemeinden zusammen, zu der aber auch Gläubige aus anderen Ländern kommen dürfen. Das Treffen heißt offiziell "Jalsa Salana", was soviel heißt wie "die jährliche Versammlung" und kann auch als "Muslimischer Kirchentag" verstanden werden.
Das Treffen ist aber nicht nur ein religiöses Ereignis. Die Mitglieder der in einigen muslimischen Ländern verfolgten Glaubensgemeinschaft sind über die ganze Welt verstreut. Pressesprecher Mohammad Dawood Majoka sagt, viele nutzten das Treffen auch für ein Wiedersehen mit Familienmitgliedern und Freunden, die weit entfernt lebten.
Was steht auf der Tagesordnung des Treffens?
Auf dem Gelände in Mendig wird es von Freitag bis Sonntag Vorträge zu religiösen und gesellschaftlichen Themen geben, außerdem wird zusammen gebetet und gegessen.
Wie viele Menschen werden in Mendig erwartet?
Insgesamt rechnet die Ahmadiyya-Gemeinde, dass etwa 50.000 Muslime zu dem Treffen kommen. Es ist das 48. Treffen, das in dieser Art stattfindet. In den letzten Jahren haben die Versammlungen deutlich an Fahrt aufgenommen. Bei der ersten Jalsa Salana in Deutschland im Jahr 1976 wurden gerade einmal 70 Teilnehmer in einer Hamburger Moschee gezählt.
Hier Eindrücke vom Treffen in Stuttgart im vergangenen Jahr 👇
Wann beginnt die Veranstaltung?
Die erste große Veranstaltung ist das Freitagsgebet, das gegen 13:15 Uhr beginnen wird. Danach wird die Predigt des Kalifen live aus London übertragen.
Ursprünglich war geplant, dass das globale Oberhaupt, der fünfte Kalif, Mirza Masroor Ahmad, auch in Mendig persönlich vor Ort ist. Nach einer Herz-OP in diesem Jahr hatten ihm seine Ärzte aber von der Reise abgeraten. Daher habe er den Besuch in Deutschland kurzfristig absagen müssen, erklärte der Pressesprecher des Ahmadiyya Muslim Jamaat, Mohammad Dawood Majoka, auf SWR-Anfrage.
Warum gerade der Flugplatz Mendig?
Mendig in der Eifel liegt vergleichsweise zentral, wenn man betrachtet, dass Menschen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland zu dem Treffen kommen werden. Das Gelände war früher ein Bundeswehrflugplatz, diente aber aber auch schon als Festivalgelände für "Rock am Ring".
Und auch die Ahmadiyya-Gemeinde selbst hat das Gelände schon genutzt: 2017 war hier die Jahreshauptversammlung der Ahmadiyya-Jugend mit mehr als 7.500 Teilnehmern.
Tausende Helfer im Einsatz Zeltstadt in der Eifel: Großes Muslimtreffen auf dem Flugplatz in Mendig
Rund 50.000 Gläubige sind in Mendig zum jährlichen Treffen der deutschen Ahmadiyya-Gemeinde zusammengekommen. Tausende Helfer waren dafür im Einsatz.
Das Flughafengelände in Mendig bietet jede Menge freien, unbebauten Platz. Dort wurde in den letzten Tagen eine riesige Zeltstadt errichtet, mit mehreren hundert Zelten. Etwa 3.000 Mitglieder der Jugendorganisation der Ahmadiyya bauen die Zelte auf, sorgen für sanitäre Anlagen und die Reinigung des Platzes.
In der Zeltstadt wird strikt nach Geschlechtern getrennt. Ausnahme: die privaten Zelte für Familien. Die Veranstalter rechnen mit etwa 800 Privat-Zelten, aber auch damit, dass einige der Teilnehmenden in umliegenden Hotels übernachten werden.
Wie wird die An- und Abreise organisiert?
Um den Autoverkehr rund um Mendig so gut wie möglich in Grenzen zu halten, hat der Veranstalter die Gemeindemitglieder angehalten, die Ausfahrt "Kruft" an der A61 zu nehmen. Auf dem Flugplatzgelände selbst gebe es dann entsprechende Parkmöglichkeiten. Für eventuelle Staus oder Verzögerungen sollte man dennoch mindestens zwei Stunden zusätzlich einplanen, rät der Veranstalter.
Für diejenigen, die mit der Bahn anreisen, gebe es zudem einen Shuttle-Service vom Bahnhof Mendig zum Veranstaltungsgelände.
Straßen um Mendig waren stundenlang verstopft Ahmadiyya-Treffen in der Eifel sorgte für Verkehrschaos
In der Eifel findet aktuell das jährliche Treffen der deutschen Ahmadiyya-Gemeinde statt. 50.000 Muslime werden im Laufe des Wochenendes erwartet - das sorgte für Stau.
Gibt es ein besonderes Sicherheitskonzept der Polizei?
Die örtliche Polizei im nahen Mayen erwartet wenig Probleme. Natürlich würden an diesem Wochenende zusätzliche Kräfte im Einsatz sein, sagt Lothar Rink, Leiter der Polizeiinspektion in Mayen, auf SWR-Anfrage. Konkrete Zahlen nannte Rink nicht.
Mit Ausschreitungen oder Sicherheits-Problemen rechne er aber nicht. Allerdings mit deutlich mehr Autoverkehr. Die zusätzlichen Beamten würden daher vor allem für die Regelung des Verkehrs rund um Mendig gebraucht, bei der An- und Abreise zum Flugplatzgelände.
Wie wird das Treffen finanziert?
Die Konferenz wird laut Ahmadiyya ausschließlich durch Spenden finanziert und von Ehrenamtlichen organisiert. Der Eintritt ist daher für alle Besucher kostenlos.
Dürfen auch Zuschauer bzw. Nicht-Gemeinde-Mitglieder zu dem Treffen?
Zutritt zum umzäunten Gelände haben Gemeindemitglieder, aber auch vorab angemeldete Besucher. An den Eingängen zum Gelände finden laut Veranstalter umfangreiche Sicherheitskontrollen statt. Der Einlass erfolgt über den Mitgliederausweis.
Für die Voranmeldung von Gästen und Besuchern braucht man eine Referenzperson aus der Gemeinde.