Die meisten Städte schützen ihre Bewohner nicht ausreichend vor Hitze. Diesen Schluss zieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrem Hitze-Check - bei dem auch drei RLP-Städte durchfallen.
Es ist eine "kalte Dusche" für die Stadt Ludwigshafen in diesen heißen Tagen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die 190 deutschen Städte mit aktuell mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf ihre Hitzetauglichkeit untersucht. Die Kriterien: Wie viel Grünfläche gibt es in den Kommunen und wie viel Fläche ist versiegelt?
Ludwigshafen, Worms, Mainz: zubetoniert und fehlende Grünflächen
Basierend auf Daten der Potsdamer Luft Umwelt Planung GmbH zeigt die Deutsche Umwelthilfe insgesamt 24 Städten im Bundesgebiet die "Rote Karte". Ludwigshafen ist dabei laut Umwelthilfe bundesweit am stärksten versiegelt. Dahinter folgen Heilbronn, Regensburg, Worms und Mainz. Allen gemein ist, dass sie gleichzeitig zu wenig Grünelemente vorweisen können. Damit sind unter den Top 5 der am schlimmsten versiegelten Städte gleich drei aus Rheinland-Pfalz.
Vorzeigestadt in Rheinland-Pfalz: Neustadt an der Weinstraße
Die Stadt Kaiserslautern, die den Angaben zufolge auch eine hohe Versiegelung aufweist ("Rote Karte"), kann auf der anderen Seite aber mit dem höchsten Grünvolumen aller untersuchten Städte punkten ("Grüne Karte"). Insgesamt bekommt Kaiserslautern deshalb eine "Gelbe Karte" ausgestellt. Zu den Kommunen, die von der DUH sowohl bei der versiegelten Fläche als auch beim Grünvolumen die "Grüne Karte" erhalten, gehört in Rheinland-Pfalz lediglich eine Stadt: Neustadt an der Weinstraße.
Versiegelung verhindert Schutz vor extremer Hitze
Die zunehmende Versiegelung in den Städten stellt laut Deutscher Umwelthilfe ein großes Gesundheitsrisiko dar. Aufgrund von mangelndem Schatten, nicht gespeichertem Regenwasser und stark aufheizenden Betonböden kann es in Zukunft schwierig werden, sich in einer Stadt noch abzukühlen. Einige Städte im Südwesten ergreifen daher Maßnahmen für mehr Hitzeschutz:
Wie man Städte und Kommunen besser vor Hitze schützen kann, beschäftigt auch den Stadtklimatologen Sascha Henninger von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU). Im Rahmen der Kommunalwahl hat SWR Aktuell mit ihm über die Klimaanpassung in den Städten und Kommunen gesprochen:
"Gelbe Karte" für Kaiserslautern: Es muss sich etwas ändern
Auch in Kaiserslautern gibt es zu viele betonierte Flächen. Die Stadt hat im Hitze-Check eine "Gelbe Karte" bekommen. Denn Kaiserslautern bietet auch viel Grün, etwa den Volkspark und die Gartenschau. Das bewahrt die Stadt sozusagen vor der "Roten Karte". Weil jedoch so viele Flächen in Kaiserslautern zubetoniert sind, sagt die Deutsche Umwelthilfe, dass so schnell wie möglich entsiegelt werden muss und die Stadt auch noch mehr Grün braucht. Laut einer Stadtklima-Analyse wird es in der Innenstadt nachts kaum noch abkühlen, falls sich nichts ändert.
Versiegelung in Rheinland-Pfalz steigt immer weiter an
Trotz der wissenschaftlich belegten Gefahren durch Versiegelung geht diese weiter: Aktuell werden in Deutschland laut Umwelthilfe täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt. Auf ein Jahr hochgerechnet entspricht das einer Fläche der Stadt Hannover.
Nach den Plänen der Landesregierung soll in Rheinland-Pfalz ab 2050 nur noch ein Hektar Fläche pro Tag versiegelt werden. Neue Flächen dürfen dann nur noch bebaut werden, wenn andere Flächen im Gegenzug entsiegelt werden. Die Realität sieht allerdings derzeit so aus, dass die Flächenversiegelung immer weiter zunimmt: 2018 wurden jeden Tag 1,5 Hektar neue Fläche in Rheinland-Pfalz verbaut. Das ist die Fläche von zwei Fußballfeldern. Nur drei Jahre später wurden pro Tag bereits 8,6 Hektar Fläche am Tag in RLP versiegelt - das entspricht zwölf Fußballfeldern und ist weit von dem 1-Hektar-Ziel entfernt.
25 grüne Städte zeigen, wie es gehen kann
Der Hitze-Check zeigt aber auch, dass zu viel Beton und zu wenig Grünfläche kein unabänderliches Muss sind, denn es gibt viele Städte, in denen es gut läuft: 25 Städte mit mehr als 50.000 Bewohnern bekommen eine "Grüne Karte" von der Umwelthilfe. Vielleicht lohnt es sich für Stadtplaner und Entscheider, sich dort einmal umzuschauen - am besten an einem richtig heißen Sommertag.