Beispiel Nieder-Olm in Rheinhessen

Warum versiegelte Flächen in RLP problematisch sind

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Autor/in
Jörg Bill
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Tim Stobbe
Tim Stobbe ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz

Wohnraum ist knapp und teuer. Vor allem in ländlichen Gebieten in Rheinland-Pfalz wird daher gebaut, wo es nur geht. Doch der einhergehende Flächenfraß ist hochproblematisch.

Die Ressource Boden ist wertvoll. Der 5. Dezember ist daher ihm und seinem Schutz gewidmet. Naturbelassener Boden ist Grundlage für Flora und Fauna, lässt Regenwasser versickern, spielt eine wichtige Rolle im Hochwasserschutz und kühlt in der Hitzewelle, wenn die Stadt bei 40 Grad vor sich hin brütet. Und doch wird in Rheinland-Pfalz täglich hektarweise Boden versiegelt, planiert und bebaut. Denn: Auch Wohnungen und Häuser brauchen Platz.

Die Wohnraum-Knappheit führt fast überall, ob Land oder Stadt, zu astronomisch hohen Summen, egal ob man mieten oder kaufen möchte. Viele Kommunen reagieren nach wie vor mit der Erschließung von Neubaugebieten. Und so wachsen die Städte immer weiter ins Umland, viele im Umfeld der Großstädte.

Nieder-Olm will nicht weiter in die Fläche wachsen

Zum Beispiel Nieder-Olm bei Mainz: Zwei oder drei Neubaugebiete könne man dort erschließen, sagt Nieder-Olms Bürgermeister Dirk Hasenfuss (Freie Wähler) beim Ortstermin mit dem SWR. Der Wohnungsdruck im Mainzer Speckgürtel sei weiter enorm, sagt er. Doch eine Erweiterung in dieser Form wie zum Beispiel im Neubaugebiet "Weinberg V" fünf sei für Nieder-Olm erstmal nicht angedacht.

"Wir müssen die Flächen, die wir im Innenstadtbereich haben, tatsächlich so ausnutzen, um möglichst viel Wohnraum der älteren Generation, aber auch unseren Kindern zur Verfügung zu stellen", sagt Bürgermeister Hasenfuss. "Und man muss sagen, dass gerade bei Mehrfamilienhäusern, das klimaschutztechnisch ganz anders genutzt werden kann als bei Einfamilienhäusern."

BUND: Ist Bodenfläche bebaut, geht sie verloren

Innen- statt Außenentwicklung, in die Höhe statt in der Fläche bauen - das will Hasenfuss für Nieder-Olm. Den zunehmenden Flächenfraß in Rheinland-Pfalz sieht nicht nur er problematisch. "Die Fläche geht für viele Dinge verloren: Einmal als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, aber auch als Fläche, wo Landwirtschaft betrieben werden kann, also Nahrung erzeugt wird", erklärt Sabine Yacoub vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Außerdem geht sie für den Hochwasserschutzverloren. Auf den Flächen kann kein Wasser mehr versickern." Auch für die Trinkwassergewinnung gehe die Fläche verloren: Einmal versiegelt können Niederschläge dort nicht ins Grundwasser einsickern und später als Trinkwasser verwendet werden.

Flächen erhalten auf der einen, dringend benötigten Wohnraum schaffen auf der anderen Seite. Wie geht das zusammen? Sicherlich nicht mit dem klassischen Einfamilienhaus-Neubaugebiet auf der grünen Wiese, sagt Stadtplanerin Kristina Oldenburg von der Landesarchitektenkammer. "Diskutiert wird in der Stadtplanung das Thema Umbaukultur - was zeigt, das wir umdenken müssen. Einfache Lösungen wird es nicht geben", sagt Oldenburg. "Wir müssen miteinander verstehen, was es bedeutet, anders zu bauen. Das kann keiner alleine lösen. Wir brauchen die Politik."

Politik arbeitet an neuem Landesentwicklungsplan

Die wiederum scheint verstanden zu haben, dass Fläche endlich ist. Das für Flächenplanung zuständige Innenministerium arbeitet daher derzeit an einem neuen Landesentwicklungsplan. Mit dem vieles besser werden soll. "Dann brauchen wir dazu neue Denkansätze", sagt Landesinnenminister Michael Ebling (SPD). "Muss Gewerbe nur eingeschossig sein oder geht es nicht auch teilweise übereinander?" So ließen sich Flächen effektiver nutzen. Eine weitere Möglichkeit sei es, bereits genutzte Flächen wieder zu reaktivieren. "All das sind Gebote für die Zukunft", sagt Ebling.

Denkansätze und Gebote - das ist vielen zu wenig. Der BUND fordert etwa verbindliche Obergrenzen für den Flächenverbrauch. Für den Nieder-Olmer Bürgermeister Dirk Hasenfuss ist derweil schon eine Grenze erreicht. Platz zum Bebauen nämlich gibt es in Nieder-Olm fast keinen mehr.

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