Ein Arzt muss die Sorge um Patienten höherstellen als die Angst, wegen Sprachbarrieren Fehler zu machen, meint Martin Rupps.
Der Kinder- und Jugendarzt Ulrich Kuhn mit Praxis in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) behandelt nur noch Patienten, die Deutsch sprechen oder mit Dolmetscher kommen. Eine Ausnahme macht er bei Notfällen. Ulrich Kuhn argumentiert, er könne Patienten ohne Deutschkenntnisse keine Fragen stellen, deren Antworten sein therapeutisches Vorgehen beeinflussten. Kritik daran kommt aus den sozialen Medien. Die Kassenärztliche Vereinigung stellt sich vor ihr Mitglied: Ärzte bräuchten ein Mindestmaß an Kommunikation.
Notfälle würden auch ohne Dolmetscher behandelt Kinderarzt aus BW behandelt nur noch Patienten, die Deutsch sprechen
Kleines Schild, große Wirkung: Eine Kinderarztpraxis behandelt nur Patienten mit Deutschkenntnissen oder Dolmetscher. Für die Praxis geht es um das Wohl der Kinder, doch es gibt auch Kritik.
Ich habe Geflüchtete zu Allgemein- und Zahnärzten begleitet. Es ist nervig, Patienten, die kein Deutsch verstehen, nach Symptomen zu fragen und die Heilbehandlung zu erläutern. Trotzdem geht Ulrich Kuhn nach meinem Dafürhalten zu weit.
![Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer) Martin Rupps](/swraktuell/1653533518828%2Cmartin-rupps-104~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Als Arzt muss das Wohl von Patienten über dem eigenen Wunsch stehen, sich vor Fehlern mit rechtlichen Folgen zu schützen. Ulrich Kuhn verkauft Kindern keine Klamotten und schneidet ihnen nicht die Haare. Seine Dienstleistung ist zeitlich nicht um Tage oder Wochen verschiebbar.
Einen möglichen Ausweg, Übersetzungsprogramme auf dem Handy, nennt die Kassenärztliche Vereinigung „suboptimal“. Stimmt. Er ist anstrengend, aber zielführend. Mutmaßlich greift auch Ulrich Kuhn zwar nicht in seiner Arztpraxis, aber zum Beispiel im Urlaub auf solche Hilfsmittel zurück. Hätte ich Kinder, wäre Ulrich Kuhn nicht länger ihr Arzt.
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