Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus reißen nicht ab. Der Verfassungsschutz hat den AfD-Landesverband genauer im Blick und warnt vor extremistischen Kräften in der Partei.
Extremisten arbeiten nach Einschätzung des Landesverfassungsschutzes fortwährend an einer Ausweitung ihrer Macht in der AfD Baden-Württemberg. Das teilte ein Sprecher des Landesamts auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Seit der Erhebung zum Beobachtungsobjekt bestätigten etwa extremistische Äußerungen und Positionen die Einschätzung, "dass die extremistischen Kräfte innerhalb der AfD bemüht sind, ihre innerparteiliche Wirkungsmacht zu stabilisieren und auszuweiten".
Der Verfassungsschutz beobachtet die baden-württembergische AfD seit Juli 2022 als sogenannten rechtsextremistischen Verdachtsfall. Heißt: Die Geheimdienstler dürfen die Rechtspopulisten genauer unter die Lupe nehmen, unter strengen Voraussetzungen Mitglieder observieren, Telefone überwachen, Informanten anwerben. Die Sicherheitsbehörden sehen also "hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte" für verfassungsfeindliche Bestrebungen in der AfD Baden-Württemberg.
Rechtsruck in der Wählergunst Gefahr durch Rechtsextremismus für unsere Demokratie - Wiederholt sich die Geschichte?
Der Aufwind der AfD erinnert viele an Deutschlands dunkle Vergangenheit. Ein Historiker der Uni Stuttgart erklärt, warum das Schicksal der Weimarer Republik sich nicht wiederholen muss.
AfD wehrt sich gegen die Beobachtung
Die Partei wehrt sich juristisch gegen die Beobachtung. Aus ihrer Sicht handelt es sich um eine politische Kampagne. Im vergangenen Sommer hatte Co-Parteichef Markus Frohnmaier die Abschaffung der Behörde gefordert. Mit der Beobachtung wollen die Verfassungsschützer herausfinden, ob sich der Extremismus-Verdacht erhärtet und die Partei möglicherweise als extremistisch einzustufen ist.
Das ist beim Landesverband in Thüringen der Fall. An dessen Spitze steht mit dem Co-Landesvorsitzenden Björn Höcke der prominenteste Vertreter der Rechtsaußen-Strömung der Partei. Die Landesverbände der AfD werden von den jeweiligen Landesbehörden ganz unterschiedlich beurteilt.
"Auch wenn sich die extremistischen Kräfte innerhalb der baden-württembergischen AfD bisher nicht mehrheitlich durchsetzen konnten, erfahren sie weiterhin nennenswerte Unterstützung im Landesverband und sind zum Teil prägend für das Bild, das dieser nach außen abgibt", betonte nun der Sprecher des Landesamts für Verfassungsschutz. "Eine inhaltliche Mäßigung und gar Distanzierung von extremistischen Aussagen einzelner, reichweitenstarker Personen innerhalb des AfD-Landesverbands ist bislang nicht erkennbar."
Recherche zu Rechtsextremen-Treffen hat Folgen Bericht über Geheimtreffen: AfD-Fraktionschef Baron sieht Verbotsdebatte gelassen
Die Debatte über ein AfD-Verbot ist nach Berichten über ein Treffen von AfD-Politikern und Rechtsextremisten wieder aufgeflammt. Unterdessen prüft die CDU parteiinterne Schritte.
Medienhaus Correctiv machte Treffen radikaler Rechter öffentlich
Zigtausende Menschen gehen derzeit bundesweit und in Baden-Württemberg auf die Straße, seit das Medienhaus Correctiv ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam öffentlich gemacht hatte. An dem Treffen hatten AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen. Der frühere Kopf der Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
Kretschmann privat mit dabei Zehntausende Menschen in BW bei Demos gegen Rechtsextremismus
Auch an diesem Wochenende waren wieder viele Tausende in Baden-Württemberg bei Kundgebungen gegen Rechtsextremismus auf der Straße. Mit dabei: Privatmann Winfried Kretschmann.
Die AfD in Baden-Württemberg äußere sich in Teilen migrationskritisch bis hin zur "Forderung nach millionenfacher Abschiebung aller illegalen Migranten aus Deutschland", so der Sprecher des Landesverfassungsschutzes. So habe die BW-AfD im vergangenen Jahr mehrfach den Slogan "Abschieben schafft Wohnraum" verwendet. Mit Bezug auf die Migrationspolitik werde die Forderung nach Abschiebung auch mit Bildern von Flugzeugen und zugespitzten Slogans illustriert, die unter anderem auch die Forderung nach "Remigration" beinhalteten.
Mehr zum Thema Rechtsextremismus in BW
Gegen Rechtsextremismus: Unternehmen müssen jetzt Farbe bekennen!
Interview mit dem Wirtschaftsethiker Prof. Thomas Beschorner: Wie können und sollten Unternehmen auf die AfD reagieren? +++ Bauernproteste: Ist die Tierwohlabgabe die Lösung? +++ Schorndorfer Reisebloggerin wird Tourismusheldin 2024
CDU und FDP distanzieren sich von der Antifa Proteste gegen Rechtsextremismus in BW: Experte warnt vor Instrumentalisierung
In Stuttgart haben sich Organisationen und Verbände offiziell zum Protest zusammengeschlossen. Sie wollen vermeiden, dass die Demos für andere politische Anliegen genutzt werden.
Lage bleibt ruhig Rund 3.000 Gegendemonstranten bei AfD-Veranstaltung in Schorndorf
Anlässlich einer Veranstaltung von AfD-Bundestagsabgeordneten in Schorndorf hatte ein breites Bündnis zu einer Gegendemo aufgerufen. Tausende sind diesem gefolgt.
Aufgelöst und enttäuscht flieht er nach Kroatien AfD und linkes Bündnis: Wirt aus Reutlingen zwischen den Fronten
Soll ein Wirt sein Lokal für AfD-Versammlungen zur Verfügung stellen? Dejan Tolic, der Wirt des SG-Vereinsheims "Split" in Reutlingen wurde angegangen, weil er das getan hatte.
Bündnisse hatten aufgerufen Hunderte demonstrieren gegen rechts in Bruchsal und Rastatt
Am Samstagnachmittag demonstrierten in der Region erneut viele Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Die größten Veranstaltungen gab es in Bruchsal und Rastatt.