50 Personen waren zu einer Kundgebung gegen Rechts in Tübingen angemeldet. Doch es kamen viel mehr, um die Demokratie zu verteidigen. Es gab auch Kritik an den Veranstaltern.
Rund 1.500 Menschen haben am Montagabend in Tübingen an einer Kundgebung unter dem Motto "Demokratie verteidigen! Tübingen gegen Rechts" teilgenommen. Ein breites Bündnis von Klimaschützern, Parteien und Gewerkschaften hatte dazu aufgerufen. Anlass der Kundgebung war der Bericht des Recherchenetzwerks "CORRECTIV" über ein Geheimtreffen von AfD-Politikern mit bekannten Rechtsextremen. Dabei sollen Pläne geschmiedet worden sein, wie man Millionen Menschen aus Deutschland abschieben kann.
SWR-Reporter Christoph Necker hat einzelne Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung zu ihren Motiven befragt:
Demo-Teilnehmer: AfD bekämpft man nicht, indem man ihre Positionen übernimmt
Bei der Kundgebung haben Vertreter unter anderem von ver.di, der Studierenden und des Jugendgemeinderats gesprochen. Sie alle betonten, dass jetzt die Zivilgesellschaft gefragt sei, sich entschieden gegen rechts zu stellen und die Stimme für Demokratie und Menschenrechte zu erheben. Mit Blick auf die etablierten Parteien hieß es, es sei nicht der richtige Weg, die AfD zu bekämpfen, indem man populistische Positionen übernehme.
Allerdings beschränkten sich die meisten Redner nicht auf Kritik an der AfD und deren Politik, sondern kritisierten beispielsweise auch die Politik der Ampelkoalition. Dabei hatten auch SPD und Grüne zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen. Die Asylpolitik der EU und die Verschärfung des Asylrechts wurde ebenso kritisiert wie das Sondervermögen für die Bundeswehr oder der Kapitalismus im Allgemeinen. Das stieß nicht bei allen Teilnehmern der Kundgebung auf Verständnis. Stellenweise fiel der Applaus für die Reden deshalb nur verhalten aus.
Kritik an Veranstaltern
Eine Teilnehmerin der Kundgebung sagte dem SWR, bei Antifa-Fahnen und manchen Parolen sei sie zurückgeschreckt. Sie hatte das Gefühl, es würden andere Themen als der Kampf gegen die AfD thematisiert. Auch auf der Plattform X äußerten sich Teilnehmer hinterher enttäuscht. Einer schrieb, er habe eigentlich gegen die AfD demonstrieren wollen und nicht gegen Kapitalismus und Bundeswehr. Kritik an den Veranstaltern der Kundgebung kommt vom ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordnete Christopher Gohl. Fridays for Future hätten nur linke Parteien eingeladen, nicht aber FDP und CDU. Das sei falsch, schrieb Gohl auf facebook. Auch FDP und CDU gehörten zu einer breiten Allianz friedliebender demokratischer Kräfte.
CDU schließt sich Kritik an
Dieser Kritik haben sich der Kreis- und Stadtverband der CDU, der FDP-Stadtverband, Junge Union und Junge Liberale angeschlossen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung unter der Überschrift "Demokratie verteidigen geht nur gemeinsam" werfen sie den Veranstaltern vor, dass ihnen nicht an einem breiten demokratischen Bündnis gelegen war. Sonst hätten sie nicht das "Offene Treffen gegen Faschismus und Rassismus in Tübingen und Region" (OTFR) eingeladen, das vom Verfassungsschutz als gewaltorientiert linksextremistisch beschrieben werde. Denn eine gleichzeitige Teilnahme bürgerlicher Parteien und des OTFR schließe sich mit Blick auf die freiheitlich demokratische Grundordnung aus, heißt es in der Mitteilung
Zu der Kundgebung hatten zunächst die Klimaschutzbewegung Fridays for Future aufgerufen. Später haben sich unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Gewerkschaft ver.di, die Grünen, die SPD und die Linke sowie weitere Gruppen dem Aufruf angeschlossen.
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