Eine Wildtierkamera hat in der Gemeinde Schluchsee erstmals einen Wolfswelpen fotografiert. Das war zu erwarten - trotzdem wächst bei Landwirten die Verunsicherung.
Ein Wolfswelpe ist im Schwarzwald in eine Fotofalle getappt. Das Umweltministerium teilte am Dienstag mit, dass eine Wildkamera der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) das Jungtier Ende Juli fotografierte. Unterwegs war es demnach bei der Gemeinde Schluchsee (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Einer Sprecherin der FVA zufolge ist es das erste Foto eines Wolfswelpen in Baden-Württemberg. Nachgewiesen hatte die FVA das Rudel bereits im Juni, ein Foto von einem Jungtier gab es aber noch nicht.
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Weitere Welpen nicht fotografiert
Auf den Fotos ist zu sehen, wie ein kleiner hellbrauner Wolfswelpe über eine Lichtung läuft. Die Fachleute der FVA gehen davon aus, dass der Welpe einem erwachsenen Wolf folgte. Weder das Geschlecht noch das genaue Alter des Welpen kann laut Mitteilung anhand der Bilder festgestellt werden. Auf dem Foto folgt er einem erwachsenen Wolf. Dabei handele es sich wahrscheinlich um den territorialen Rüden mit dem Codenamen GW 1129m. Ob es weitere Welpen gibt, lasse sich nur mit Nachweisen in den kommenden Monaten zeigen. Eine Fähe wirft dem Ministerium zufolge im Durchschnitt vier bis sechs Wolfswelpen.
Bereits im Juni hatte die FVA eine Wölfin mit einem "Gesäuge" mit der Wildkamera fotografiert. Mit "Gesäuge" werden üblicherweise die Milchdrüsen eines weiblichen Wildtiers beschrieben. Aufgrund der Aufnahme waren Experten damals davon überzeugt, dass sich die Wölfe vermehrten. Felix Böcker von der FVA sagte dem SWR, dass mit den Bildern zu rechnen gewesen sei. "Wir haben seit vielen Jahren damit gerechnet, dass das passiert, also dass sich Wölfe niederlassen und es zu einer Rudelbildung kommt." Er gehe davon aus, dass es demnächst auch Bilder von weiteren Welpen geben wird - sofern diese denn existierten.
Landwirt spürt Verunsicherung
Bei manchen Landwirten im Hochschwarzwald wächst nun die Sorge vor dem Wolf und den Folgen eines Rudels für ihre Tiere. Sie seien angespannt, sagte Landwirt Johannes Till vom Schluchsee: "Was ist mit meinen Kälbern? Lass' ich sie raus? Da ist eine Verunsicherung zu spüren." Till sieht die Sache differenziert: Der Wolf könne durchaus Synergie-Effekte haben, wenn er zum Beispiel schwaches Wild reiße. "Aber wir müssen schauen, wo die Grenze ist, also wo der Wolf uns schadet." Da sieht der Landwirt auch die Politik in der Pflicht, "und da dürfen nicht vorher drei Bauern aufgehört haben oder zwei Menschen angegriffen worden sein".
SWR-Reporter David Zastrow hat Landwirt Johannes Till am Schluchsee besucht und mit ihm über die Sorgen der Landwirte gesprochen:
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