Kommt jetzt das Wolfsrudel in den Schwarzwald? Ein Bild aus einer Fotofalle könnte neue Dynamik in das Thema bringen.
Am Schluchsee ist ein totes Rind entdeckt worden - möglicherweise ein weiterer Wolfsriss. Ganz in der Nähe wurden zwei Wölfe fotografiert. Eine Gen-Analyse soll klären, ob das Rind tatsächlich von einem Wolf gerissen wurde und ob der Angreifer möglicherweise der am Schluchsee sesshafte Wolfsrüde mit der wissenschaftlichen Bezeichnung GW1129m war. Oder möglicherweise die Wölfin GW2407f, die im Januar erstmals in Münstertal nachgewiesen wurde. Interessant ist nämlich ein Fotofallenbild vom Montag aus St. Blasien im benachbarten Kreis Waldshut.
Wolf und Wölfin in der Fotofalle am Tag vor der Rissmeldung
Auf dem Foto sind in unmittelbarer Nähe von Schluchsee zwei Wölfe zu sehen. Wolfsexperten von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) halten es für sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen männlichen und einen weiblichen Wolf handelt. Deshalb sei nun auch mit einer Rudelbildung zu rechnen, sagen sie.
Ob das Weibchen die Wölfin ist, die Anfang Januar erstmals in Münstertal nachgewiesen worden war, ist aber ebenso unklar wie die Frage, ob das andere Tier der am Schluchsee sesshafte Wolfsrüde ist. Die Fachleute halten es für wahrscheinlich, aber es könnte sich auch um ganz andere Wölfe handeln.
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) verstärkt Monitoring
Um herauszufinden, ob in dem Gebiet über längere Zeit ein Wolfspaar unterwegs ist, und um welche Tiere es sich handelt, wollen die Fachleute von der FVA nun das Wolfsmonitoring am Schluchsee intensivieren. Im Umkreis der Fotofalle wird etwa nach Losung, also Wolfskot, oder Urinspuren gesucht. Denn damit markieren territoriale Wölfe ihr Revier. Vielleicht können Wildkameras auch noch weitere Fotos liefern.
Die Nutztierverbände, Jäger und Wildtierbeauftragten der Region sind informiert. Wer Beobachtungen macht, die auf einen Wolf hindeuten könnten, soll die FVA informieren.
Wird es im Südschwarzwald zur Rudelbildung kommen?
Die FVA rechnet damit, dass es dieses Jahr im Südschwarzwald zur Rudelbildung kommen könnte. Denn wilde Wölfe verpaaren sich in der Regel im Februar/März und bringen im April/Anfang Mai etwa vier bis sechs Welpen zur Welt. Deutschlandweit wurden laut FVA im Monitoringjahr 2021/2022 161 Wolfsrudel, 43 Paare und 21 territoriale Einzeltiere erfasst.
Was heißt das für den Herdenschutz?
Der Landesschafzuchtverband ist wegen des fotografierten Wolfspaars alarmiert. Er sieht eine weitere Ausbreitung des Wolfes als existenzielle Bedrohung für die Weidetierhaltung. Micha Herdtfelder von der FVA Freiburg, der im Auftrag des Umweltministeriums das Wolfs- und Herdenmanagement betreut, gibt dagegen Entwarnung. Auf eine Rudelbildung habe man sich schon lange vorbereitet, sagt er.
Schaf- und Ziegenhaltern werden Herdenschutzmaßnahmen dringend empfohlen, sie sind auch Voraussetzung für mögliche Ausgleichszahlungen. Aber für ihre Wirksamkeit spiele es laut FVA keine Rolle, ob ein einzelner oder mehrere Wölfe in der Region sind.
Auch dort, wo es nur einen Wolf gebe, bestehe schon das Risiko, dass ungeschützte Nutztiere gerissen würden. Davor schützen etwa wolfsabweisende Elektrozäune. Denn wenn ein Wolf sich immer einen Stromschlag holt, wenn er eine Ziege reißen will, werde er Ziegen eher meiden. Die Notwendigkeit, überhaupt Herdenschutz zu installieren, werde nun aber dringender - das ist für den Wolfsexperten Herdtfelder "ganz klar".
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