Seit zwei Wochen ist in Gondelsheim nichts mehr wie es war. Das erste Aufräumen nach dem Unwetter ist zwar vorbei, aber jetzt geht es an die Begutachtung der Schäden.
Vor zwei Wochen fegte Dienstagabends ein schweres Unwetter über den Landkreis Karlsruhe hinweg. Besonders schwer traf es die Bruchsaler Stadtteile Heidelsheim und Helmsheim sowie die Gemeinde Gondelsheim. Der Schlamm ist beseitigt, der Sperrmüll größtenteils weg - doch jetzt geht es daran, die Schäden zu begutachten. Und das bleibt in den kommenden Wochen und Monaten eine Mammutaufgabe, sagt der Gondelsheimer Bürgermeister Markus Rupp (SPD).
Am Mittwochabend findet eine Informationsveranstaltung für Betroffene in der Saalbachhalle statt. Der Bürgermeister erzählt in einem Interview, was derzeit die drängendsten Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sind.
SWR Aktuell: Wie geht es Ihnen zwei Wochen nach dem Unwetter?
Markus Rupp: Wenn ich nach draußen schaue, sieht wieder vieles normal aus, was natürlich nicht normal ist. Wenn Sie durch die Haustür bei den Hauptbetroffenen gehen, dann ist nichts normal. Der Schlamm ist weg, Keller sind ausgepumpt, Sperrmüll abtransportiert. Ich hatte jetzt auch mal Zeit, die Bilder und Videos anzuschauen. Da kann es einem nicht gut gehen. Ich bin im Moment noch ständig gefordert und auch weiterhin im Dauereinsatz.
Sie sind Bürgermeister, aber in so einer Situation auch deutlich mehr. Wo sind Sie besonders gefordert?
Markus Rupp: Ich bin auch teilweise Seelsorger, Kümmerer, Wegemeister. Wenn man seit 26 Jahren hier ist, kennt man auch jeden und ist der direkte Ansprechpartner für die unterschiedlichsten Anliegen. Und das ist mir auch sehr wichtig. Das schüttelt man dann abends natürlich auch nicht einfach so ab.
Aber ich bin sehr stolz auf den Zusammenhalt und auf das, was diese Gemeinde erreicht hat. Das, was wir im Großen immer vermissen: Die Gemeinschaft in unserem Land und in unserer Gemeinde - es gibt sie und das macht mich stolz.
Was sind im Moment die drängendsten Anliegen der Betroffenen?
Markus Rupp: Die Zeit der Gummistiefel ist vorbei. Jetzt wollen wir in Informationsveranstaltungen den Menschen Hilfestellungen geben. Wie läuft das mit der Versicherung? Wie komme ich an Experten zum Thema Wasserschaden? Muss der Estrich raus? Wo komme ich überhaupt an Handwerker? Meine Heizung ist kaputt, was nun? Da sind jetzt schon alle am Rande der Möglichkeiten. Also, wie bekomme ich mein Haus oder meine Wohnung wieder in den Griff.
Schäden in Millionenhöhe nach Hochwasser Was zahlt die Versicherung? Unterwegs mit einem Schadenregulierer in Bruchsal
Nach dem heftigen Unwetter zwischen Bruchsal und Bretten Mitte August sind viele Aufräumarbeiten erledigt. Aber was zahlt die Versicherung? Schadenregulierer sind im Dauereinsatz.
Worum geht es bei der Infoveranstaltung in Gondelsheim?
Markus Rupp: Bei der Veranstaltung am Mittwochnachmittag und -abend werden wir vier Beratungsboxen in der Saalbachhalle aufbauen und die Menschen können sich zu vier Themenkomplexen individuellen Rat holen. Es geht dabei einmal um das Thema Versicherung, Rechtsschutz, Handwerker und Gebäudesanierung, aber auch privater Hochwasserschutz.
Und die Boxen sind auch abgeschlossen, damit die Diskretion gewahrt bleibt, denn nicht jeder muss mitbekommen, wenn vielleicht jemand gar keine Versicherung hat und damit nun zu kämpfen hat. Und so in dieser oder ähnlicher Form wollen wir dann auch weitere Termine anbieten, beispielsweise zu steuerlichen Fragen.
Der Herbst und Winter stehen vor der Tür, viele Heizungen sind kaputt. Gibt es Notfallpläne?
Markus Rupp: Wir haben mit vielen Handwerksbetrieben aus der Umgebung Kontakt aufgenommen, um zu schauen, wer hat noch Kapazitäten, wer kann helfen, beispielsweise auch in Graben-Neudorf, Forst oder Karlsdorf-Neuthard. Damit die Betroffenen wissen, an wen sie sich wenden können.
Handwerker aus der Region, die noch Kapazitäten haben, können sich gerne im Rathaus melden.
Mehr zum Unwetter im Kraichgau
"Gondelsheim ist wieder sauber" Unwetter im Raum Bruchsal: Aufräumarbeiten sind weit fortgeschritten
Nach dem heftigen Unwetter im Raum Bruchsal vor fast einer Woche sind die Aufräumarbeiten zum Teil abgeschlossen. Am Wochenende unterstützten viele Freiwillige und die Bundeswehr.
Vollgelaufene Keller und Öl-verseuchter Schlamm Nach Hochwasser im Kreis Karlsruhe: Kein Ende der Aufräumarbeiten in Sicht
Ein Unwetter hat den nördlichen Landkreis Karlsruhe am Dienstagabend schwer getroffen. Hunderte Einsatzkräfte waren bis zum Abend bei den Aufräumarbeiten und noch ist kein Ende in Sicht.