Starkregen hat vor einer Woche Ortschaften zwischen Bruchsal und Bretten überflutet. Betroffene räumen seitdem fieberhaft auf. Zwei Betroffene des Hochwassers berichten.
Das beherrschende Geräusch in den vom Hochwasser betroffenen Straßen der 4.000-Einwohner-Gemeinde Gondelsheim ist das Brummen der Motoren von Radladern, Baggern und Traktoren. Damit werden die Berge von Sperrmüll am Straßenrand zu Mulden und Container gefahren. Zum Beispiel Möbel, Kühlschränke, Teppiche und viele andere Gegenstände, die durch das Hochwasser und den Schlamm unbrauchbar geworden sind.
Rolf Hentz wohnt in einem 100 Jahre alten Haus in Gondelsheim, schon seine Großeltern haben hier gewohnt. Hochwasser habe es in den letzten Jahren immer wieder gegeben, aber so schlimm habe er es noch nie erlebt, erklärt der 69-Jährige. Die Großeltern haben schriftlich überliefert, dass es in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein ähnlich extremes Hochwasser gegeben habe.
Auspumpen, ausräumen und trocknen nach dem Hochwasser
Bis zu zehn Menschen haben Rolf Hentz geholfen, den Keller, in dem das Wasser rund 70 Zentimeter hoch stand, auszupumpen. Die von Wasser und Schlamm unbrauchbaren Gegenstände sind am Straßenrand aufgestapelt. Die anderen, eventuell noch brauchbaren, lagern im Innenhof, sagt der Rentner. Jetzt laufen die Trockner, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit sind es aktuell im Kellergeschoss, berichtet Hentz.
Die Gegenstände aus den Kellerräumen im Hof will der Gondelsheimer irgendwann mal in die Hand nehmen und sortieren. Aber Rolf Hentz hat vor ein paar Tagen einen Kreislaufzusammenbruch erlitten, er habe jetzt keinen Nerv dazu, sagt er.
Der Naturboden im Keller des Gondelsheimers macht Sorgen
Im Keller gibt es einen Naturboden. Auch der war überflutet und wurde dadurch ein Wasser-Schlammgemisch. Ein Großteil des Schlamms ist rausgetragen worden. Sorgen macht Rolf Hentz die Frage, ob der Naturboden womöglich mit Fäkalien oder Glyphosat von den Feldern verseucht sein könnte.
Das Auto von Rolf Hentz ist in der Werkstatt. Im Fußraum stand das Wasser, der Wagen machte komische Geräusche, erzählt er. Nun wird das Auto durchgecheckt. Wie hoch der gesamte Schaden ist, weiß er nicht, er werde sich mal an seine Versicherung wenden und er hofft, dass bald ein Sachverständiger vorbeikommt.
Aufräumen in jahrhundertealtem Haus in Gondelsheim
Andreas Nehse hat es noch heftiger erwischt beim Unwetter. Bei ihm sind Hochwasser und Schlamm in das Erdgeschoss des über 400 Jahre alten Hauses gedrungen und haben Kellergewölbe und zwei Garagen verwüstet. Das Parkett ist im Eimer und vor allem hat es drei Oldtimer und unzählige seltene Ersatzteile erwischt, erklärt der 62-Jährige, der in seiner Freizeit an alten Autos bastelt. Darunter ist die Karosserie eines seltenen alten Jaguars aus den 1960er Jahren.
Oldtimer-Bastler: Mühsames Suchen und Sieben im Schlamm
Schrauben, Kleinteile und Ersatzteile, manche davon habe er jahrelang im Internet gesucht, berichtet der Fan historischer Autos. Jetzt liegen die Teile auf dem Boden in der Garage. Viele davon in einer Masse aus durchnässtem Karton und Schlamm, oft nicht mehr erkennbar. Freiwillige Helfer waschen die Teile über einem Sieb ab und sammeln sie. Der komplette Schlick muss gesichtet werden, sagt Andreas Nehse.
Die Solidarität im Ort sei beeindruckend, sagt Andreas Nehse, der als Ingenieur für Hochwasserwarnsysteme arbeitet. Und er berichtet auch, dass das Wasser binnen fünf Minuten auf einen Meter angestiegen sei. Wenn so ein außergewöhnliches Unwetterereignis kommt, ergänzt er noch, dann nütze auch keine Warnung mehr.
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