Ein Unwetter hat den nördlichen Landkreis Karlsruhe am Dienstagabend schwer getroffen. Hunderte Einsatzkräfte waren bis zum Abend bei den Aufräumarbeiten und noch ist kein Ende in Sicht.
Nach den heftigen Unwettern am Dienstagabend und Überflutungen im Landkreis Karlsruhe waren die Einsatzkräfte bis Mittwochabend im Dauereinsatz und noch ist kein Ende der Aufräumarbeiten in Sicht. Allerdings seien Feuerwehr und THW nun an ihrer Leistungsgrenze, sagte die Pressesprecherin der Stadt Bruchsal, Ina Kunzmann, gegen 18 Uhr. Nach einer Nachtruhe werden die Arbeiten am Donnerstagmorgen weitergehen.
"Gondelsheim ist wieder sauber" Unwetter im Raum Bruchsal: Aufräumarbeiten sind weit fortgeschritten
Nach dem heftigen Unwetter im Raum Bruchsal vor fast einer Woche sind die Aufräumarbeiten zum Teil abgeschlossen. Am Wochenende unterstützten viele Freiwillige und die Bundeswehr.
In Helmsheim und Heidelsheim immer noch Häuser ohne Strom
Da Wasser in den Kellern in Kombination mit Strom immer eine Gefahr darstellt, war in den Stadtteilen Helmsheim und Heidelsheim der Strom abgestellt worden. Am Mittwochabend teilte die Stadt mit, dass rund 80 Prozent der Haushalte in Heidelsheim wieder an den Strom angeschlossen seien. Für Haushalte ohne Strom habe man Notfalltreffpunkte, zum Beispiel im evangelischen Gemeindehaus, eingerichtet, in denen Handys geladen, Medikamente gekühlt oder Babynahrung aufgewärmt werden können.
Auch im Helmsheim gibt es noch einzelne Straßenzüge ohne Strom, weil hier die Keller noch voller Wasser sind. Hier ist das Feuerwehrhaus die ganze Nacht über als Anlaufstelle geöffnet.
Hochwasser im Raum Bruchsal: Heidelsheim räumt auf
Besonders der viele Schlamm, den das Hochwasser hinterlassen hat, stellt die Helfenden vor Herausforderungen.
Anwohner und Helfer sollen den Schlamm vor die Häuser auf die Straße schieben. Mitarbeiter des Bauhofs sammeln den Schlamm dann ein und bringen ihn auf einen eigens eingerichteten Schlammlagerplatz. Dort soll er trocknen und untersucht werden, bevor er abtransportiert werden kann. Auch Sperrmüll nimmt der Bauhof mit.
Noch etwa 200 Einsätze offen
Unterstützung kommt aus dem Enzkreis, aus Gernsbach und aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Hunderte Einsatzkräfte fuhren die Straßenzüge ab und schauten, wo Hilfe am notwendigsten ist.
In Gondelsheim und im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim mussten laut Feuerwehr zahlreiche Keller ausgepumpt werden. Etwa 200 Einsätze sind noch offen, sagt der Bruchsaler Bürgermeister und Leiter des Krisenstabs, Andreas Glaser am Mittwochnachmittag: "Es kommen aber immer wieder Einsätze dazu".
Die Stadt Bruchsal rief die Bürger dazu auf, den Trinkwasserverbrauch stark zu reduzieren, um die allgemeine Wasserversorgung aufrechtzuerhalten. Daher durfte in Heidelsheim und Helmsheim bei den Aufräumarbeiten kein Trinkwasser verwendet werden, also kein Hochdruckreiniger an die Wasserleitung angeschlossen und auch keine Eimer oder Wannen befüllt werden. Nur für den Haushalt durfte und darf Trinkwasser genutzt werden.
Auch Forst und Karlsdorf-Neuthard von Unwetter betroffen
Neben Gondelsheim und Bruchsal war auch Karlsdorf-Neuthard im Fokus von Feuerwehr und THW. Zum Schutz eines Wohngebiets seien Sandsäcke am Entlastungskanal der Saalbach verbaut worden, teilte der Kreisfeuerwehrverband des Landkreises Karlsruhe mit. In der Gemeinde Forst konnten die Einsatzkräfte einen Waldbrand verhindern, nachdem ein Kiosk am Heidesee in Brand geraten war, in den Wasser eingedrungen war, was offenbar zu einem technischen Defekt führte.
So sah es am Morgen nach dem Unwetter in Gondelsheim aus:
Hochwasser stand in Straßen und Unterführungen
Das Wasser stand am Dienstagabend an mehreren Orten über einen halben Meter hoch auf den Straßen oder in Unterführungen, so ein Polizeisprecher. Betroffen waren vor allem Gondelsheim und Bruchsal. Die Anwohner von Gondelsheim standen am Mittwochmorgen noch unter den Eindrücken der Nacht.
Wassermassen ziehen von Gondelsheim weiter nach Bruchsal
Zuerst hatte das Unwetter die Gemeinde Gondelsheim im Kreis Karlsruhe getroffen. Wie ein Feuerwehrsprecher am Dienstagabend mitteilte, herrschte in Gondelsheim "absolutes Chaos". Ein Helfer wurde laut Feuerwehr beim Transport von Sandsäcken verletzt. Der Fluss Saalbach trat über die Ufer und spülte das Wasser durch die Straßen weiter in Richtung Bruchsal.
Im Stadtteil Heidelsheim hatte sich die Hochwasserlage kurz nach Mitternacht verschärft. Über die Warn-App "Nina" wurde die Bevölkerung aufgefordert, Untergeschosse und Erdgeschosse in bestimmten Bereichen zu räumen und höhere Geschosse aufzusuchen.
Überflutete Straßen gab es auch in der Innenstadt von Bruchsal. Betroffen waren Bereiche um den Bahnhof und die Wiesenstraße. Bereits seit Dienstagabend warnte auch die Stadt Bruchsal auf ihrer Seite die Bevölkerung: "Achtung - Bleiben Sie daheim", hieß es dort.
SWR-Reporter Matthias Stauss zur Lage in der Nacht in Bruchsal:
Bruchsaler OB Petzold-Schick: "100-jährliches Hochwasser"
Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (Grüne) zeigte sich in der Nacht besorgt über die aktuelle Hochwasserlage. "Insgesamt ist die Lage sehr dramatisch, weil wir jetzt eine Situation vorgefunden haben, auf die wir heute Abend noch am Anfang gar nicht eingestellt waren." In Minutenschnelle sei das Hochwasser angestiegen.
Über 400 Notrufe sind laut Petzold-Schick eingegangen. Gebäude mussten evakuiert werden, weil die Wassermassen zu Stromproblemen und zum Teil zu Kurzschlüssen führten. Teilweise musste man Strom gezielt abschalten, wie im Stadtteil Heidelsheim. Zwei Helfer aus der Bevölkerung sollen wohl verletzt worden sein, wie schwer ist noch unklar.
Unwetter in Nordbaden: Ausmaß der Schäden noch unklar
Ein Krisenstab tagte in Bruchsal bis in den frühen Mittwochmorgen. Alle Kräfte der Feuerwehren seien im Einsatz, vorrangig um Menschenleben zu retten und lebensbedrohliche Situationen zu beseitigen, teilte die Stadt mit. Auch Kräfte des Technischen Hilfswerks und der DLRG sowie die Straßenmeistereien und Stadtwerke waren im Einsatz.
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Auch am Mittwochnachmittag war das Ausmaß der Schäden noch nicht greifbar, wie Andreas Glaser, Bürgermeister und Leiter des Krisenstabs Bruchsal dem SWR sagte.
Bahnverkehr zwischen Bruchsal und Bretten stark beeinträchtigt
Bei Heidelsheim ist es durch das Unwetter zu einem kleineren Erdrutsch gekommen, so ein Bahnsprecher. Der Bahnverkehr zwischen Bruchsal und Bretten wurde am Mittwoch zunächst eingestellt. Gegen Abend fuhren dann wieder Bahnen, es gab aber noch Beeinträchtigungen. Schon in der Nacht zu Mittwoch war der Bahnhof Bruchsal wegen Überschwemmung gesperrt worden, im Laufe des Mittwochs wurde der Zugverkehr dort wieder aufgenommen.
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