Mehr Sport treiben ist immer ein guter Neujahrsvorsatz. Gerade als Anfänger sollte man aber aufpassen, dass man sich nicht direkt verletzt oder überanstrengt.
Wir haben mit dem Orthopäden und Unfallchirurg Dr. med. Csaba Losonc gesprochen und ihn gefragt, worauf Sie besonders achten müssen, wenn Sie jetzt so richtig mit dem Sport durchstarten wollen.
Das sind die typischen Sportverletzungen
SWR1: Mit was für typischen Verletzungen stehen die Leute bei Ihnen in der Praxis?
Dr. med. Csaba Losonc: Es ist unterschiedlich. Einmal sind das Skiurlauber, die sich auf der Skipiste verletzt haben. Das sind dann manchmal sogar schwere Verletzungen, wie Kreuzbandriss oder so etwas, wie bei den Fußballern.
Dabei sind auch banale Sachen, wie Überlastungsschäden von Knochen oder Sehnen, die einfach durch übertriebenen oder ehrgeizigen Sport mit den Neujahrsvorsätzen begonnen haben. Und dann dazu geführt haben, dass die Strukturen, die das eigentlich nicht gewohnt sind, überlastet sind und einen Schmerz auslösen.
SWR1: Was sind die Klassiker, wie man solche Verletzungen bekommt?
Losonc: Ganz häufig ist es der Tennisarm durch falsch durchgeführte und übertriebene Übungen. Das hat mit Tennis nichts zu tun, das heißt nur Tennisarm. Aber es können auch genauso gut Überlastungen sein, die das Gelenk, das Sprunggelenk, die Schulter oder Handgelenke betreffen. Das sind die ganz typischen Stellen, die sehr empfindlich reagieren auf zu viel Gewicht oder falsch durchgeführte Sportübungen und dann letztendlich den Schmerz auslösen.
So beugen Sie Verletzungen als Anfänger vor
SWR1: Woran erkennt man, dass man es mit der im neuen Jahr neu erworbenen Sportkultur übertreibt?
Losonc: Letztendlich muss man erst mal schauen, wie alt bin ich? Wenn ich 25, bin, ist das wahrscheinlich eher weniger ein Problem, als wenn ich 75 oder 65 bin. Das heißt, ich muss eine realistische Einschätzung meiner körperlichen Fähigkeiten machen.
Das heißt, wenn ich zehn Jahre lang gar keinen Sport gemacht habe, jetzt 20 Kilogramm Übergewicht habe und mich entschließe, mich jetzt sportlich zu betätigen, hat das sicherlich nicht so einen positiven Effekt, wie man sich das vorstellen kann. Bin ich jetzt 30 und habe vielleicht nur kurzzeitig ausgesetzt, ist das eine andere Geschichte.
SWR1: Nehmen wir mal den 60-Jährigen, der lange nichts gemacht hat und jetzt wieder Sport machen will. Wie geht er richtig vor?
Losonc: Das ist perfekt, dass er das machen will. Ich finde das super. Aber meine Wunschvorstellung wäre, dass der 60-Jährige einmal zu seinem Hausarzt oder noch besser vielleicht zum Orthopäden oder Sportmediziner geht und sich einmal grob durchchecken lässt.
Dass man fragt, habe ich irgendwelche Probleme, die unterschwellig schlummern, aber noch gar nicht ausgebrochen sind? Die könnten vielleicht dann bei übermäßigem Training irgendwelche Probleme machen.
Zum Beispiel reißen sich ganz häufig Mittvierziger die Achillessehne beim Squash oder beim Badminton. Das kommt, weil sie früher Badminton gespielt und sich entschlossen haben, nach zehn oder 15 Jahren mit ihren Kindern wieder anzufangen. Und Zack, ist die Achillessehne gerissen. Genau das kann man sehr gut mit einem Ultraschall sehen.
Ist die Sehne vielleicht verändert? Das kann man eigentlich ganz gut angehen mit einer Physiotherapie, um solche Probleme gar nicht erst zu bekommen.
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Wie fängt man das Training an?
SWR1: Wenn wir einen relativ untrainierten Endfünfziger nehmen, der beispielsweise gerne joggen möchte. Womit fängt er am besten an?
Losonc: Die Frage ist, ist er früher schon mal gelaufen? Wenn er früher schon mal gelaufen ist, fängt man vielleicht mit zwei bis drei Kilometern an, macht das erstmal einmal die Woche und schaut, wie komme ich damit zurecht? Was machen meine Strukturen? Wie ist mein Knie? Wie ist mein Fuß?
Und wenn man einen Monat lang, also viermal, gelaufen ist, kann man die gleiche Distanz durchaus auf einen zweiten Tag ausdehnen. Wenn man merkt, ich komme damit auch noch zurecht, würde man möglicherweise an einem Tag die Distanz etwas verlängern. Das wäre, glaube ich, die schonendste Variante.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.
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