Mit Tanja Gönner wurde die erste Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesliga-Historie gewählt. Ihr Vorgänger, Präsident Claus Vogt, muss seinen Posten räumen. Was heißt das für den VfB Stuttgart?
Was bedeutet der Wechsel an der Spitze des VfB-Aufsichtsrats?
Nach dem fannahen Präsidenten Claus Vogt hat die VfB Stuttgart 1893 AG mit Tanja Gönner nun die erste Aufsichtsratschefin der Bundesliga an der Spitze. Gönner ist eine Wirtschaftsvertreterin. Insbesondere Porsche hatte den Wechsel an der Spitze offenbar forciert, was auf eine veränderte Ausrichtung im Verein hinweist. Gönner wird wie sechs andere Mitglieder des Aufsichtsrats vom Verein entsandt (allerdings nicht von den Mitgliedern gewählt). Die übrigen vier Aufsichtsratsmitglieder gehören dem Investorenkreis an. An dieser Konstellation hat sich nichts geändert.
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Die Abwahl von Claus Vogt als Vorsitzender des Aufsichtsrates der VfB AG löst eine veritable Krise aus – und das ohne jede Not, meint SWR- Sportreporter Günther Schroth.
Die aktive Fanszene fühlt sich unterdessen verraten. "Niemand ist größer als der Verein und seine Mitglieder!" Diese und ähnliche Statements sind im Netz zu lesen. In dieselbe Richtung dürften Spruchbänder der Ultras gehen beim kommenden Auswärtsspiel des VfB Stuttgart in Hoffenheim. Sie fürchten, dass der Wechsel an der Spitze des VfB-Aufsichtsrats eine Abkehr von 50+1, damit einhergehend weniger Mitsprache und einen größeren Einfluss der Geldgeber bedeutet. Brisant: 2017 wurde im Zuge der Ausgliederung vom damaligen VfB-Präsidenten Wolfgang Dietrich - und zahlreichen anderen Mandatsträgern - zugesagt, dass der gewählte Präsident des e.V. auch das Kontrollgremium anführen müsse. Dieses Versprechen wurde allerdings nur mündlich gegeben. Trotz der Kritik gibt es im Netz auch Fanstimmen, die Vogts Demission begrüßen.
Wer ist Tanja Gönner?
Die 54-jährige Tanja Gönner ist in Baden-Württemberg verwurzelt. Von 2002 bis 2004 hatte sie für die CDU einen Sitz im Bundestag, von 2004 bis 2011 war sie Sozial-, Umwelt- und Verkehrsministerin des Landes Baden-Württemberg. Die gebürtige Sigmaringerin ist aktuell Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und gehört seit September 2022 dem inzwischen elfköpfigen Kontrollgremium des VfB an (Ende Februar wurde der Aufsichtsrat um die Porsche-Vertreter Lutz Meschke und Albrecht Reimold erweitert). In einer Vereinsmitteilung wird Gönner zitiert: "Ich freue mich über das große Vertrauen und die neue Herausforderung. Ich versichere allen Mitgliedern, in engem Austausch mit ihnen die Interessen des Vereins bei allen wichtigen Entscheidungen zu vertreten:"
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Abseits des sportlichen Erfolgs gibt es beim VfB Stuttgart Streit hinter den Kulissen. Am Dienstag gab es erste Konsequenzen: Claus Vogt musste seinen Posten als Aufsichtsratschef räumen - eine Ex-Ministerin übernimmt.
Was bedeutet der Wechsel für VfB-Präsident Claus Vogt?
In erster Linie ist es für ihn eine klare Niederlage. Zwar ist Vogt weiterhin Mitglied des Aufsichtsrats, doch im VfB-Machtkampf hinter den verschlossenen Türen in der Mercedesstraße wurde der Präsident von den übrigen Mitgliedern entmachtet. Schon im ersten Satz der VfB-Pressemitteilung zur Neuaufstellung des Aufsichtsrats scheint durch, dass die Arbeit von Claus Vogt im Verein offenbar kritisch gesehen wurde: "Um die Vorstandsarbeit professionell begleiten, kontrollieren und fördern zu können, hat der Aufsichtsrat der VfB Stuttgart 1893 AG die vom e.V. entsandte Tanja Gönner zur neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt." Der bei vielen Fans beliebte Vogt sprach sich vor kurzem im Zuge um den DFL-Investoren-Einstieg für den Erhalt der 50+1-Regel aus. Gleichzeitig stand Vogt wiederholt in der Kritik. Die Absetzung als Aufsichtsratschef dürfte dem Präsidenten zu denken geben.