Fußball | Bundesliga

Guido Buchwald: "Der VfB Stuttgart wird eine tolle Saison spielen"

Stand
Das Interview führte
Michael Richmann
Interview mit
Guido Buchwald

Weltmeister Guido Buchwald war mit dem VfB Stuttgart auf Japan-Reise und hat ein gutes Gespür für die Mannschaft bekommen. Der Ehrenspielführer blickt überaus optimistisch in die neue Saison.

SWR Sport: Guido Buchwald, schauen wir als erstes Mal auf die Transfers des VfB Stuttgart. Hiroki Ito ist weg. Waldemar Anton ist weg. Serhou Guirassy ist weg. Dafür sind unter anderem Jeff Chabot, Ermedin Demirović und Fabian Rieder dazugekommen. Deniz Undav bleibt. Was glauben Sie, hat Stuttgart insgesamt eher an Substanz verloren oder sogar etwas hinzugewonnen?

Guido Buchwald: Es ist schwer zu beurteilen. Natürlich waren Anton, Ito und Guirassy zentrale Spieler. Wenn man von zehn Feldspielern ausgeht, sind das 30 Prozent der Startelf, die man erneuern muss.

Ich war mit dem VfB in Japan, und die Mannschaft hat einen super Eindruck hinterlassen. Die neuen Spieler, allen voran Stürmer Nick Woltemade aus Bremen, haben einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Auch Justin Diehl müssen wir dazu nehmen, der einen unheimlichen Drang zum Tor und eine unglaubliche Geschwindigkeit hat. Demirovic dürfen wir auch nicht vergessen.

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Guido Buchwald: "Der VfB Stuttgart wird eine tolle Saison spielen"

Weltmeister Guido Buchwald war mit dem VfB Stuttgart auf Japan-Reise und hat ein gutes Gespür für die Mannschaft bekommen. Der Ehrenspielführer blickt überaus optimistisch in die neue Saison.

Stadion SWR1

Aus der bisherigen Mannschaft: Silas, der letztes Jahr ein bisschen der Verlierer war, ist wieder unheimlich am Kommen, er hat viel Spaß am Fußball und bringt auch seine Leistung wieder. Auch die Langzeit-Verletzten, wie Dan-Axel Zagadou, kommen zurück.

Der VfB hat sich sehr gut wieder verstärkt und kann mit Sicherheit die Abgänge verkraften. Im Gegenteil. Es ist vom Teamspirit unheimlich nach oben gegangen. Die Mannschaft hat einen starken Zusammenhalt. Der VfB Stuttgart hat in der Breite sogar eher dazugewonnen.

Wer ist in Ihren Augen der Königs-Transfer?

Für mich ist das Justin Diehl. Erstmal war er ablösefrei und er hat in seinem Alter schon einen unheimlichen Drang, eine enorme Geschwindigkeit und spielt sehr clever. Ich glaube, von ihm kann man viel erwarten.

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Justin Diehl - wer ist der Offensiv-Neuzugang des VfB Stuttgart?

Justin Diehl wechselt im Sommer vom 1. FC Köln zum VfB Stuttgart. Viele Fans dürften den Namen des 19-Jährigen noch nie gehört haben. Wer ist der Linksaußen eigentlich?

SWR Aktuell am Mittag SWR Aktuell

Ich habe auch sehr hohe Erwartungen an Fabian Rieder. Er hat eine tolle EM gespielt, ist als hängende Spitze eine tolle Alternative und kann sogar ein Spiel bestimmen. Von daher haben wir, glaube ich, gute Transfers getätigt. Demirovic weiß natürlich auch, wo das Tor steht. Der ist ein Neuner, ein Knipser und wird seine Tore machen. Und da Deniz Undav bleibt, haben wir auch in der Vorwärtsbewegung tolle Spieler bekommen.

Welchen Eindruck hat Justin Diehl bei der Asienreise auf Sie gemacht?

Ich glaube, er ist unheimlich heiß. Er will zeigen, was er kann und möchte befreit aufspielen. Das habe ich in der Vorbereitung gesehen. Und die Mannschaft - das ist etwas, was für Stuttgart unheimlich wichtig ist - hat jeden Neuen hervorragend aufgenommen und sofort integriert. Ich glaube, gerade ein so junger Spieler wie Justin Diehl braucht das. Der braucht eine Heimat, wo er sich wohl fühlt und wo er anerkannt wird. Dann kann er auch seine volle Leistungsfähigkeit zeigen.

Der VfB hatte noch weitere Transfers angekündigt. Auf welchen Positionen müsste er Ihrer Meinung nach tätig werden?

Da Undav bleibt, sind wir schon sehr breit aufgestellt. Mit Angelo Stiller und Atakan Karazor haben wir zwei super Sechser. Wir sind links mit Justin Diehl, mit Chris Führich und dahinter mit Maximilian Mittelstädt sehr gut aufgestellt. Für mich ist Zagadou in der Defensive quasi auch ein Neuzugang. Silas ist unheimlich hungrig. Ich wüsste jetzt nicht, wo noch total der Schuh drücken würde. Im Gegenteil, der Kader ist sehr groß und gut aufgestellt für die Champions League und für die hohe Belastung.

Beim Transfer von Deniz Undav ging der VfB an seine Schmerzgrenze. Hätten Sie die Entscheidung genauso getroffen?

Natürlich gibt es immer eine Grenze. Aber wenn es machbar ist, hätte ich ihn auch verpflichtet. Ich kenne natürlich die Zahlen nicht ganz genau. Ich weiß aber, dass der Preis sehr, sehr hoch war. Zu meiner aktiven Zeit sind wir eher nicht das Risiko eingegangen, die Mannschaft [nach einer starken Saison] weiter zu verstärken oder zusammenzuhalten. Von daher finde ich das jetzt absolut richtig.

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Fußball | Meinung "Champions-League-Falle"? Der VfB Stuttgart macht bei Deniz Undav alles richtig

Der VfB Stuttgart hat für Stürmer Deniz Undav so viel Geld ausgegeben wie für keinen anderen Spieler zuvor. Eine lohnende Investition, findet SWR Sportredakteur Johann Schicklinski.

Undav ist einer, der jeder Mannschaft gut tut. Einer, der weiß, wo das Tor steht. Einer, der für das Team da ist. Vielleicht hat er manchmal auch einen großen Mund. Aber es ist auch gut, immer wieder mal so einen Spieler zu haben. Von daher hätte ich es auch gemacht. Ich bin sehr optimistisch, dass die Mannschaft eine tolle Saison spielen wird.

Was trauen Sie den Schwaben in der Champions League zu?

Die Frage ist natürlich, wer die Gegner sind. Aber grundsätzlich traue ich dem VfB Stuttgart sehr viel zu. Ich glaube, wir können tolle Spiele erwarten, vor allem im eigenen Stadion mit dem tollen Publikum. Die Gruppenphase können wir auf jeden Fall überstehen.

Oktober 1984: Erstmals in der Vereinsgeschichte kann sich der VfB Stuttgart für den Europapokal der Landesmeister, heute UEFA Champions League, qualifizieren. Nach Hin- und Rückspiel scheiden Jürgen Klinsmann (m.) und der VfB Stuttgart aufgrund der Auswärtstorregel in der ersten Runde gegen Lewski Sofia aus.
Oktober 1984: Erstmals in der Vereinsgeschichte kann sich der VfB Stuttgart für den Europapokal der Landesmeister, heute die Champions League, qualifizieren. Nach Hin- und Rückspiel (1:1 und 2:2) scheiden Jürgen Klinsmann (Mitte) und der VfB Stuttgart aufgrund der Auswärtstorregel bereits in der ersten Runde gegen Lewski Sofia aus. Bild in Detailansicht öffnen
September 1992: Der VfB Stuttgart gewinnt das Hinspiel gegen Leeds United mit 3:0 - darunter zwei Tore von Fritz Walter (r.). Das Rückspiel, welches die Engländer mit 4:1 für sich entscheiden können, wird im Nachhinein von der UEFA mit 3:0 für Leeds United gewertet, nachdem mit der Einwechslung von Jovica Simanic ab der 83. Minute vier statt der erlaubten drei ausländischen Spieler für den VfB auf dem Platz standen. Das zusätzliche Entscheidungsspiel verlieren die Schwaben mit 1:2 und kommen so erneut nicht über die erste Runde hinaus.
September 1992: Der VfB Stuttgart gewinnt das Hinspiel gegen Leeds United mit 3:0 - darunter zwei Tore von Fritz Walter (rechts). Das Rückspiel, das die Engländer mit 4:1 für sich entscheiden, wird im Nachhinein von der UEFA mit 3:0 für Leeds United gewertet. Mit der Einwechslung von Jovica Simanic hatte der VfB ab der 83. Minute vier statt der erlaubten drei ausländischen Spieler auf dem Platz. Das Entscheidungsspiel verlieren der VfB mit 1:2 und kommen erneut nicht über die erste Runde hinaus. Bild in Detailansicht öffnen
Oktober 2003: Die Mannschaft des VfB Stuttgart um Jurica Vranjes (l.) und Kevin Kuranyi (r.) feiert mit einem 2:1-Heimsieg gegen Manchester United vor 50.0000 Zuschauern den ersten Sieg in einer Champions-League-Gruppenphase. Mit insgesamt vier Siegen aus sechs Gruppenspielen qualifiziert sich der VfB als Tabellenzweiter für das Achtelfinale – auch das ist eine Premiere.
Oktober 2003: Die Mannschaft des VfB Stuttgart um Jurica Vranjes (links), Kevin Kuranyi und Imre Szabics (rechts) feiert mit einem 2:1-Heimsieg gegen Manchester United vor 50.000 Zuschauern den ersten Sieg in einer Champions-League-Gruppenphase. Mit insgesamt vier Siegen aus sechs Gruppenspielen qualifiziert sich die Magath-Truppe als Tabellenzweiter für das Achtelfinale – auch das ist eine Premiere. Bild in Detailansicht öffnen
März 2004: Die Enttäuschung bei Philipp Lahm (r.) und Co. ist nicht zu übersehen. Im Rückspiel gegen den FC Chelsea hält der VfB Stuttgart in London zwar das 0:0, fliegt aber aufgrund der 0:1-Niederlage im Hinspiel nach dem Achtelfinale aus dem Wettbewerb.
März 2004: Die Enttäuschung bei Alexander Hleb (links.), Philipp Lahm (rechts) und Co. ist nicht zu übersehen. Im Rückspiel gegen den FC Chelsea hält der VfB Stuttgart in London zwar das 0:0, fliegt aber aufgrund der 0:1-Niederlage im Hinspiel im Achtelfinale aus dem Wettbewerb. Bild in Detailansicht öffnen
Oktober 2007: Der große FC Barcelona ist in Stuttgart zu Gast. Selbst im Doppelpack gelingt es Sami Khedira (l.) und Arthur Boka (r.) nicht, Superstar Lionel Messi (m.) zu stoppen. Der Argentinier trifft zum 0:2-Endstand aus Sicht der Schwaben.
Oktober 2007: Der große FC Barcelona ist in Stuttgart zu Gast. Selbst im Doppelpack gelingt es Sami Khedira (links) und Arthur Boka (rechts) nicht, Superstar Lionel Messi (Mitte)) zu stoppen. Der Argentinier trifft zum 2:0-Sieg der Katalanen. Bild in Detailansicht öffnen
November 2007: Den einzigen Sieg in dieser Champions-League-Saison kann der VfB Stuttgart gegen die Glasgow Rangers einfahren. Die Stuttgarter schlagen die Rangers mit 3:2 – darunter Cacau (r.) als Torschütze zum 1:1. Mit nur drei Punkten aus sechs Spielen beendet der VfB als Tabellenletzter die Gruppenphase.
November 2007: Den einzigen Sieg in dieser Champions-League-Saison kann der VfB Stuttgart gegen die Glasgow Rangers einfahren. Die Stuttgarter schlagen die Schotten mit 3:2 – Cacau (rechts) erzielt das 1:1. Mit nur drei Punkten aus sechs Spielen beendet der VfB als Tabellenletzter die Gruppenphase. Bild in Detailansicht öffnen
Dezember 2009: Ciprian Marica stellt mit seinem 1:0-Führungstreffer gegen Unirea Urziceni die Weichen für den Achtelfinal-Einzug des VfB Stuttgart. Die Stuttgarter überholen am letzten Gruppenspieltag mit einem 3:1-Sieg den direkten Kontrahenten aus Rumänien und buchen somit als Tabellenzweiter das Ticket fürs Achtelfinale.
Dezember 2009: Ciprian Marica stellt mit seinem 1:0-Führungstreffer gegen Unirea Urziceni die Weichen für den Achtelfinal-Einzug des VfB Stuttgart. Die Stuttgarter überholen am letzten Gruppenspieltag mit einem 3:1-Sieg den direkten Kontrahenten aus Rumänien und buchen somit als Tabellenzweiter das Ticket fürs Achtelfinale. Bild in Detailansicht öffnen
Februar 2010: Im Achtelfinale kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona. Der VfB Stuttgart schmeißt sich in Form von Serdar Tasci (2.v.l.) in alle Bälle rein, doch nach einem 1:5 aus Hin- und Rückspiel muss sich der VfB geschlagen geben. Es handelt sich dabei um den bisher letzten Champions-League-Aufritt der Schwaben.
Februar 2010: Im Achtelfinale trifft der VfB erneut auf den FC Barcelona. Die Defensive um Serdar Tasci (Mitte) gibt ihr Bestes, doch nach einem 1:5 aus Hin- und Rückspiel muss sich der VfB geschlagen geben. Dies ist der bisher letzte Champions-League-Aufritt der Schwaben. Bild in Detailansicht öffnen
April 2024: Nach dem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt ist dem VfB Stuttgart ein Platz im internationalen Geschäft sicher. Und nach dem Sieg von Borussia Dortmund gegen Paris in der Champions League am 1. Mai 2024 ist klar: es wird sogar die Champions League.
April 2024: Nach dem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt ist dem VfB Stuttgart ein Platz im internationalen Geschäft sicher. Und nach dem Sieg von Borussia Dortmund gegen Paris in der Champions League am 1. Mai 2024 ist klar: es wird sogar die Champions League. Bild in Detailansicht öffnen

Das Publikum in Stuttgart ist ein wichtiger Faktor. Große Euphorie auf der einen Seite, aber häufig auch wenig Geduld auf der anderen. Wie kann der VfB mit diesem Druck umgehen?

Ich glaube, sehr gut, weil jeder geerdet ist. Wir haben in den letzten Jahren schwierige Zeiten erlebt. Die Spieler wissen ganz genau, wo sie in der jüngeren Vergangenheit herkommen. Deshalb können sie mit dem Druck sehr, sehr gut umgehen. Und die Euphorie, die die Fans verbreiten, vor allem zu Hause, ist schon eine Sensation. Die Mannschaft sieht es nicht als Druck, sondern als Motivation. Das Publikum ist der zwölfte Mann für uns. Der Druck ist in diesem Fall etwas Positives. Der Druck, vorne mitzuspielen, ist viel schöner als der Druck, die Klasse zu halten.

Schauen wir mal aufs erste Pflichtspiel. Das ist ja in Leverkusen. Und Bayer hat sich unter der Woche vom FC Arsenal vermöbeln lassen. Da würde ich sagen, der Supercup ist ja fast schon in der Tasche, oder?

(lacht) Das ist ironisch gemeint. Leverkusen ist eine tolle Mannschaft und für mich auch für dieses Jahr wieder ein absoluter Topfavorit auf die Meisterschaft. Solche Vorbereitungsspiele haben oft einen eigenen Charakter. Man weiß nicht, wie weit man selber ist, wie weit ist der Gegner schon. Schon deshalb wird es in Leverkusen ein großes Spiel für uns. Wir haben die Chance, sie zu schlagen. Das wäre echt ein toller Start. Ich bin überzeugt, wir werden ein sehr, sehr gutes Spiel in Leverkusen machen.

Was wäre für den VfB Stuttgart am Ende der Saison ein Erfolg?

Der VfB muss nicht wieder Vizemeister werden, aber unter den ersten fünf, sechs kommen, dazu eine tolle Champions League spielen und im DFB-Pokal weit kommen - das sind Resultate, bei denen ich sehr zufrieden wäre.

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