In einigen Regionen Afrikas gehen Menschen zusammen mit Vögeln auf Honigsuche, den sogenannten Honiganzeigern. Die Honigjäger nutzen bestimmte Rufe, um die Tiere anzulocken.
Der Name der "Honeyguides" oder "Honiganzeiger" ist Programm: Die Vögel kooperieren mit Menschen, indem sie ihnen den Weg zu wildem Honig weisen und dafür die Waben futtern, die übrig bleiben.
Diese Zusammenarbeit nennt man Mutualismus und ist zwischen Menschen und wildlebenden Tieren sehr selten. Um das besser zu erforschen, reiste ein britisch-US-amerikanisches Forschungsteam in verschiedene Regionen Afrikas und begleitete das erstaunliche Team auf der Honigjagd.
Die Jäger haben unterschiedliche Rufe, um die Vögel anzulocken. In der Studie zeigten die Forschenden nun: Die Vögel reagieren tatsächlich vor allem auf den regional üblichen Ruf. Sie haben ihn also gelernt.
Indigene Jäger rufen Vögel mit Pfeifton herbei
Die Verbindung zwischen Vogel und Jäger wirkt auf den ersten Blick vielleicht überraschend. Sie könnte aber schon vor Millionen von Jahren entstanden sein. Honig sammeln hat für viele Volksgruppen in Afrika eine lange Tradition.
So zum Beispiel für die Hadza. Sie sind eine der letzten Jäger und Sammler-Ethnien der Welt.
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In der afrikanischen Savanne Tansanias suchen sie im Dickicht aus Dornenbüschen und meterhohen Affenbrotbäumen nach Honig. Die Bienenstöcke verstecken sich oft weit oben in den Bäumen.
Mit einem besonderen Pfeifton rufen die Hadza-Jäger den Honeyguide herbei. Und auch der Vogel macht mit Zwitschern auf sich aufmerksam. Er fliegt von Baum zu Baum und geleitet die Jäger so zum Ziel.
Teamwork auf der Honigjagd
Auch für die Vögel lohnt sich die Zusammenarbeit: Am Bienenstock angekommen, vertreiben die Honigjäger etwa mit Rauch die Bienen und öffnen die Nester. Nach der Honig-Ernte bleiben Bienenwachs und Bienenbrut übrig – eine Belohnung für die Honiganzeiger, denn hiervon ernähren sich die Vögel.
Rufe der Honigjäger klingen regional unterschiedlich
Neben Tansania reiste das Forschungsteam auch nach Mozambik. Hier gehen die Yao auf Honigjagd. Und das klingt noch mal ganz anders. Anstelle zu Pfeifen, nutzen sie ein kräftigeres "brrr-hm".
In beiden Gegenden spielten die Forschenden auf der Honigjagd zum Vergleich die Pfiffe und den gerollten "brrr-hm"-Ton ab. Sowohl in Tansania als auch in Mozambik reagierten die Vögel häufiger auf den Ruf, den sie kennen.
Yao und Hadza haben andere Lebensweisen
Welche Melodie genutzt wird, hat mit der Lebensweise der indigenen Völker zu tun. Die besonderen Rufe werden über Generationen in den Familien weitergegeben. Ausgestattet mit Pfeil und Bogen jagen die Hadza auf ihrer Honigsuche auch andere Wildtiere. Ihre Pfiffe imitieren Vögel und schrecken damit keine andere Beute ab.
Die Yao dagegen möchten Elefanten, Büffel und Löwen von sich fernhalten – sie jagen keine Wildtiere, sondern betreiben eher Landwirtschaft und gehen Fischen.
Lernprozesse der Vögel müssen noch besser erforscht werden
Die Rufe verraten den Forschenden also viel über die Kultur der Yao und Hadza, aber auch über die Lernprozesse der Vögel.
Anders als ihre menschlichen Partner, lernen sie die speziellen Melodien nicht von ihren Eltern kennen. Die Vögel legen ihre Eier wie ein Kuckuck in fremde Nester. Wie lernen die Honiganzeiger also, auf welche Signale sie achten müssen?
Die Jungvögel schauen sich die Zusammenarbeit mit den Menschen vermutlich von anderen Honiganzeigern ab. So lautet eine Theorie der Forschenden. Es könnte auch sein, dass sie die Belohnung – den Bienenwachs – kognitiv mit den Rufen verknüpfen.
Denn bislang ging man ornithologisch nicht davon aus, dass die Spechtart, zu der die Honiganzeiger gehören, durch das Abschauen und Nachahmen lernen kann. Die Lernprozesse der Vögel müssen also noch genauer untersucht werden.
Tradition der gemeinsamen Jagd nach wildem Honig ist in Gefahr
Doch das ist gar nicht so einfach. Die Honigjagd wird immer seltener. Ein Grund: Zucker und Honig werden häufiger im Supermarkt gekauft. Außerdem sind einige ehemalige Honigjagd-Regionen jetzt Naturschutzgebiete.
Wenn keine Menschen mehr mit den Vögeln kooperieren, stirbt die Tradition aus. Und damit auch die Chance, die seltene Zusammenarbeit noch besser zu erforschen.
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