Um Diabetes-Typ-1 bei Kindern früher zu erkennen, setzt sich eine europaweite Initiative für mehr Screenings ein. So könnten mehr Kinder vor einer gefährlichen Übersäuerung geschützt werden.
Nicht weniger als ein Paradigmenwechsel soll es werden – die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einer neuen europäischen Initiative haben große Pläne, wenn es um die Früherkennung von Diabetes des Typ 1 bei Kindern geht.
Im Gegensatz zum sogenannten Altersdiabetes helfen bei Diabetes-Typ-1 mehr Bewegung und gesünderes Essen nichts – die Betroffenen müssen ihr Leben lang Insulin spritzen, da ihr Körper das nicht ausreichend herstellen kann. In den letzten Jahren hat sich gezeigt: Es könnte sinnvoll sein, Screenings einzusetzen, also nach betroffenen Kindern zu suchen, bevor sie Symptome zeigen.
Auch Kinder ohne familiäre Vorgeschichte erkranken an Diabetes
Bisher seien die Screenings vor allem auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet, in deren Familien es bereits Fälle vom Typ 1 Diabetes gab. Denn die haben ein erhöhtes Risiko ebenfalls zu erkranken. Doch heute wisse man, so die Forschenden, dass bei den allermeisten betroffenen Kindern der Diabetes auftritt, ohne dass die Erkrankung schon früher in der Familie vorkam.
Um diese Patienten und Patientinnen frühzeitig zu erkennen, könnte man bei allen Kindern nach bestimmten Antikörpern im Blut suchen – auch wenn es weder eine familiäre Vorgeschichte noch Symptome oder andere Hinweise auf einen Diabetes gibt.
Wegen Corona-Lockdown Diabetes Typ 1 bei Kindern bleibt oft unentdeckt
Durch die Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Kinder mit einer lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung aufgrund eines unerkannten Diabetes verdoppelt.
Diabetesforschung in Deutschland
Das wird zum Beispiel am Helmholtz-Institut für Diabetesforschung in München bei der sogenannten Frida-Studie gemacht. Hier können Familien ihre Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren testen lassen. Alles, was man dafür braucht, sind ein paar Tropfen Blut.
Ein Ziel der Früherkennung ist es, gefährliche Zustände wie den der Übersäuerung zu vermeiden. Je früher man die Vorstufen des Diabetes erkennt, desto früher kann man auch gegenwirken, zum Beispiel durch Insulingaben, wenn das nötig ist.
Diabetes-Früherkennung: Antikörper im Blut nachweisen
Bereits Monate oder Jahre vor den ersten Diabetes-Symptomen ist es möglich, solche Auto-Antikörper im Blut nachweisen, zum Teil schon bei Säuglingen. So kann mit der Therapie begonnen werden, bevor alles aus der Balance geraten ist.
Und das birgt große Vorteile: Laut einer deutschen Studie geraten die vorgewarnten Kinder deutlich seltener in eine gefährliche Übersäuerung als Kinder, die vor den ersten Symptomen nichts von ihrem Diabetes wussten. Außerdem haben sie auch weniger Folgeerkrankungen.
Europaweit gibt es unterschiedliche Ansätze, mit denen man den Diabetes bei Kindern frühzeitig erkennen will. Mit der neuen, europäischen Initiative "European action for the Diagnosis of Early Non-clinical Type 1 diabetes For disease Interception" – kurz EDENT1FI – sollen diese Kräfte und Daten nun gebündelt werden, um die Früherkennung zu optimieren.
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