Leider weiß man noch nicht alles über diese Krankheiten. Aber man hat verstanden, dass bei Erkrankungen, die vor allem das Nervensystem betreffen, auch Veränderungen in der Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms zu finden sind.
Das heißt, wir haben bestimmte Bakterienarten zu viel oder zu wenig. Und dabei geht es ja nicht nur um die Anzahl, sondern auch um die Funktion. Man weiß heute, dass Bakterien das Immunsystem stimulieren oder unterdrücken können. Aber auch, dass die Bildung von kurzkettigen Fettsäuren ganz wichtig ist, weil diese Säuren eine Rolle bei neurologischen Erkrankungen spielen.
Es ist noch zu früh, um schon Therapien abzuleiten. Aber wir verstehen immer besser, dass es einen sehr engen Zusammenhang gibt zwischen den Bakterien im Darm, deren immunologischer Funktion, der Bildung von Botenstoffen und Fettsäuren und den Entzündungen oder Veränderungen, die im Gehirn entstehen können.
Kann ein gesunder Darm vor diesen Krankheiten schützen?
Es ist noch zu früh, um das sagen zu können. Aber nehmen wir das Beispiel Alzheimer: Da wissen wir bereits, dass die Ernährung eine gewisse Rolle spielt. Hier können wir über eine gesunde ausgewogene Ernährung aus bestimmten Fettsäuren, Ballaststoffen und dem Vermeiden tierischer Eiweiße eine gewisse Vorsorge leisten.
Es gibt auch Studien zu Multipler Sklerose, wo wir versuchen, diese Fettsäuren, die nicht über den Darm hergestellt werden können, als Tabletten zuzugeben – durchaus mit Erfolg. Das ist alles in den Kinderschuhen, aber hat auch bereits in die Praxis Einzug gehalten.
SWR 2020
Körper Wie funktioniert der Darm?
Der Darm ist ein wichtiges Organ zur Aufnahme von Nährstoffen und er ist wichtig für unser Immunsystem. Die meisten Abwehrzellen finden sich nicht in Lymphknoten oder Milz, sondern im Darm. Von Julia Seiderer-Nack | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Gesundheit Beeinflusst die Darmflora, welche Lebensmittel wir mögen?
Zwischen den Menschen gibt es Unterschiede in der Zusammensetzung und der Artenvielfalt der Bakterien in unserem Darm – das ist die sogenannte Darmflora, heute auch Mikrobiom genannt. Von Julia Seiderer-Nack | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Darm Können Probiotika und Präbiotika dem Darm helfen?
Momentan ist es sehr in Mode, dass Probiotika das Allheilmittel für alles sein sollen. Ganz so ist es nicht. Aber die Gabe von Probiotika oder Präbiotika bieten uns sehr viel Potenzial in der Therapie, wenn etwa bei einer Erkrankung eine messbare Störung des Darmmikrobioms vorliegt. Von Julia Seiderer-Nack | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.