Stimmt es, dass Flugzeuge am Himmel Barium und Aluminium versprühen, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern? In welchen Ländern wird das praktiziert? Warum ist das nicht durch die Medien bekannt?
Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält
Nein, stimmt nicht. Es ist eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält: Die „bösen Amerikaner“ sprühen, damit sie an ihrer Klimapolitik nichts ändern müssen, stattdessen Metalle in die Atmosphäre, sodass die die Sonnenstrahlen reflektieren und sich das Klima auf diese Weise wieder abkühlt ... Man kann mehrere Wege gehen, um das zu überprüfen.
- Zunächst kann man fragen: Wenn sie das tatsächlich seit Jahren tun würden: Hat es was gebracht? Die Antwort lautet ganz klar: nein! Es kommt heute eher mehr Sonnenstrahlung auf der Erde an als vor zehn Jahren.
- Man kann außerdem Messungen vornehmen – also die Zusammensetzung der Luft hinter Flugzeugen messen. So was wird standardmäßig immer wieder gemacht. Auch da hat noch niemand erhöhte Aluminium-Konzentrationen nachweisen können.
- Man kann Experten fragen, die sich damit beschäftigen. Alle sagen – ob Umweltbundesamt, das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder der deutsche Wetterdienst: Das ist Blödsinn. Die Kondensstreifen sehen heute noch genauso aus wie vor 30 Jahren. Zwar sehr unterschiedlich, mal kurz und schmal, mal breit und ausfransend, aber das hängt immer von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und den Windverhältnissen ab. Es kommen aber im Prinzip heute keine Varianten vor, die es früher nicht auch schon gegeben hätte.
Urban legend
Es ist also eine Verschwörungstheorie. Verschwörungstheoretiker nehmen irgendwelche Halbwahrheiten, die sie aufschnappen, und rühren sich damit ihren eigenen Brei.
Wetter kurzfristig beeinflussen – um etwa schweren Hagel zu verhindern
Das einzige, was es tatsächlich gibt, aber überhaupt nicht geheim ist, sind Aktionen, um kurzfristig das Wetter zu beeinflussen. Also nicht das langfristige Klima, sondern nur das Wetter. So was machen zum einen die Russen und die Chinesen gern bei Großereignissen – bei der Eröffnung der Olympischen Spiele etwa. Da sind vorher Flieger unterwegs, die künstlichen Regen herbeiführen, damit der Himmel zum Ereignis schön blau ist. Die versprühen aber kein Barium oder Aluminium, sondern Silberjodid, um damit die Kondensation in den Wolken zu beschleunigen. Das gilt in der ausgebrachten Menge als gesundheitlich unbedenklich und hat auch nichts mit Klimaveränderung zu tun, sondern beeinflusst - wenn überhaupt, denn schon das ist wenig belegt - lediglich das kurzfristige Wetter.
So was wird auch z.T. bei uns in Südwestdeutschland gemacht, im Stuttgarter Raum mit den sogenannten Hagelfliegern. Die sollen nicht für schönes Wetter sorgen, sondern vor allem größere Hagelschäden verhindern. Das ist überhaupt nicht geheim, sondern läuft ganz offiziell; wir haben darüber auch schon berichtet.
Verwschwörungsmythen auf Realisierbarkeit und Plausibilität prüfen
Bei solchen Verschwörungsgerüchten denke ich immer als erstes: Wie viele Leute müssten da eigentlich Bescheid wissen und vor allem dann auch dicht halten? Wenn man sich anschaut, welche Skandale bei uns auffliegen, in die vielleicht nur 5 bis 10 Menschen eingeweiht sind, weil irgendjemand doch Skrupel bekommt und was ausplaudert.
Wenn man sich dann überlegt – wer müsste bei einer solchen Geheimoperation alles Bescheid wissen? Die komplette US-Regierung, die Spitze des Geheimdienstes, die Spezialabteilungen der Geheimdienste und all die Leute, die die Aktionen praktisch durchführen, die Piloten und Transporteure. Da kommt doch einiges zusammen.
Wenn das dann noch über fremdem Hoheitsgebiet erfolgt – also bei uns stattfindet – müssten ja auch unsere Behörden eingeweiht sein. Dann haben wir ja inzwischen eine komplett neue US-Regierung mit einer neue Geheimdienstführung – wie wahrscheinlich ist es, dass die die gleiche Politik sang- und klanglos weiterfahren? Mit anderen Worten: Schon von daher ist das alles so unplausibel, von allen technischen Mängeln dieser Verschwörungstheorie ganz zu schweigen.
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Mit Silberiodid möchte man der Wolke vortäuschen, dass schon Eiskristalle enthalten sind. Das geht in der Tröpfchenphysik immer so: Die großen Tropfen wachsen auf Kosten der kleinen. Von Sven Plöger