Große Hungersnot durch stalinistische Politik – rund 4 Millionen Opfer
Bei Kiew, auf den Höhenzügen über dem Fluss Dnjepr, befindet sich einer der zentralen Erinnerungsorte der heutigen Ukraine – die Holodomor-Gedenkstätte. Sie erinnert an die verheerende, von der stalinistischen Politik herbeigeführte Hungersnot in der Sowjetukraine. Das ukrainische Wort Holodomor bedeutet: „Mord durch Hunger“. Zwischen 1931 und 1933 verhungerten rund 4 Millionen Ukrainer. Die Bronzestatue eines abgezehrten Kindes und ein hoher Turm in Form einer Kerze erinnern an das Massensterben. Der Holodomor betraf die ganze Sowjetukraine in den Grenzen vor dem Zweiten Weltkrieg.
Bauern wurden damals mit Waffengewalt von ihren Feldern vertrieben, sowjetische Politkommissare beschlagnahmten die Lebensmittel. Die Menschen verhungerten auf den Straßen, Bahndämme waren mit Leichen übersät.
Holodomor: in der Sowjetunion ein Tabu
Bis zur Spätzeit der Sowjetunion Ende der 1980er-Jahre durfte an den Holodomor in der Ukraine nicht erinnert werden, öffentliche Äußerungen darüber waren verboten. Erst seit Anfang der 1990er-Jahre wissenschaftliche Archive geöffnet wurden, ist historische Forschung zum Holodomor möglich. Heute setzt sich die ukrainische Regierung dafür ein, dass der Holodomor als Genozid anerkannt wird.
Tausende Intellektuelle in den 1930ern verhaftet und ermordet
Etwa zeitgleich mit dem Holodomor wurden in den 1930er-Jahren ukrainische Intellektuelle, Menschen aus Kunst und Politik zu Tausenden verhaftet und meist nach kurzem Prozess erschossen.
SWR 2021
Mehr zu diesem Thema bei SWR2 Wissen: Ukraine – Zerrissen zwischen der EU und Russland?
Ukraine: aktuelle Beiträge
Diskussion Die Macht des Stärkeren – Wie stabil ist das internationale Recht?
Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichts für Benjamin Netanyahu hat eine heftige Debatte ausgelöst. Sie gipfelt in der Frage: müsste Deutschland den israelischen Premier auf deutschem Boden verhaften und dem Gericht übergeben? Oder gelten für Israel aus Gründen der deutschen Staatsräson andere Maßstäbe als etwa für den Angriffskrieger Wladimir Putin? Ist das Bekenntnis zu einer regelbasierten internationalen Ordnung eine Farce, wenn zwischen den Staaten die Macht des Stärkeren ungehindert wirkt? Claus Heinrich diskutiert mit Prof. Dr. Kai Ambos - Straf- und Völkerrechtler, Universität Göttingen und Richter Kosovo Specialist Chambers, Den Haag,
Peter Rásonyi - Auslandschef Neue Zürcher Zeitung, Andreas Zumach - Journalist, Berlin
Karl Schlögel erhält Gerda-Henkel-Preis Deutschland muss Klarheit gewinnen: Putin meint es wirklich ernst
Osteuropa-Historiker Karl Schlögel erhält den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis. Das Thema seiner Preisrede: „Wie man lernt, sein Russlandbild neu zusammenzusetzen.“
Buchkritik Francesca Melandri – Kalte Füße
Kann Geschichte sich wiederholen? In ihrem Buch „Kalte Füße“ beantwortet Francesca Melandri diese Frage mit „Ja“. Melandris Buch ist ein dramatisches Zwiegespräch mit dem Vater und eine kluge Abrechnung mit der russlandfreundlichen Linken in Italien.
Rezension von Brigitte Neumann
Alles auf Habeck? Die Zukunft der Grünen
Wenn sich die Grünen bei ihrem Parteitag in Wiesbaden für den kommenden Wahlkampf aufstellen, ist er für viele der Hoffnungsträger: Robert Habeck. Kann er als Kanzlerkandidat die Partei hinter sich bringen und aus dem Umfragetief holen? Eine menschenfreundliche Flüchtlingspolitik, ambitionierter Klimaschutz – viele grüne Kernthemen stehen bei den Wählern gerade nicht hoch im Kurs. Manche sagen, der „grüne Zeitgeist“ sei verflogen. Habeck selbst steht für einen eher pragmatischen Kurs. Welche Chancen hat er im Kampf um die Mitte, gegen Friedrich Merz und Olaf Scholz? Michael Risel diskutiert mit Dr. Helene Bubrowski - stellv. Chefredakteurin „Table Media", Prof. em. Dr. Wolfgang Merkel - Politikwissenschaftler, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Sabine am Orde - Journalistin, taz