Kafka ist ein TikTok-Star mit über einer Milliarde Klicks, sein melancholisches Portrait prangt auf T-Shirts, Kaffeetassen und Krawatten. Kafkas Werk wird mittlerweile auf der ganzen Welt adaptiert, in allen Künsten. Nur wenige Autoren besitzen eine solche internationale Wirkung wie er.
Wie kann es sein, dass ein Schriftsteller, der zu Lebzeiten kaum etwas veröffentlicht und hauptberuflich als Versicherungsbeamter gearbeitet hat, nach seinem Tod mit drei nicht einmal fertigen Romanen zum globalen Phänomen wird? Und warum lässt uns dieser Mensch und Autor, der auf Fotos so eindringlich sanft und rätselhaft traurig aussieht, bis heute nicht los?
Auf den Spuren von Franz Kafka
Feature-Autor Thomas von Steinaecker war in Prag auf Kafkas Spuren unterwegs, zusammen mit dem Schriftsteller Jaroslav Rudiš. Er hat die Autoren Michael Kumpfmüller und Susanne Röckel befragt, was Kafkas Werk so unwiderstehlich macht, und mit Experten auch über die komischen Aspekte in Kafkas Texten gesprochen.
Wie bewegt Kafka mit seinen Werken so viele Menschen?
Reiner Stach, einer der wichtigsten internationalen Kafka-Forscher und Autor der maßgeblichen Biografie, erklärt im SWR Kultur lesenswert Feature:
„Der weltweite Ruhm beruht nicht nur auf der Tatsache, dass Kafka sprachlich überwältigend gut ist. Seine Themen sind interkulturell verständlich, weil es menschliche Standard-Situationen sind. Einsamkeit. Dass man von der Gruppe nicht akzeptiert wird. Dass man sich in der eigenen Familie wie ein Alien fühlt. Dass das jemand so explizit und wie einen Albtraum beschreibt, ging vielen Leuten unter die Haut.“
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Spinatpudding und Grünkernschnitten Franz Kafka und das Essen: Ein Hungerkünstler?
Franz Kafka hatte einige eigensinnige Essgewohnheiten. SWR Kultur Literaturchef Frank Hertweck weiß: Das Essen spielt auch eine Rolle in Kafkas literarischem Werk.
Vera Hildenbrandt vom Literaturarchiv Marbach im Gespräch Kafkas Echo – Ausstellung zum 100. Todestag von Franz Kafka im Deutschen Literaturarchiv Marbach
Kafka habe nach seinem Tod nicht nur Auswirkungen auf die Literatur gehabt, sondern auch auf Theater oder Comics, sagt Vera Hildenbrandt, Leiterin der Museen am Literaturarchiv Marbach. Am 12. Mai wird in Marbach die Ausstellung „Kafkas Echo“ eröffnet.
SWR2 Erzählung Franz Kafka: In der Strafkolonie
Die Erzählung "In der Strafkolonie" gehört zu den wenigen Werken, die Kafka ausdrücklich als gültig bezeichnete, während er seinen Freund Max Brod bat, die überwiegende Mehrheit seiner Texte nach seinem Tod zu vernichten. Es ist die Geschichte eines Reisenden, der in einem fernen Land in einer Strafkolonie zu Gast ist und eingeladen wird, einer Exekution beizuwohnen.
Sprecher: Jürgen Holtz
Co-Autor des Drehbuchs Kafka-Biograf Stach über neue ARD-Serie: „Das ist das beste Biopic des deutschen Fernsehens“
Stachs Bücher waren die Grundlage für eine neue Serie in der ARD Mediathek, die nicht nur Kafkas Werk, sondern auch dessen Persönlichkeit beleuchtet.
Buchkritik Rüdiger Safranski – Kafka. Um sein Leben schreiben
Vor hundert Jahren, am 3. Juni 1924 starb Franz Kafka, einer der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Bis heute haben seine Texte nichts von ihrer Faszinationskraft verloren. In beeindruckenden und nicht leicht zu vergessenden Bildern schildert er das Erleben der Menschen in der modernen Gesellschaft mit ihrer Absurdität und Undurchschaubarkeit: Das Adjektiv „kafkaesk“ hat sogar in die deutsche Sprache Eingang gefunden. Der Biograph Rüdiger Safranski schildert Kafkas Leben ganz aus seinem Schreiben heraus und bietet eine gut lesbare Kafka-Biographie samt Werkdeutung für alle.
Hanser Verlag, 240 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-446-27972-8