Lesetipp

Georg Trakl – Dichtungen und Briefe

Stand
Autor/in
Frank Hertweck

Für SWR Literaturchef Frank Hertweck ist GeorgTrakl neben Rainer Maria Rilke sozusagen DER Herbstdichter. Er schafft es, Farben und Dinge so zu kombinieren, dass einem die Wirklichkeit entgleitet.

Mein Name ist Frank Hertweck, ich bin Leiter der Literatur im SWR. Und das Buch, das ich zur Lektüre, genauer zum Wiederlesen mitgebracht habe, sind die Dichtungen und Briefe von Georg Trakl. Wiederlesen, weil sicher die meisten im Deutschunterricht der Schule Georg Trakl gelesen haben, eben und vor allem seine Herbstgedichte.

„Gewaltig endet so das Jahr“ heißt es im berühmtesten: Verklärter Herbst“. Trakl ist neben Rainer Maria Rilke sozusagen DER Herbstdichter. Bei ihm ist das, was den Herbst auszeichnet, der langsame Übergang, das Ineinanderfließen der Farben, das Nebulöse, nicht ganz scharf gezeichnete, immer mehr zum Prinzip seiner Dichtung geworden, weil er die Farben und Dinge so kombiniert, dass einem die Wirklichkeit entgleitet.

Inwieweit seine Drogenabhängigkeit, die regelmäßige Einnahme von Opium, Veronal, Kokain, er betäubte sich mit Chloroform, alles Drogen oder Medikamente, an die der ausgebildete Apotheker leicht herankam, damit zusammenhängen, lässt sich schwer bestimmen.

Eines ist sicher: Der Herbst ist in seinem lyrischen Schaffen gar keine Jahreszeit, sondern eine Lebenshaltung. Kurz: Es kann auch in seinem Sommer herbsteln. Diese Gedichte zu lesen und wieder zu lesen, dafür bieten sich die dunklen Abende an. Um auf Zeilen zu treffen wie:

Leise verfallen die Lüfte am einsamen Hügel,
Die kahlen Mauern des herbstlichen Hains.
Unter Dornenbogen
O mein Bruder steigen wir blinde Zeiger gen Mitternacht.

Stand
Autor/in
Frank Hertweck