Vor fünfzig Jahren starb die Dichterin Ingeborg Bachmann nach einem Brandunfall in ihrer Wohnung in Rom. Eine Vertraute ihrer letzten Lebensjahre, die Lyrikerin Christine Koschel, veröffentlichte 2014 ein Protokoll der Zeit zwischen Unfall und Ableben.
Nicht die schweren Verbrennungen hatten zu Bachmanns Tod geführt, sondern ihre Tablettenabhängigkeit, da den Ärzten der Name des Psychopharmakons verschwiegen wurde.
Die Familie fürchtete um den Ruf der berühmten Dichterin, das Ärztepaar, das Bachmann mit dem Medikament versorgt hatte, schwieg aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen. Erst im letzten Augenblick gaben sie den Namen „Seresta" preis, da war es zu spät. Einige Freunde erstatteten später Anzeige: Bachmann sei ermordet worden. Die Ermittlungen wurden eingestellt.
Mord war es nicht, jedoch: „Man stirbt an dem, was mit einem angerichtet wird", so Ingeborg Bachmann. Das Feature verwebt Christine Koschels Erinnerungen, ergänzt und relativiert durch andere Quellen, mit der Stimme Bachmanns zu einem Bild der Dichterin an der Schwelle des Todes. Sie starb am 17.Oktober 1973.
(Produktion ORF 2022)
Mehr zu Ingeborg Bachmann
Essay Barbara Kaufmann: Das Verhör der Ingeborg Bachmann
Ingeborg Bachmann war Schriftstellerin, aber sie wurde zu einer Marke und einem Preis. Die Bachmann. Die große Tochter der Stadt Klagenfurt. Wer hat ihr dieses Image verpasst?
SWR2 lesenswert Feature Im Rausch. Schriftstellerinnen und Abhängigkeit
Rausch, Kunst und Schreiben war über Jahrhunderte ein und dasselbe. Schließlich ging es darum, in andere Sphären vorzudringen, jenseits der schnöden Wirklichkeit. Im 20. Jahrhundert gibt es dann auch viele Schriftstellerinnen, die trinken oder insgeheim Medikamente schlucken. Oft sind es sogar die erfolgreichsten und eigenständigsten.
lesenswert Quartett mit Denis Scheck Max Frisch, Ingeborg Bachmann: Wir haben es nicht gut gemacht. Der Briefwechsel
Um die Beziehung von Max Frisch und Ingeborg Bachmann ranken sich viele Mythen. Jetzt wurde ihr Briefwechsel, der im Juni 1958 begann, zum ersten Mal veröffentlicht.
Ob diese Veröffentlichung tatsächlich ein neues Licht auf die Bachmann- und Frisch-Forschung wirft und die Verknüpfung von Leben und Werk der beiden Literaturgrößen nun neu gedacht werden muss – die „lesenswert“-Quartett Runde ist sich darüber nicht völlig einig…
Buchkritik Briefwechsel Ingeborg Bachmann und Max Frisch – „Wir haben es nicht gut gemacht.“
Lang erwartet, endlich da: Der Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Max Frisch ist literaturgeschichtlich hochbedeutsam, berührt die Leser mit filigranen Beschreibungen von Liebesglück und Liebesunheil und erbringt den Beweis, dass Menschen, die wunderbar über Gefühle schreiben können, ihnen trotzdem hilflos ausgeliefert sind.