Katharina Borchardt ist Literaturredakteurin und Moderatorin bei SWR Kultur. Außerdem arbeitet sie als freie Literaturkritikerin.
Katharina Borchardt ist Mitglied verschiedener Preisjurys. Seit 2008 ist sie Jurymitglied der Bestenliste „Weltempfänger“, die viermal im Jahr die besten Neuerscheinungen aus Afrika, Asien und Lateinamerika auszeichnet. Sie ist spezialisiert auf asiatische Literaturen. 2020 war sie in der Jury für den Deutschen Buchpreis.
Beiträge von Katharina Borchardt
lesenswert Magazin Was liest Kamala Harris? Und wie couchsurft man durch die Ukraine? – Wir wissen es!
Mit Büchern von Stephan Orth, Martina Hefter, Can Xue, Leonardo Padura und Lesetipps von Kamala Harris
Ein Buchgeschenke-Guide Bücher unterm Weihnachtsbaum: Geschenketipps der SWR Literaturredaktion
Zu den Feiertagen ganz persönliche Buchtipps aus dem Team der SWR-Literaturredaktion – zum Selberlesen oder zum Verschenken.
Gespräch Juliane Karwath - Die Abenteuer des Müllers Crispin
Ein fideles Kerlchen – das ist der Müllersgeselle Crispin, der vor etwa 300 Jahren durchs Schlesische wandert. Manch eine Ruine des Dreißigjährigen Kriegs steht noch in der Landschaft. Auf der Suche nach Arbeit läuft Crispin von Mühle zu Mühle. Immer wieder wird er in Dienst genommen, und er erlebt dabei einige Abenteuer. Juliane Karwath (1877-1931) wuchs in der Nähe der schlesischen Stadt Oppeln auf. „Die Abenteuer des Müllers Crispin“ schrieb sie später in Weimar, wo sie zahlreiche – heute größtenteils vergessene – Bücher verfasste und bis zu ihrem Tod lebte. Ihr märchenhafter Müller-Roman erschien 1922, während der Weimarer Republik. Also vor genau 100 Jahren. Jetzt wurde er vom Elsinor-Verlag wiederentdeckt. Wie ist es möglich, dass ein so anachronistischer Text zu Zeiten von Expressionismus, Dadaismus und Bauhaus erscheint? Im Gespräch mit SWR2-Liteaturredakteurin Katharina Borchardt erklärt die Kulturwissenschaftlerin Hanna Engelmeier, warum „Müller Crispin“ kein literarischer Hochgenuss ist und dennoch stark fasziniert. | Elsinor-Verlag, 160 Seiten, 16 Euro | ISBN 978-3942788588 | Gespräch mit Hanna Engelmeier
Gespräch Exil, Heimkehr, Entfremdung - Der Afrikanist Manfred Loimeier über den Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah
Der diesjährige Literaturnobelpreis geht an Abdulrazak Gurnah. Geehrt wird er dafür, „die Auswirkungen des Kolonialismus und das Schicksal des Flüchtlings zwischen den Kulturen und Kontinenten“ zu schildern. Gurnah weiß, wovon er schreibt: Er wurde 1948 auf der Insel Sansibar geboren und floh als junger Mann nach England. Dort schrieb er zehn Romane sowie einige Erzählungen und lehrte Postkoloniale Literatur an der Universität Kent. Dazu zählen sicherlich auch seine eigenen Bücher, die auf Deutsch augenblicklich leider nur antiquarisch erhältlich sind. Der Heidelberger Afrikanist Manfred Loimeier setzt sich seit langem mit Abdulrazak Gurnahs Werk auseinander und erzählt davon im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt.
Gespräch Julia Franck - Welten auseinander
2019 entledigte sich die Autorin Julia Franck ihres Autorenarchivs. Mit nur 49 Jahren gab sie ihre Originalmanuskripte, Notizen und Briefe an das Literaturarchiv Marbach. Es schien, als wolle sie nicht mehr schreiben. Dabei war sie sehr erfolgreich. Ihre Bücher wurden in 39 Sprachen übersetzt, für einige erhielt sie namhafte Preise, etwa für den Roman „Die Mittagsfrau“ 2007 den Deutschen Buchpreis. Für einige Zeit wurde es still um sie.
Jetzt aber legt Julia Franck ein neues Buch vor: keinen Roman, sondern ein sehr privates Memoir. Die Geschichte einer Künstlerinnenfamilie, die zutiefst verwahrlost lebt – zuerst in Ost-Berlin und später in Schleswig-Holstein. Als Dreizehnjährige löst sich Julia Franck von der Familie und kehrt nach West-Berlin zurück. „Ein beeindruckendes, passagenweise atemberaubendes Buch“, sagt die Kritikerin Anja Brockert.
S. Fischer Verlag, 368 Seiten, 23 Euro
ISBN 978-3-10-002438-1
Gespräch Khuê Pham – Wo auch immer ihr seid
Der Vietnamkrieg hat viele VietnamesInnen ins Exil getrieben – auch nach Deutschland. 188.000 VietnamesInnen „mit Migrationshintergrund im weitesten Sinn“ verzeichnete das Statistische Bundesamt im Jahr 2019 für Deutschland. Einige von ihnen stammen aus Vietnam, andere haben vietnamesische Eltern, wurden aber in Deutschland geboren.
Die Geschichte der in Deutschland lebenden VietnamesInnen wird erst in den letzten Jahren erzählt. Einen großen Beitrag dazu leistet nun die ZEIT-Redakteurin Khuê Pham.
Khuê Pham wurde 1982 als Kind vietnamesischer Eltern in West-Berlin geboren. Für ihren Debütroman hat sie ihre Verwandtschaft interviewt, die teils in Deutschland und teils in den USA lebt. Auf diesen Gesprächen basiert ihr detailreiches Buch, das beschreibt, welche Folgen der Vietnamkrieg für viele Familien bis heute hat. „Wo auch immer ihr seid“ heißt Khuê Phams Roman, der auch von der fraglosen Zusammengehörigkeit einer sich politisch durchaus nicht immer einigen Familie erzählt.
Katharina Borchardt im Gespräch mit Khuê Pham.
btb Verlag, 304 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-442-75802-9
Gespräch C Pam Zhang - Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
Chinesische Figuren im Western? Gab es bisher kaum, obwohl im 19. Jahrhundert tausende Chinesen in die USA einwanderten. Sie schürften Gold, arbeiteten in den Kohleminen und schufteten beim Eisenbahnbau. Immer wieder waren sie rassistischen Übergriffen ausgesetzt – aber sie waren da, und sie blieben.
Es wird also wirklich Zeit, dass der amerikanische Western personell erweitert wird. Das macht jetzt die chinesischstämmige Amerikanerin C Pam Zhang in ihrem Debütroman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“. Ein hervorragend erzähltes Werk.
Hören Sie SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt im Gespräch mit der Kritikerin Kristine Harthauer.
Aus dem Englischen übersetzt von Eva Regul
S. Fischer Verlag, 352 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-10-397392-1
Gespräch Brillante Bücher mit eigentümlichem Blick auf die Welt - Die Gewinnerinnen des Preises der Leipziger Buchmesse 2021
Die Gewinnerinnen des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse stehen fest. In den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung wurden Iris Hanika („Echos Kammern“), Heike Behrend („Menschwerdung eines Affen“) und Timea Tankó („Apropos Casanova“) ausgezeichnet. Drei Frauen. Drei unabhängige Verlage. Drei Bücher, die mit ganz eigentümlichem Blick von der Welt erzählen. Eine gute Auswahl, findet der Kritiker Jörg Magenau.
Katharina Borchardt im Gespräch mit dem Kritiker Jörg Magenau.
Gespräch J. M. A. Biesheuvel – Reise durch mein Zimmer
In seiner „Reise durch mein Zimmer“ erzählt der niederländische Autor J. M. A. Biesheuvel (1939-2020) von den Geschichten hinter den Dingen in seinem Arbeitszimmer.
Katharina Borchradt im Gespräch mit Hanna Engelmeier.
Aus dem Niederländischen von Ulrich Faure
Faber und Faber, 120 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-86730-198-5
Gespräch Haruki Murakami – Die Chroniken des Aufziehvogels
„Mister Aufziehvogel“ heißt jetzt anders: Der bekannte Roman von Haruki Murakami wurde 1998 aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Damals breitete sich gerade das Murakami-Fieber in Deutschland aus, und die Fans warteten ungeduldig auf neue Lektüre. Eine Übersetzung aus dem Englischen ließ sich schneller bewerkstelligen.
Jetzt aber arbeitet der Dumont-Verlag nach und lässt die alten Titel von Ursula Gräfe nochmal neu übertragen – und zwar direkt auch dem japanischen Original. Die Neuübersetzung heißt deswegen auch „Die Chroniken des Aufziehvogels“ – und sie ist hervorragend gelungen, findet die Japanologin Isabella Arcucci.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Dumont Verlag, 1005 Seiten, 34 Euro
ISBN 978-3-8321-8142-0