Ein fideles Kerlchen – das ist der Müllersgeselle Crispin, der vor etwa 300 Jahren durchs Schlesische wandert. Manch eine Ruine des Dreißigjährigen Kriegs steht noch in der Landschaft. Auf der Suche nach Arbeit läuft Crispin von Mühle zu Mühle. Immer wieder wird er in Dienst genommen, und er erlebt dabei einige Abenteuer. So begegnet er einem Werwolf, gerät in die Gesellschaft von Schatzsuchern und verliebt sich in eine Jungfer, die aber kurz davor ist, ins Kloster zu gehen.
Juliane Karwath (1877-1931) wuchs in der Nähe der schlesischen Stadt Oppeln auf. „Die Abenteuer des Müllers Crispin“ schrieb sie später in Weimar, wo sie zahlreiche – heute größtenteils vergessene – Bücher verfasste und bis zu ihrem Tod lebte.
Ihr märchenhafter Müller-Roman erschien 1922, während der Weimarer Republik. Also vor genau 100 Jahren. Jetzt wurde er vom Elsinor-Verlag wiederentdeckt. Wie ist es möglich, dass ein so anachronistischer Text zu Zeiten von Expressionismus, Dadaismus und Bauhaus erscheint?
Im Gespräch mit SWR2-Liteaturredakteurin Katharina Borchardt erklärt die Kulturwissenschaftlerin Hanna Engelmeier, warum „Müller Crispin“ kein literarischer Hochgenuss ist und dennoch stark fasziniert.