Selbst Computer-Simulationen von Fußballspielen sind nicht so harmlos wie es scheint. Das zeigt die ARD-Doku „Glücksspiel für Kinder? Wie FIFA und Co. an Kids verdienen“. Der Experte Christian Groß weist im Gespräch mit SWR2 darauf hin, dass selbst einfach erscheinende Spiele für Minderjährige Gefahren bergen, die nicht nur finanziell, sondern auch psychisch heftige Folgen haben können.
FIFA-Spiele bergen Suchtpotenzial für Kinder
Das Problem sind für Christian Groß virtuelle Schatztruhen („Lootbox“), wie sie auch die „FIFA“-Reihe enthält. Sie bergen nach Ansicht des Psychiaters nicht nur bei Minderjährigen Suchtpotenzial. „Man weiß nie vorher, was in den Boxen drin ist“, sagt Groß, „das ist der Überraschungsei-Effekt.“ Man wolle mehr davon bekommen. Deshalb enthielten auch Games, mit denen man Fußball-Spiele simulieren kann, „in hoher Menge glücksspielimmanente Faktoren“. Dass dabei oft nur Taschengeldbeträge bezahlt werden, sei unwichtig – die eingesetzten Summen steigerten sich später.
In der ARD Mediathek ARD Story: „Glücksspiel für Kinder? – Wie FIFA & Co an Kids verdienen“
Paul spielt leidenschaftlich FIFA. Dort tritt er online gegen andere Gamer an. Der Schlüssel zum Erfolg in diesem Spiel liegt in der Qualität der Spieler. Um an diese zu gelangen, setzt Paul auf das Öffnen von sogenannten Lootboxen.
Ein wichtiges Kriterium dafür, dass es sich bei der FIFA-Serie um Glücksspiel handelt, ist aus der Sicht von Groß der Einsatz von realem Geld. Damit die Behörden das Spiel nicht als Glücksspiel klassifizierten, hätten die Entwickler aber dafür gesorgt, dass es keine realen Summen zu gewinnen gibt. Clever gemacht, so der Sucht-Fachmann, aber: „Die psychologischen Mechanismen und wie das auf unser Gehirn wirkt – das ist wie Glücksspiel.“
Frühe Verführung zum Glücksspiel birgt langfristige Folgen
Die langfristigen Folgen bei Kids, die bereits auf diese Art dem Suchtrisiko Glücksspiel ausgesetzt werden, sind für Groß eklatant. Es bestehe die Gefahr, sich auch im realen Leben anders zu verhalten: „Das führt dazu, dass ich später risikobereiter bin, im Alltag, in der Freizeit zu Risiko neige – auch beim Konsum von Drogen.“ Insgesamt sei eine frühe Verführung „nicht so günstig für die emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.“
Nicht allein den Eltern die Verantwortung aufbürden
Bisher liegt die Verantwortung für den Glücksspiel-Konsum von Kindern bei deren Eltern. „Falsch!“ sagt Groß. Zumindest müssten diese besser aufgeklärt werden: „Die Anbieter, die Politik, der Jugendschutz sind in der Verantwortung.“ Viele dächten, eine Fußball-Simulation sei unbedenklich, hätten auch nicht die Zeit, sich in der Tiefe mit diesen Spielen auseinanderzusetzen. „Das muss direkt mit dem Erwerb der Spiele passieren – das haben wir auch bei Alkohol. Da wird Suchtprävention gemacht.“
Sucht durch Prävention und Beratung eingrenzen
Für Betroffene empfiehlt der Glücksspiel-Therapeut, sich beraten zu lassen. Zu empfehlen sei unter anderem im Internet die Homepage Clicksafe. Groß: „Die finde ich gut, da gibt's viel Präventionsmaterial für Eltern.“ Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Prävention sei eine gute Adresse, um die Gefahren von Glücksspiel bei Kids erkennen und eine Sucht verhindern zu helfen.
Digitale Medien, Computerspiele, Spielothek Wenn Spielen süchtig macht
Wann wird Spielen krankhaft und wie kann man Betroffenen helfen? Darüber haben wir mit Klaus Wölfling gesprochen. Er ist Leiter der Suchtambulanz Mainz.