Die Nationalsozialisten verfolgten vor und während des Zweiten Weltkrieges Millionen von Jüdinnen und Juden, Sinti*ze und Rom*nja, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen Zeugen Jehovahs und politische Gegner*innen. Ihre Opfer wurden erniedrigt, zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet. All ihnen wird am 27. Januar gedacht: seit 1996 in Deutschland und seit 2005 weltweit.
Mannheimer Queer-Aktivist gedenkt im Bundestag der im Holocaust ermordeten Homosexuellen und Trans-Personen
In seiner alljährlichen Gedenkstunde am 27. Januar erinnert der Deutsche Bundestag an die Opfer des Nationalsozialismus. In diesem Jahr gilt der Gedenktag besonders jenen Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.
Als Ehrengäst*innen sprechen in diesem Jahr die niederländische Autorin Rosette Kats und der Mannheimer Queer-Aktivist Klaus Schirdewahn. Kats, 1942 als Tochter jüdischer Eltern geboren, überlebte den Holocaust bei einem Ehepaar in Amsterdam. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr sie von ihrer jüdischen Herkunft.
Der Mannheimer Klaus Schirdewahn engagiert sich seit Jahrzehnten für die gesellschaftliche Anerkennung und die Rechte queerer Menschen in Deutschland. 1964 wurde der damals 17-Jährige nach Paragraf 175 als Homosexueller verhaftet – gemäß einer Rechtssprechung, die die junge Bundesrepublik unverändert aus der Nazi-Zeit übernommen hatte.
Der Deutsche Bundestag erinnert an Nazi-Unrecht, das in der Bundesrepublik bis 1969 forwirkte
1935 verschärften die Nationalsozialisten im Zuge der Ermordung des SA-Führers Ernst Röhm den aus der Kaiserzeit stammenden Paragraf 175 des Reichsstaatsgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Personen des männlichen Geschlechts unter Strafe stellte.
Homo- und bisexuelle sowie transgeschlechtliche Personen wurden in sogenannten „Rosa Listen“ polizeilich erfasst und in Konzentrationslagern ermordet. Bis 1969 fand der Paragraf in der verschärften Fassung von 1935 Anwendung. Erst 1994 wurde Paragraf 175 ersatzlos aus der deutschen Gesetzgebung gestrichen.
Ralf Bogen über die Verfolgung queerer Menschen zur NS-Zeit:
27. Januar: Ein Tag im Gedenken an die Opfer des Holocaust
Am 27. Januar 1945 befreiten russische Truppen die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz nahe der polnischen Stadt Oświęcim. Hier allein wurden von den Nationalsozialisten ab 1940 etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. Die tatsächlichen Zahlen der Opfer des Holocaust können auch heute nur geschätzt werden. Es wird davon ausgegangen, dass mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch die Nazis ermordet wurden – mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Europas.
Niemals vergessen: Holocaust und Erinnerungskultur
Erinnerungskultur Holocaust-Gedenken – Wie Jugendliche das Erinnern lernen
Zeitzeugen, die von ihrer Geschichte erzählen könnten, gibt es bald nicht mehr. Doch Gedenkstättenbesuche sind für Schulklassen oft nur öde Pflichtbesuche. Wie vermittelt man Jugendlichen den Holocaust?
Zeitgenossen Mehmet Daimagüler: „Wir müssen den Schmerz spüren.“
Für die Sinti und Roma, die den Nationalsozialismus überlebt haben, gab es keine „Stunde Null“. Sie wurden auch im Nachkriegsdeutschland weiter diskriminiert, sagt der erste Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler.
Schicksale des Holocaust
Leben Was bleibt – Zilli Schmidts Vermächtnis
Die letzten Zeitzeugen des Holocaust sterben. Wie die Sintezza Zilli Schmidt. In einem Wettlauf gegen die Zeit haben Historikerinnen versucht, ihre Erfahrungen für die Nachwelt zu bewahren.
Zeitgenossen | Zum Tod von Renate Lasker-Harpprecht Renate Lasker-Harpprecht: „Ich will mir nicht den Rest meines Lebens von Hitler diktieren lassen“
Renate Lasker-Harpprecht war Holocaust-Überlebende, die nach ihrer Maxime lebte: „Ich will mir nicht den Rest meines Lebens von Hitler diktieren lassen“. Die Journalistin und aufmerksame Beobachterin des Zeitgeschehens starb am 3. Januar 2021 in Süd-Frankreich im Alter von 96 Jahren.
Zeitzeugnisse
16.4.1945 Radioansprache von Anita Lasker nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen
16.4.1945 | Am 15. April 1945 wurde die 19-jährige Anita Lasker von britischen Truppen aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Schon einen Tag später berichtete sie im deutschen Programm der BBC, was sie erlebt hatte.
Geschichte Tötungsanstalt Grafeneck – Die NS-Kranken-Morde auf der Schwäbischen Alb
In Grafeneck auf der Schwäbischen Alb töteten die Nazis 1940 mehr als 10.000 Menschen mit Behinderung: Psychisch kranke und behinderte Frauen, Männer und Kinder werden dort in dem Schlossgebäude mit Kohlenmonoxid umgebracht. Die sogenannte Aktion T4 galt als Probelauf vor dem Holocaust und sollte geheim bleiben. Von Pia Fruth. | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/grafeneck | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Twitter: @swr2wissen
Leben | Kinder des Krieges (2/5) Kindheit im Lager - Die Überlebenden des Holocaust
Josef ist sechs, als er 1944 vom KZ Flossenbürg auf einen Todesmarsch geschickt wird. Helga wird mit 14 nach Auschwitz deportiert. Vera erlebt das Kriegsende im KZ Theresienstadt.