Mit drastischen Slogans gehen derzeit in Deutschland Landwirte auf die Straße. Sie fühlen sich durch die Sparmaßnahmen und Subventionskürzungen der Bundesregierung bedroht. Viele Landwirte haben in den vergangenen Jahren ihre Höfe aufgegeben.
Kulturgeograph Werner Bätzing von der Uni Erlangen-Nürnberg beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit philosophischen Grundsatzfragen der Mensch-Natur-Beziehung und sagt, wenn die Landwirtschaft stirbt, verlieren wir mehr als nur eine wichtige Nahrungsquelle, dann gehe auch Kultur verloren.
Gute Landwirtschaft dient dem Umweltschutz
Dass Bauern auch Kulturlandschaften pflegen, werde nicht gesehen. „Diese sind auch die Grundlage für Erholung und Umweltschutz. Wenn man Landwirtschaft vernünftig und nachhaltig macht, wird gleichzeitig auch die Umwelt geschützt“, so Bätzing.
Bätzing hofft, dass sich auch Handwerker, Gastronomen, Spediteure und andere den Bauernprotesten anschließen, „weil das, was die Regierung macht, Sachen sind, die lassen das ganze System an die Wand fahren.“ Die Bauern sollten von anderen Berufs- und Interessengruppen unterstützt werden, aber nicht von Rechtsradikalen, betont Bätzing.
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Rezension von Roman Kaiser-Mühlecker.
C.H.Beck-Verlag
ISBN 978-3-406-74825-7
320 Seiten
26,80 Euro
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